0863 - Die Sirene von Atlantis
Gesichter verzerrt, die Augen weit offen. Kara kannte sie als harte Arbeiter. Daß sie eine derartige Furcht hatten, wollte ihr nicht in den Kopf. Obwohl sie zugeben mußte, schon des öfteren bei den Märchen- und Legendenerzählern der Stadt schlimme Geschichten über Monster und Dämonen gehört zu haben, die in geheimnisvollen Verstecken lebten.
Auch über Seeschlangen und monströse Wasser-Ungeheuer war gesprochen worden, aber damit hatten sie nichts zu tun bekommen.
Oktavio erweckte jetzt den Eindruck, als wollte er nicht mehr reden.
Kara tat ihm den Gefallen und schwieg ebenfalls. Statt dessen konzentrierte sie sich auf das neue Ziel, das im gleißenden Licht der Sonne lag und allmählich immer näher heranrückte.
Der Schatten war nicht mehr so hell und unscharf. Kara kannte andere Inseln, sie hatte auch schon einige Reisen als Begleiterin ihres Vaters hinter sich gebracht, aber so wie hier hatte sie noch keine Insel erlebt, auf die sie zugefahren waren.
Die Insel war so flach wie eine Teigform. Es gab keine Erhebung auf ihr, aber auch nichts Grünes. Keine Bäume, Sträucher, Hecken oder Blumen.
Ein ödes Stück Land.
Ein Land des Todes.
Kara wurde durch das Murmeln aufmerksam, das hinter ihrem Rücken aufgeklungen war. Ohne ihren Standort zu verändern, drehte sie sich um. Die vier Männer der Besatzung standen beieinander und schickten den Göttern Gebete entgegen.
Kara hütete sich, über die Männer zu lächeln. Sie wollte sich auch nicht daran beteiligen, sondern konzentrierte sich auf den Rest der Reise und auf das Wasser, das eine gewisse Unruhe zeigte. Auch das Schiff fuhr nicht mehr so ruhig. Die Brandung war enorm.
Der Kapitän schickte seine Männer auf die Posten. Er selbst versuchte sich am Ruder.
Das interessierte Kara nicht.
Sie hatte den Gesang gehört.
Er wehte ihr entgegen. Nur Sekunden dauerte es, bis ihr plötzlich ein Licht aufging.
Den Gesang kannte sie.
Er war typisch für eine bestimmte Person. Plötzlich wußte Kara, wer sie auf der Insel erwartete.
Roya, die verschollene »Schwester«…
ENDE des ersten Teils
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