0865 - Auf ewig verflucht?
hatte er sich gegen die Mauer gepreßt, gegen im Prinzip totes Gestein, das aber lebte und an ihn heranwollte. Das Gesicht im Gefüge drehte sich, der Mund wurde noch weiter aufgerissen, und die gefährlichen Zähne näherten sich einer für ihn lebensgefährlichen Stelle an der linken Halsseite.
Ein Vampir biß!
Das war ein Vampir!
Er würde beißen, und es würde ihm noch nicht einmal etwas ausmachen. Er schwamm bereits jetzt an der Grenze zu einer anderen Welt und würde auch dort hineintauchen.
Er nahm auch einen anderen Geruch war. Den kannte er eigentlich nur von Friedhöfen her, alten Gräbern und leeren Gruften. Der Geruch war widerlich. Das machte ihm nichts mehr aus. Ein beinahe glückseliger Ausdruck war in die Augen des jungen Priesters getreten. Ein Zeichen dafür, wie stark ihn der Blutsauger in seiner Gewalt hatte.
Blut, der andere wollte Blut.
»Ja!« keuchte der Priester. »Ja, nimm mich… saug mich leer. Ich warte darauf…«
Er sackte noch etwas tiefer in die Knie und drehte freiwillig den Kopf, um dem eingemauerten Gesicht eine bessere Chance zu geben.
Nur einmal schrie er noch ärgerlich auf, als der Blitzstrahl seine Augen erwischte…
***
Es war kein richtiger Blitz gewesen, sondern einzig und allein der Strahl meiner Bleistiftleuchte. Ich war dem jungen Priester gefolgt, ich hatte meine Lampe hervorgeholt und das Dunkel genau im richtigen Moment mit diesem hellen Speer aufgerissen.
Ich sah alles.
Und ich ließ mir keine Zeit. Es waren die berühmten Sekunden, in denen ich die Lage erfaßte. Ein Blutsauger steckte in der Wand wie eingemauert. Trotz allem war er noch in der Lage, den Kopf zu drehen und einem seine Zähne in den Hals zu schlagen.
Ein Phänomen, aber auch die Lösung des Rätsels, das dieses Haus umgab. Ich dachte nicht mehr nach. Es waren nur wenige Schritte bis zu meinem Ziel. Bevor der Vampir seine Zähne in den Hals des Priesters schlagen konnte, hatte ich Dorani gepackt und zurückgezerrt. Er taumelte von der Wand und auch von mir weg. Dabei verlor er das Gleichgewicht, fiel zu Boden, wo er liegenblieb und sich nicht aufrappelte.
Ich kümmerte mich nicht um ihn, sondern ausschließlich um das verfluchte Gesicht.
Es hatte seine Haltung wieder verändert und schaute mich jetzt geradewegs an.
Kobaltkalte Augen, beherrscht von einer erschreckenden Gnadenlosigkeit. Eine Fratze wie aus der Hölle entlassen. Ein Maul, das mir die gesamte Wut entgegenschickte, die dieses verfluchte Gesicht mir gegenüber empfand.
Kälte und Grauen…
Ich ließ mich davon nicht schrecken, denn ich konnte mich voll und ganz auf mein Kreuz verlassen, das ich allerdings noch versteckt hielt, als ich auf das lebende und trotzdem untote Gesicht in der Wand zuging. Es mußte gespürt haben, daß ich kein leichtes Opfer werden würde wie der Priester, denn es war dabei, sich zurückzuziehen.
Bei meiner ersten Durchsuchung des Zimmers hatte ich es überhaupt nicht gesehen. Der Grund lag für mich jetzt auf der Hand. Das Gesicht mußte einfach die Ausstrahlung des Kreuzes gespürt haben. Eine andere Lösung gab es für mich nicht.
Dann hielt ich das Kreuz sichtbar hoch!
Der Vampir in der Wand zuckte zusammen. Ja, es hielt durchaus den Vergleich mit einem lebenden Vampir stand, nur war er ein Teil des Gemäuers.
Mein Kreuz bannte ihn!
Für einen Moment fühlte ich mich gut, einfach wunderbar. Ich hielt ihm das Kreuz entgegen. Er konnte diesem Anblick nicht ausweichen und mußte die kalten Augen einfach darauf konzentrieren.
Der Mund mit den breiten Lippen bewegte sich, aber nicht mal ein Wort drang daraus hervor. Mich erwischte nicht mal ein Gedanke, obwohl ich spürte, daß dort etwas sein mußte. Von diesem Verfluchten in der Mauer ging etwas aus, das durchaus mit einer Botschaft zu vergleichen war. Ich war bereit, sie aufzunehmen, aber sie erreichte mich nicht. Etwas störte. Es war mein Kreuz, überhaupt die starke Aura, die die Angst in den Vampir hineinbrachte.
Dann sprach doch jemand. Nur war es nicht der Vampir, sondern Ernesto Dorani. »Er wird dich holen, John. Er ist stark. Er wollte auch mich. Ich konnte nicht gegen ihn an…«
»Nein, er holt mich nicht. Ich werde ihn holen.«
»Wie willst du das machen?«
»Das wirst du sehen.«
»Aber du weißt nicht, wer er ist.«
»Das ist mir in diesem Fall auch egal. Nur ein vernichteter Vampir ist ein guter Vampir, wenn überhaupt. Manchmal gibt es Dinge, auf die ich keine Rücksicht nehmen kann. Wie lange dieser Blutsauger
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