0863 - Die Sirene von Atlantis
daß wir hier keinen Film erlebten. Wahrscheinlich standen die Steine in einer direkten Verbindung zu dem längst versunkenen Kontinent Atlantis, und der wiederum hatte gezeigt, wozu er letztendlich noch fähig war.
Nichts bewegte sich zwischen den Türmen und auf den Korridoren. Die Sonne fand überall ihren Weg, sie erhellte auch den Platz, wo die Morde geschehen waren.
Der Kollege McNeill hatte einige Fotos auf dem Tisch ausgebreitet.
Aufnahmen in Schwarzweiß. Sie alle zeigten den Tatort aus verschiedenen Blickwinkeln.
Wir sahen die beiden Leichen, und wir sahen auch, wie sie ums Leben gekommen waren. Kein Anblick für schwache Nerven, zumindest nicht bei dem zweiten Toten, der tatsächlich geköpft worden war. Da hatte diese Mörderin erbarmungslos zugeschlagen.
In meinem Hals zog sich etwas zu. Ich verspürte eine irrsinnige Wut gegenüber dieser Gestalt und wünschte mir, ihr gegenüberzustehen. Ob ich das je schaffte, war fraglich.
»Dann ist sie verschwunden«, hörte ich McNeill sagen. »Sie war plötzlich weg. Verdammt!«
»Soll ich fragen, wohin?«
Er lachte. »Sie sind gut, Sinclair. Die Blonde tauchte weg. Sie löste sich auf. Das jedenfalls haben Zeugen behauptet. Mein Kollege und ich haben gehört, wer Sie sind. So etwas wie Geister- oder Spukjäger. Wie auch immer, ich jedenfalls wünsche Ihnen viel Erfolg bei ihrer Suche nach dieser Blonden.«
»Ja, danke.«
»Wie wollen Sie denn vorgehen?«
Ich drehte dem Tisch den Rücken zu. »Zunächst einmal werden wir uns den Tatort genauer anschauen.«
»Da werden Sie nichts finden.«
»Aber schauen können wir doch.«
»Bitte, bitte«, sagte McNeill pikiert. »Ich habe Ihnen nur helfen wollen.«
»Ist schon recht.«
»Wie geht es dann weiter? Glauben Sie denn, daß die Mörderin zurückkehrt, nur weil Sie auf sie warten?«
»Was wir glauben, ist im Moment zweitrangig«, erwiderte Suko.
»Wir haben unsere eigenen Methoden.«
Flint und McNeill lachten gemeinsam. »Dann machen Sie mal. Wir sind ja auch noch hier.«
»Stimmt«, bestätigte ich nickend. »Dazu möchte ich noch etwas sagen.« Sie schauten mich gespannt an, als ich fortfuhr. »Sollten hier Vorgänge geschehen, mit denen Sie nicht zurechtkommen, tun Sie sich selbst und auch uns einen Gefallen. Greifen Sie bitte nicht ein. Überlassen Sie die Dinge meinem Kollegen und mir.«
»Auf mich können Sie zählen«, sagte der ältere Flint. »Ich würde lieber in meinem alten Büro sitzen und aus dem Fenster schauen. Ich stelle mir dann immer vor, an der See zu sein. An einem herrlichen Strand zu liegen. Das ist es doch, was der Mensch braucht.«
»Hin und wieder schon«, gab ich zu. »Aber nicht jetzt. Sie wissen Bescheid.«
»Klar.« McNeill nickte. »Gehen Sie nur, wir sind die letzten, die Sie aufhalten werden.«
Ich trat mit einem säuerlichen Grinsen auf den Lippen nach draußen. Manchmal machte es eben richtig Spaß, mit den netten Kollegen zusammenzuarbeiten…
***
Wir waren da, und wir wurden tatsächlich von den zurückgebliebenen Kollegen durch Ferngläser beobachtet, wie wir an einigen Reflexen erkannten.
Sollten sie, uns störte es nicht.
Für uns gab es wichtigere Dinge zu tun, und es war keine Selbstüberschätzung, wenn wir davon ausgingen, daß wir möglicherweise etwas fanden, das die Kollegen übersehen hatten.
Wir standen im Zentrum bei den höchsten Steinen. Mächtige Blöcke, die wie zwei Beine wirkten und durch die über ihnen liegende Steinplatte verbunden waren. Aus der Ferne wirkte alles klein. Wer sich tatsächlich, so wie wir, zwischen den Steinen befand, der konnte schon staunen.
Auf dem Boden entdeckten wir noch schwache Kreidestriche. Da waren die Umrisse der beiden Leichen nachgezeichnet worden.
Über uns stand die Sonne wie ein brennender Stern, der sein gleißendes Licht verstreute. Wir schwitzten furchtbar.
Mehr als einmal hoben wir die Schultern, denn sosehr wir auch den Boden absuchten und selbst die in der Nähe stehenden Steine kontrollierten, es gab keinen Hinweis auf die blonde Frau.
Ziemlich sauer und leicht verärgert hockte ich mich in den Schatten. »Das war nichts«, sagte ich.
Suko stimmte mir zu. »Und wenn du den Versuch mit dem Kreuz wagst…?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Atlantische Magie, Stonehenge-Kraft? Glaubst du denn, daß uns mein Kreuz da hilft? Ich glaube nicht, daß es einen Korridor reißen wird.«
»Das kann sein.«
»Also lassen wir es.«
»Und du spürst auch nichts – oder?«
»Was denn?«
»Eine
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