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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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einstufte, gab ein Signal. Gleichzeitig erschien ein Abbild der beiden Männer auf dem Monitor.
    Zamorra sah das Visofon verblüfft an, das einen fremden Besucher signalisierte. Der automatischen Abfrage folgte keine Antwort. Höchstwahrscheinlich war der Besucher zu überrascht.
    Zamorra auch. Dies war auch der erste Einsatz dieser Funktion. Er konnte sich an keine frühere Aktion erinnern. Denn eigentlich war es die Aufgabe des Butlers, Besucher »abzufangen«.
    »Bild«, verlangte Zamorra.
    Das Visofon reagierte auf den Zuruf sofort. Der Monitor zeigte zwei Personen: den Schulpsychologen und einen uniformierten Polizisten.
    »Wer ist das?«, fragte Nicole.
    Zamorra blickte auf den Bildschirm der Sicht-Sprechanlage. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Darf ich vorstellen: der psychisch Kranke Psychologe Dr. Bonmirelle«, ächzte er. »Ein Mann, auf den ich gut und gerne verzichtet hätte. Hm, der drückt aber ganz schön aufs Tempo. Ich hätte nicht gedacht, dass er so fix hier aufkreuzt. Wer der Polizist in seiner Begleitung ist, weiß ich nicht.«
    »Vielleicht hat er ja den Klecksdämon erschaffen und vorausgeschickt«, äußerte Nicole einen bösen Verdacht, »und Lord Zwerg, ähm, Rhett ist unschuldig. Er glaubt nur, er hätte…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das ist mir doch ziemlich weit hergeholt. Ich kümmere mich um beide.« Er lächelte schmal, warf Nicole eine Kusshand zu und verließ die Küche. Fooly folgte ihm nur zwei Sekunden später, hielt sich dabei aber erstaunlicherweise im Hintergrund zurück.
    »Ich schaue mal nach, wo der Tintenklecks steckt«, sagte Rhett. Er klang erleichtert darüber, dass er aus der Küche verschwinden konnte.
    »Wir schauen nach, wo er sich verkrochen hat«, verbesserte Nicole Duval. »Ich lasse dich bei der Suche nicht allein.«
    Da Rhett wusste, das Nicole sich von einem einmal getroffenen Entschluss schwer wieder abbringen ließ, schnaufte er tief aus und zischte: »Dann komm halt mit!«
    Beide verließen die Küche, sie schlugen allerdings eine andere Richtung ein als Zamorra und der Jungdrache. Sie benutzten den schmalen, halb zwischen Vorratsschränken versteckten Hinterausgang, der sie in den Nordturm führte, wo sie über eine kleine Treppe ungesehen bis hinauf in den 2. Stock gelangten, in dem sich Zamorras und Nicoles Zimmer sowie im Nordflügel die Gästeunterkünfte befanden. Nicole verschwand kurz in ihren Räumlichkeiten, um sich ein wenig mehr anzuziehen; es war zwar Sommer, aber die Mauern waren dick und der Keller ungeheizt. Kurzum: Da unten war es kalt.
    Als sie wieder auf den Gang hinaustrat, wartete Rhett bereits ungeduldig auf sie. Nun ging es in den Südturm und wieder hinab in die Eingangshalle. Die Kellertreppe war aber so nahe, dass sie ungesehen nach unten verschwinden konnten.
    »Und ich werde mich erst einmal um ein neues Mahl kümmern«, klagte Madame Ciaire derweil in der Küche. Trotz der niedriger gestellten Herdtemperatur war der Fisch verbrannt und verbreitete einen unangenehm beißenden Gestank.
    Zuallererst hielt sie die leicht verbrannte Hand unter fließend kaltes Wasser, um die Schmerzen zu lindern.
    Danach musste sie noch aufräumen. Vor allen Dingen die Splitter des »Bowmore Islay Single Malt«.
    Sie seufzte laut. Zum Glück war ihr noch rechtzeitig die Ausrede mit der Süßspeise eingefallen. Schade, dass das kostbare Getränk sinnlos zerstört worden war. Jetzt hätte sie wieder einmal einen großen Schluck vertragen.
    ***
    Zamorra trat zu dem überrascht zusammenzuckenden Psychologen.
    »Willkommen, Doktor Bonmirelle. Sieht so aus, als wären Sie von der ganz schnellen Truppe. Sie müssen ja unter enormem Erfolgsdruck stehen - oder ist es nur übersteigerter Ehrgeiz?«
    Der Psychologe fing sich rasch wieder. »Ich will nur verhindern, dass Sie Rhett außer Landes bringen, bevor…«
    »Das«, unterbrach Zamorra ihn, »könnten Sie ohnehin nicht verhindern. Aber da Sir Rhett zunächst Privatunterricht bekommen und dann eine ganz andere, vermutlich private Schule besuchen wird, hat sich Ihr Job sowieso erledigt.«
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Dr. Bonmirelle wütend.
    »Oh, Verzeihung, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Zamorra, Professor der Parapsychologie, und mir gehört Château Montagne.«
    Daran hatte Bonmirelle erstmal zu schlucken. Zamorra sah, dass der Uniformierte sekundenlang spöttisch grinste. Als er Zamorras Blick bemerkte, wurde er aber sofort wieder

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