0863 - Die Sirene von Atlantis
gerade in Stonehenge konzentriert hatte.
Die Steine waren und blieben ein Rätsel, das er auch nicht auflösen wollte. Er wollte nur daran teilhaben und von der Kraft partizipieren.
Hanson war nicht allein gekommen. Er hatte seine Frau Gaby mitgebracht, die mit ihm zusammen die Kurse leitete. Sie war die praktische Person in der Verbindung, sorgte für die korrekten Einnahmen und die ebenso korrekte Abrechnung und überließ die spekulativen Dinge ihrem Mann, der nicht genau wußte, ob Gaby auch wirklich so dachte wie er oder ob sie nur immer mitkam, um ihm eine Freude zu machen. Klarheit hatte er nicht bekommen, er wollte sie auch nicht fragen, um sie nicht in Gewissenskonflikte zu stürzen.
Mitten in der Nacht war er aufgestanden. Das heißt, zu der Zeit, als die vierte Morgenstunde anbrach. Bis zum normalen Sonnenaufgang war es noch etwas hin, aber Sid mußte auch Vorbereitungen treffen: Kaffeekochen, eine flüchtige Gesichtswäsche, das Herauslegen bestimmter Gegenstände. Dazu gehörten das Infrarot-Nachtglas und der Camcorder, der mit einem kleinen Monitor ausgerüstet war.
Was er sonst noch benötigte, stand bereits auf dem flachen Dach des Wohnmobils.
Es waren zwei Stühle. Einer für seine Frau, der zweite war für ihn, und ein Klemmbrett mit mehreren Seiten darauf sowie Bleistiften.
Erst als Sid mit allem fertig war, weckte er seine Frau Gaby. Verschlafen brummte sie und wollte gar nicht aufstehen. Sid kannte das, seine Frau war eben eine Langschläferin.
Er zog sie leise lachend in die Höhe und drückte ihr ein nasses Tuch gegen die Wange.
Das machte sie munter.
Bevor sich Gaby beschweren konnte, legte er ihr einen Finger auf die Lippen. »Sei still, andere wollen noch schlafen.«
Sie rieb ihre feuchte Wange. »Ist es denn schon soweit?«
»Klar.«
Gaby schwang sich aus dem schmalen Bett und blieb auf der Kante sitzen. Es war noch warm im Wagen, denn in der Nacht hatte es sich kaum abgekühlt.
Sid turnte bereits auf dem Dach herum. Im Gegensatz zu seiner Frau war sein Haar braun. Er trug es lang und im Nacken zu einem Zopf. An seinem linken Ohr baumelte ein Ring. Sid hatte ein schmales Gesicht, rasierte sich immer erst nach drei Tagen und schaute aus seinen dunklen Augen stets ein wenig melancholisch in die Welt.
Gaby fiel mit ihrer lockigen Strohfrisur immer auf. In ihrem Gesicht verteilten sich die Sommersprossen, und sie mußte sich davor hüten, zu lange in der Sonne zu sein. Das vertrug ihre helle Haut nicht.
Wie ihr Mann trug auch sie einen Trainingsanzug und Turnschuhe.
Noch ziemlich verschlafen stand sie in der Minidusche mit dem Mini-Waschbecken und rieb sich mit etwas Wasser den Schlaf aus den Augen.
Gaby Hanson kämmte sich noch und verließ dann den Wagen.
Die Leiter aufs Dach befand sich dicht neben dem Ausstieg. Gaby drückte die Tür nur zu, bevor sie nach oben kletterte. Als sie über die Dachkante schauen konnte, legte sie eine Pause ein.
Ihr Mann hatte sich gesetzt. Er hantierte mit dem Camcorder herum und stellte dort etwas ein. Als Lichtquelle hatte er sich mit einer Taschenlampe begnügt.
»Ist alles okay, Sid?«
Hanson schaute hoch. »Ja, bestens.«
»Gut.« Gaby hangelte sich aufs Dach und ging zu ihrem Stuhl, der neben dem ihres Mannes stand. Leider besaßen sie nur ein Nachtsichtgerät, aber sie würden sich abwechseln, wenn es etwas Interessantes zu sehen gab.
Sie waren erst am Vorabend eingetroffen. Es war ihr erster Sonnenaufgang, den sie erlebten, und Sid versprach sich einiges davon.
Gaby war skeptischer, aber Sid hatte sich nicht beirren lassen. Er war der Meinung gewesen, daß beide genau zum richtigen Zeitpunkt eingetroffen waren und sich an den Steinen etwas tun würde.
»Was denn?« hatte Gaby gefragt.
»Das kann ich dir nicht sagen, aber es gibt da ein Feeling, das ich spüre. Mein Kupferarmband sendet etwas aus, vielleicht eine Botschaft.«
»Weißt du denn nichts Genaueres?«
»Noch nicht.«
Gaby hatte sich letztendlich damit zufriedengegeben. Tief in ihrem Innern hoffte ja auch sie, daß etwas passierte, etwas Ungewöhnliches geschah, endlich mal, und daß dieses lange Warten und Hoffen ein Ende hatte.
Sie wollte einfach Beweise haben. Diese dann mit der Kamera festhalten, um den Schülern endlich mit konkreten Dingen kommen zu können. Das wäre etwas gewesen und natürlich gut fürs Geschäft.
Sie schaute sich vom Dach des Wagens aus um. Auch wenn es still war, es gab außer ihnen noch mehr Besucher, die auf den Beinen waren, um den
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