0865 - Auf ewig verflucht?
gegenüberstehen?«
»Si, das habe ich.«
Mehr sagte ich nicht. Ich wußte aber, daß es nicht gut für uns aussah…
***
Wir hatten unseren Vorsatz in die Tat umgesetzt und das Haus durchsucht. Es war leer, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Keine Möbel, keine Menschen, nur die kahlen, wie nackt wirkenden Wände und die kalten, blanken Fußböden.
Wir hatten bei unseren Rundgängen immer wieder aus den Fenstern geschaut, um einen Blick in die nähere Umgebung zu werfen. Trotz seiner Wunde hatte sich der junge Priester nicht hängenlassen, was ich ihm hoch anrechnete, aber er hatte ebenso wenig gesehen wie ich. Nur einmal eine Bewegung, die aber auch ziemlich ungenau. Von irgendwelchen Belagerern entdeckten wir nichts.
In der Halle trafen wir wieder zusammen. Hier unten war es etwas kühler. Ernesto Dorani wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er atmete heftig und war etwas blasser geworden. Wahrscheinlich erging es ihm mit fortlaufender Zeit schlechter.
»Kann ich was für dich tun?« fragte ich.
Ernesto nickte. »Eigentlich schon. Du brauchst mir nur eine Flasche Wasser zu besorgen.«
»Sonst nichts?«
»Etwas Kühlung für die Wunde.«
»Wenn's weiter nichts ist. Ich versuche mal zu zaubern und…«
»Nein, laß es, John. Mir ist schon der Humor vergangen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Bäder gesehen, aber kein Wasser. Als ich die Hähne aufdrehte, kam nur Luft. Die haben hier alles abgesperrt. Niemand braucht etwas.«
Da hatte er recht. Hier brauchte wirklich niemand etwas. Aber was sollten wir tun? Es gab keinen anderen Ausweg, als auf die Dämmerung zu warten. Da war es dann möglich, einen Ausweg zu finden, auch wenn uns die Blutsauger über den Weg liefen.
Des öfteren beobachtete ich den Weg der Sonne in Richtung Westen. Sie wanderte weiter, doch mir kam es so vor, als wäre sie langsamer als sonst. Das konnte auch Einbildung sein, ich wußte es nicht. Ich wußte überhaupt nichts mehr. Die Falle war zugeschnappt, und beim Öffnen der Tür würde geschossen werden.
Der Pfarrer hatte sich gesetzt und mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. »Sollen wir es nicht noch einmal versuchen?« fragte er.
»Den Ausbruch?«
»Was sonst?«
Ich war strikt dagegen. »Das ist zu gefährlich. Da sitzen einige Typen und warten nur darauf, uns abschießen zu können wie die Hasen. Nein, das klappt nicht.«
Ernesto Dorani legte eine Pause ein. »Also warten, bis sie es sich überlegt haben.«
»Ich gehe mal davon aus.«
Er nickte. »Dabei frage ich mich, wer kommen wird. Die Männer oder die Blutsauger?«
»Wir müssen mit beiden rechnen.«
Für einen Moment schloß er die Augen. Dann sagte er: »Hast du in deinem Leben schon einmal über einen Selbstmord nachgedacht, John? Sei ehrlich.«
»Nicht unbedingt.«
»Ich auch nicht - bis heute. Jetzt denke ich darüber nach, was ich machen soll, wenn plötzlich Blutsauger vor mir stehen und ich keine Chance mehr habe. Ist es dann nicht besser, sich umzubringen, obwohl mein Glaube und meine Kirche genau das Gegenteil davon sagen. Aber mit diesen extremen Situationen hat ja kein Kirchenlehrer rechnen können. Wie siehst du das, John?«
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Aber ich tue es«, erklärte er mit leiser Stimme, wobei er die Augen geschlossen hielt. »Ich denke ehrlich darüber nach, und ich überlege mir, ob ich es nicht durchführe, wenn es einmal dazu kommen sollte.« Dann winkte er ab. »Es ist müßig, trotz allem. Wir sollten uns lieber auf gewisse Tatsachen konzentrieren.«
»Wie sehen die aus?«
»Das weißt du.«
»Klar, nur denke ich, daß du einige andere hinzugefügt hast.«
»Ja, das Gesicht!«
Da waren wir wieder beim Thema. Dieses Gesicht wollte uns nicht aus dem Kopf. Auch ich hatte in den letzten Minuten mehrmals daran gedacht, es aber nicht angesprochen. Ich hatte es nicht gesehen, ich hatte es nicht gespürt, und dennoch mußte es sehr wichtig gewesen sein. Es war dem jungen Priester nicht aus dem Kopf gegangen.
»Es geht mir nicht aus dem Sinn. Ich habe mittlerweile das Gefühl, etwas übersehen zu haben.«
»Und jetzt willst du nachschauen, denke ich.«
»So ist es.«
»Gut, wo?«
»In diesem Raum, in dem du dich bereits umgesehen hast.« Er streckte mir seine Hand entgegen.
Ich ergriff sie und zog ihn hoch. »Vielleicht verhält es sich bei mir anders als bei dir.«
»Warum sollte das Gesicht es tun?«
»Keine Ahnung. Man kann es mal probieren.«
»Wie du willst.«
Er nickte mir zu. Ein
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