0865 - Auf ewig verflucht?
konnte ich vergessen, denn ich war nicht zu meinem Vergnügen gekommen, ich wollte einen Fall aufklären, der, verglich ich ihn mit einem Eisberg, nur mehr als Spitze zu sehen war.
Alles, was darunter lag, würde ich aufwühlen müssen und bestimmt so manche Schlammlawine hochtreiben.
Ein Leihwagen stand bereit. Ich hatte mich für einen Fiat Tipo entschieden.
Eine freundliche Angestellte strahlte mich an, als wäre ich etwas Besonderes, bevor sie mir den Schlüssel und auch die Wagenpapiere übergab. »Einen schönen Aufenthalt wünsche ich ihnen in unserer Stadt, trotz des dichten Verkehrs.«
»Ja danke.« Ich nahm meinen kleinen Koffer hoch und trabte davon.
Der Ort, in den ich mußte, hieß Pinemare und lag etwas nördlich der Stadt. Nicht im flachen Land, sondern umgeben von Bergen.
Ich mußte mich gleich vom Flughafen aus durch den dichten Verkehr quälen, und das war anstrengend genug. Sehr bald schon gellten die Hupen in meinen Ohren.
Einmal, als ich gerade nicht im Stau war, hielt ich an, schaute auf der Karte nach und war zufrieden, den richtigen Weg gefunden zu haben. Ich hatte also nicht noch mehr Zeit verloren. Der junge Priester würde sich bestimmt freuen, mich so früh zu sehen. Es lief also gut, ich war gespannt darauf, was mich erwartete. Noch füllte mich der Optimismus aus, der aber sollte mir bald vergehen…
***
Wie ein Stück Vieh hatten sie den Priester in die eigene Kirche getrieben. Für Dorani war dies mehr als demütigend gewesen, vor allen Dingen deshalb, weil er die Kirche als seine Heimat ansah, in der er sich wohl fühlte.
Jetzt hockte er eingeklemmt in einer der kleinen Bank, bewacht von sechs Augen und der Mündung einer Maschinenpistole.
Die zwei Typen, die keine Waffen trugen, standen seitlich von ihm. Sie hatten bisher nicht gesprochen und ihr Opfer nur angeschaut. Mit kalten Blicken, die alles ausdrückten, nur keine Gnade. Der Pfarrer kannte die Männer nicht. Sie hatten ihm sich namentlich nicht vorgestellt, aber der Kerl mit der Waffe fiel am meisten auf. Allein wegen seines Haars, denn das hatte er im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammengebunden. Die anderen beiden sahen normal aus. Italiener mit gebräunten Gesichtern, dunklen Haaren und kalten Augen.
Das »Pferdeschwänzchen« schaute sich um. Dabei grinste der Kerl. »Eigentlich schade um deine Kirche.«
»Warum?«
»Sie ist wirklich nett, ohne Zweifel. Ich mag sie. Doch wenn ich daran denke, daß ich sie in Brand stecken soll oder muß, ist das gar nicht schön, sage ich mal.«
Dorian schluckte. »Warum in Brand stecken?«
»Es kommt auf dich an.«
»Wieso?«
»Sag du es ihm, Evani.«
Der Mann hockte rechts neben dem Pfarrer. »Wir mögen es einfach nicht, wenn sich gewisse Typen in unsere Angelegenheiten mischen. Es gibt Dinge, die für einen Pfaffen ungeeignet sind.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
Evani kam mit der kameradschaftlichen Tour. Er schlug Dorani leicht gegen den Kopf. »Natürlich verstehst du. Aber ich habe heute meinen guten Tag, ich will es dir trotzdem sagen.« Er breitete die Arme aus. »Schau dich um, Pfaffe. Ist es nicht herrlich in dieser Kirche? Nicht nur, weil es so kühl ist, dieser Ort ist der richtige für dich. Du kannst dich hier richtig austoben. Du kannst mit deinem Geschwätz die alten Frauen und Männer wieder aufrichten, du kannst dich an deinen Herrgott wenden, du kannst auf der Kanzel stehen, du kannst dir die Figuren der Heiligen anschauen, du kannst eigentlich alles haben oder machen. Dieser Hügel gehört dir. Genieße ihn, Freue dich, wenn du hinab auf die Stadt schauen darfst. Er ist wunderbar für dich, das kannst du mir glauben.«
»Was soll das?« Dorani wurde allmählich ungeduldig. Er war auch wütend geworden, denn die Worte dieses Menschen hatten seine Kirche entwürdigt.
»Reiß dich zusammen, ich komme gleich zum Thema.«
»Bitte.«
»Ein herrlicher Hügel«, sprach Evani weiter. »So wunderbar, daß er eigentlich für dich allein bestimmt ist und du dich um andere landschaftliche Merkmale gar nicht zu kümmern brauchst. Ich denke da an den Nachbarhügel.«
»Was habe ich damit zu tun?«
»Gar nichts.«
»Eben.«
Evani schaute den jungen Pfarrer kalt an. Der spürte, wie sich in seinem Magen etwas zusammenzog. Natürlich wußte er genau, worauf die anderen hinauswollten, doch er tat so, als hätte er nichts gehört und schaute bewußt auf den kleinen Altar.
»Du warst aber dort.«
»Wo?«
»Auf dem Hügel, wo das Haus steht.«
»Si - es
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