0863 - Auf den Schwingen des Todes
schrie Zamorra. »Sind Sie wahnsinnig geworden?« Bevor er eingreifen konnte, fuhr Pilgrim, dem der Rammstoß auch jetzt nicht das Geringste ausmachte, herum. Sein kleiner rechter Arm zuckte vor, messerscharfe Krallen rissen die Schulter des Fathers auf. Ein Blutstrom ergoss sich auf den schwarzen Anzug.
Pilgrim holte zum tödlichen Hieb aus. In diesem Moment reagierte Merlins Stern . Aus eigener Initiative vernichtete er den Dämonischen mit zwei silbernen Blitzen. Einige Sekunden später gab es Pilgrim nicht mehr.
Zamorra, der seinen ursprünglichen Befehl zum Nichtangriff auf den Gargoyle noch nicht wieder aufgehoben hatte, betrachtete das Amulett nachdenklich. Taran, das wiedergekehrte Amulettbewusstsein, schien seine eigenen Vorstellungen zu besitzen. Das machte Merlins Stern unberechenbar, wie es eine Zeit lang schon einmal gewesen war.
Währenddessen kümmerte sich Nicole um die blutende Schulter des Fathers. »Wir müssen schnellstens nach oben, Sie brauchen einen Arzt«, stellte sie fest.
»Ja, natürlich«, erwiderte der Professor. »Gehen wir. Aus irgendwelchen Gründen weilt auch dieser Eisenpreis nicht mehr unter den Lebenden.«
Als sie durch die Katakomben eilten, stoppte Nicole plötzlich. »Wartet hier bitte einen kleinen Moment auf mich, Chéri«, sagte sie, »ich muss zurück. Ich vermisse meinen Blaster.«
Zamorra nickte. Der Strahler aus den Beständen der Ewigen war tatsächlich nicht an die Magnetplatte an Nicoles Gürtel geheftet.
Fünf Minuten später war sie mit der Waffe zurück. »Also weiter jetzt«, sagte sie nur.
Einige Minuten später befanden sie sich wieder in ihrer eigenen Welt.
***
Brooklyn, New York:
Zamorra nahm kurzerhand den Leichenwagen, lud Nicole und den Father ein und fuhr damit quer über den nächtlichen Friedhof. Das war kein Problem, da der Greenwood Cemetery an Wochenenden sowieso für den Autoverkehr freigegeben war und dementsprechende Straßen existierten. Sie konnten bequem durch den riesigen Haupteingang, den der Gargoyle auf der Herfahrt irgendwie geöffnet haben musste. Beim Pfarrhaus wechselten sie in das Auto des Fathers und fuhren ihn zum nächsten Krankenhaus. Nachdem die Wunde desinfiziert und fachmännisch versorgt war, durfte der Senior Pastor wieder nach Hause. Sie fuhren zum Pfarrhaus zurück.
»Ein voller Erfolg«, freute sich Father Nathan Rempel und schenkte freudestrahlend drei Gläser Rotwein ein. »Wir haben die Dämonischen zur Hölle geschickt. Bis auf den einen Gargoyle, aber den holen wir uns auch noch. Das muss begossen werden. Ich wusste gleich, dass es eine gute Idee war, Sie und Ihre Kampfgefährtin zu Hilfe zu rufen, Professor.«
Nicole lächelte den Father eigentümlich an. Gefährlich und irgendwie lauernd. »Noch ist die Geschichte nicht ganz ausgestanden, Father Rempel. Oder sollte ich besser Alfred Eisenpreis sagen?« ihre Stimme klang plötzlich scharf und schneidend.
Der Senior Pastor versteifte. Auch Zamorra spitzte die Ohren. Es war schlagartig so ruhig im Raum, dass man die berühmte Stecknadel hätte fallen hören können.
Father Rempel lachte unsicher. »Was meinen Sie damit, Miss Duval? Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
»Und ob Sie mich verstehen, Eisenpreis.« Wie zufällig legte Nicole den Blaster vor sich auf den Tisch. Der Abstrahlpol zeigte direkt auf den Körper des Geistlichen. »Ich bin mir jetzt sicher, dass Sie es nicht mitbekommen haben, Eisenpreis. Aber als ich Ihr Bild in der Schutzengelkirche ansah, bekam ich geistigen Kontakt zu Ihrem Bewusstsein. Ihre Gedanken und Ihre Erinnerungen lagen offen vor mir, ich weiß jetzt, was sich damals abgespielt hat. Und ich weiß genau, wer Sie sind.«
»Ach was«, entfuhr es dem verblüfften Zamorra. »Und warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Wann denn, Chéri? Wir waren die ganze Zeit mit Kämpfen beschäftigt.«
»Auch wieder wahr.«
Der Senior Pastor hatte sich gefangen. »Entschuldigen Sie, Miss Duval, dass ich so offen bin, aber ich denke, dass Sie Unsinn reden. Wie könnte ich dieser Eisenpreis sein? Und was soll damals passiert sein?«
Nicole erzählte in allen Einzelheiten, was sie erfahren hatte. »Sie sind ein Dybbuk, Eisenpreis. Das heißt, Sie können die Bewusstseine fremder Menschen mit Ihrem eigenen übernehmen. Als ich das erfahren hatte, wurde mir plötzlich einiges klar. Ich fragte mich nämlich schon die ganze Zeit, wie es möglich war, dass Sie einfach so die Dimensionsgrenze überschreiten konnten, wo wir beide die Hilfe
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