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0865 - Auf ewig verflucht?

0865 - Auf ewig verflucht?

Titel: 0865 - Auf ewig verflucht? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht grundlos. Es gibt immer ein Motiv. Ich nehme an, Sie wissen das.«
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Vampire werden gemacht. Durch den berühmten Biß.«
    »Das ist wie im Kino.«
    »Ja. Oder wie im Roman. Daran hat sich auch in der Wirklichkeit nichts geändert. Zudem sind Vampire weltweit vertreten und nicht nur auf ein bestimmtes Land beschränkt. Ich stelle mir natürlich die Frage, wie es möglich ist, daß dieser Blutsauger über den Friedhof irrte.«
    »Er kann sein Grab gesucht haben.«
    »Das will ich nicht ausschließen. Aber er muß auch irgendwoher gekommen sein.«
    »Aus dem Haus, denke ich.«
    Ich schnickte mit den Fingern. »Gut«, lobte ich ihn, »das ist sogar sehr gut.«
    »Darf ich den Faden weiterspinnen?«
    Ich lächelte. »Gern«, sagte ich, denn ich spürte, daß der Pfarrer wieder Mut bekommen hatte.
    »Dann müßten wir den Grund für die Verwandlung eines Menschen in einen Vampir im Haus finden.«
    »Das könnte sein.«
    »Sehr gut.« Seine Augen funkelten mich an. »Wann statten wir ihm einen Besuch ab?«
    »Wann wollen Sie?«
    »Meinetwegen sofort.«
    »Gelangt man auch hinein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe davon aus, daß die Tür abgeschlossen ist, aber das sollte uns nicht stören«, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
    »Nein, im Prinzip nicht. Bevor wir uns das Haus anschauen, möchte ich mir gern den Garten ansehen und auch die Stelle, wo dieser Vampir zu Staub zerfallen ist.«
    »Bene, machen wir.« Der Pfarrer erhob sich. »Soll ich noch etwas mitnehmen?«
    Ich nickte. »Ein Kreuz wäre sicher nicht schlecht. Noch immer fürchten sich die Blutsauger davor. Daran hat sich seit Hunderten von Jahren nichts geändert…«
    ***
    Die harte sengende Hitze war von einer anderen abgelöst worden. Über dem Hügel und besonders zwischen den staubigen Bäumen stand die Luft wie eine flüssig gewordene Creme. Sie war kaum zu atmen, es war schwül, und auch der Geruch gefiel mir nicht.
    Es roch zwar nach Natur, aber meines Erachtens war diese Natur dabei, allmählich abzusterben.
    Alte Erde, Moder, auch die Bäume strömten diesen Geruch aus. Da kam einiges zusammen, und der Erdboden war nicht mehr als eine Kruste, auf der alter Staub lag.
    Da hatten sich die Wurzeln der Bäume festgekrallt, um Wind und Wetter zu trotzen.
    Es gab eine normale Straße, die sich in Serpentinen den Hügel hochschlängelte und in der unmittelbaren Nähe des Hauses endete. Ansonsten hatten wir keinen Weg entdeckt.
    Ernesto Dorani hatte seinen Fiat exakt an derselben Stelle abgestellt wie bei seinem letzten Besuch und hatte dann die Führung für mich übernommen.
    Wir bewegten uns durch das Gelände und blieben stehen, als wir den ersten Grabstein erreicht hatten. Mir fiel die Stille auf, die über dem Hügel lag. Es war wirklich nichts zu hören. Das Schweigen lastete wie eine große Glocke.
    »War es hier?« fragte ich.
    »Nein, ich wollte Ihnen nur zeigen, daß sich hier ein Friedhof befindet.«
    »Das hätte ich Ihnen auch so geglaubt.« Ich bückte mich und schaute mir den Grabstein näher an.
    Dabei umfaßte ich ihn mit beiden Händen, als wäre ich Herkules, der diesen Stein aus dem Boden riß. Der Pfarrer wunderte sich darüber, fragte aber nicht, und als ich mich wieder erhoben und den Schweiß aus der Stirn gewischt hatte, sah er auch mein Kopfschütteln.
    »Was haben Sie denn feststellen wollen?«
    »Nicht viel. Ich wollte nur herausfinden, ob sich dieser Grabstein gelockert hat.«
    »Wie…?«
    »Ganz einfach. Sollte hier das Grab eines Vampir gewesen sein, dann hatte der Blutsauger möglicherweise versucht, aus seiner Höhle zu klettern. Dann aber hätte die Erde anders ausgesehen.«
    »Hier ist es auch nicht gewesen, John.«
    »Ich weiß. Lassen Sie uns weitergehen.«
    Wir brauchten nicht weit zu laufen. Sehr schnell hatten wir den Ort erreicht, wo der Vampir endgültig sein untotes Dasein ausgehaucht hatte. Es war tatsächlich ein für ihn tödlicher Flecken Erde. Das helle Licht der Sonne mußte in ihm eine Panik ausgelöst haben, sonst hätte er sich nicht ausgerechnet an diese Stelle begeben, wo die Sonne praktisch eine helle Insel im Schatten bildete.
    Der junge Pfarrer schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er sagte: »Wir haben ja gekämpft, John, und mir ist es gelungen, ihn herzuschaffen.«
    »In das Licht?«
    »Ja.«
    Ich lobte ihn, bevor ich mich niederkniete. In der Tat waren noch Reste zu sehen. Der Staub lag auf dem Boden, und bleiche Knochen schimmerten hindurch.

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