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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lautsprechern.
    Sie lebte, sie litt mit, und diese Gefühle spiegelten sich auf Karas Gesicht wider. Es lag im Schatten, obwohl der Mond als bleicher, runder Fleck am Himmel stand. Sein Licht aber streute an den Steinen vorbei, es floß in die Landschaft hinein und ließ Kara aussehen wie eine einsame und verloren wirkende Person.
    Der Gesang blieb.
    Eine Botschaft für sie. Sehr intensiv sogar, sonst wäre sie nicht aus dem tiefen Schlaf erwacht. Da hatte sie zwar nicht das Singen vernommen, dafür aber eine Vorwarnung, und diese wiederum hatte sie an das Ziel getrieben.
    Warum sang die Frau?
    Was sollte ihr, Kara, damit gesagt oder erzählt werden? Da mußte es einen Grund geben, der ausschließlich sie persönlich etwas anging, und auch die Stimme kam ihr bekannt vor.
    Während Kara lauschte, suchte sie in der Erinnerung. Ihre Gedanken blieben nicht der Gegenwart verhaftet, sie glitten weit, weit zurück. Sie forschten in der Vergangenheit, und Kara bemerkte plötzlich, daß so etwas wie ein kleines Licht der Erinnerung aufglühte.
    Ja, da war etwas gewesen.
    Damals – in Atlantis…
    Himmel, so weit zurück reichte die Erinnerung, obwohl sie Tausende von Jahren nicht existent gewesen war.
    Aber die Zeit in Atlantis, all das Schöne, aber auch das Schreckliche, das sie erlebt hatte, ließ sich einfach nicht löschen.
    Diese Stimme war eine Botschaft aus dem alten Reich…
    Das Singen blieb. Leiser jetzt, trotzdem gut zu hören. Ein verwehender Klang, der wie auf Wolken tanzte und ihr von ihren Flügeln nahegebracht wurde.
    Dann schrak sie zusammen.
    Auf einmal war die Stimme schrill geworden. Aus ihr klangen ein wahnsinniger Haß hervor und gleichzeitig Flüche nach Tod und Vernichtung.
    Kara roch das Blut der getöteten oder verletzten Menschen. Es war teilweise im Boden versickert und dampfte noch. Die getöteten Kämpfer lagen in ihrem eigenen Blut!
    Aber eine Person schritt über das Schlachtfeld. Kara sah sie wie einen Schatten. Die Bilder waren aus ihrer Erinnerung hochgestiegen. Mal zeigten sie eine gewisse Schärfe, dann wiederum waren sie ohne Glanz und wirkten verschwommen, als wäre jemand dabei, sie wegzuputzen.
    Nur die Person blieb. Sie war die Sängerin, sie hatte gewonnen, sie besang die Toten, sie gönnte ihnen ein letztes Lied und freute sich trotzdem über ihre Vernichtung.
    Sie war furchtbar und grausam.
    Der Gesang verstummte. Nicht in einem klagenden Laut, sondern mit einem harten und scharfen Lachen, das wie eine Botschaft über das Schlachtfeld hinwegwehte. Es hatte eine Decke über die Leichen ausgebreitet, die langsam zerfaserte.
    Zurück blieb nichts mehr, nur Kara selbst. Keine Erinnerung, keine Botschaft, nur die Realität. Es dauerte eine Weile, bis in ihren Körper wieder Regung kam. Dabei fühlte sie etwas durch ihren Körper fließen, das am Kopf begann und bis zu den Füßen reichte. Es erinnerte sie an Elektrizität. Kara fühlte sich tatsächlich aufgeladen und wie jemand, der nicht mehr auf dem Boden stand, sondern darüber hinwegschwebte.
    Die Steine schwiegen…
    Aber sie hatten ihr eine Botschaft vermittelt, denn sie waren die Verstärker, die Überträger, sie brachten die Vergangenheit an sie heran, und sie hatten ihr gleichzeitig klargemacht, daß diese Vergangenheit nicht vergessen war.
    Es gab sie noch.
    Sie hatte sich gemeldet, auch wenn sie jetzt stumm blieb, aber es war ein erstes Zeichen.
    Noch einmal schaute sich Kara zwischen den Flammenden Steinen um. Sie entdeckte nichts mehr. Die Steine hatten ihre Pflicht getan, und dabei würde es zunächst bleiben. Sicherlich würden sie sich irgendwann wieder melden, aber bis zu diesem Zeitpunkt würde viel Zeit vergehen. Oder nicht?
    Nein, die Ruhe war dahin. Nicht grundlos war Kara vom Gesang dieser Frau gestört worden. Schwach zeichneten sich die Bilder in der Erinnerung ab. Das Heer der Toten, all die leblosen Körper in ihrem Blut und zwischen ihnen, hochaufgerichtet, eine schattenhafte Gestalt.
    Die Siegerin – und Sängerin!
    Kara überlegte, dachte nach. Sie wühlte in ihrem Gehirn. Da war etwas, das sie unbedingt herausfinden mußte. Es gab einen Namen, es gab diese Frau. Sie und Kara hatten in einem unmittelbaren Zusammenhang gestanden, aber sie hatten sich nicht geliebt, obwohl sie sich persönlich sehr nahe gewesen waren.
    Warum?
    Wer war sie?
    Mit gesenktem Kopf schritt die Schöne aus dem Totenreich durch das Gras. Die langen Haare wehten wie dunkle Gardinen vor ihrem Gesicht. Kara überlegte, sie

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