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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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geringen Straßenverkehr kümmern musste.
    Warum, fragte er sich, hatte Dr. Bonmirelle sich nicht an den Polizeiposten in Feurs gewandt? Château Montagne gehörte doch zu dessen Bezirk! Dass das Präsidium in Roanne bei einer solchen Sache eingeschaltet wurde, war doch eher ungewöhnlich.
    Aber warum sollte der Sergeant sich den Kopf darüber zerbrechen? Er hatte einen Auftrag, und den führte er aus.
    Fast hätte er die Abzweigung verfehlt, die zum Château hinaufführte. Im letzten Moment ließ er den Wagen herumschleudern wie bei einer wilden Verfolgungsfahrt durch Roannes Seitenstraßen und Hinterhöfe. Er hörte jemanden wütend hupen.
    »Können Sie nicht vernünftig fahren?«, blaffte Bonmirelle ihn an. Er war gerade dabei gewesen, seinen Aktenkoffer zu schließen. Der war durch das rasante Manöver in den Fußraum vor dem Sitz gepoltert. Die Schnappverschlüsse hatten zwar vernehmlich geklickt, aber weder Bonmirelle noch Bouché registrierten, dass eines der Schlösser unverriegelt geblieben war.
    »Was verstehen Sie unter vernünftig?«, fragte Letzterer.
    »Zumindest nicht, der Formel 1 Konkurrenz zu machen! Ihre dahingehenden Ambitionen sollten Sie lieber auf einer Rennstrecke austoben. Oder haben Sie ein generelles Problem mit dem Autofahren?«
    »Nein. Nur mit unnötig meckernden Beifahrern.«
    Bouché jagte den Streifenwagen jetzt besonders provozierend die steile Serpentinenstraße hinauf. Erst als der Berg mit einer Art Knick etwas flacher wurde und das Château vor ihnen lag, bremste er ab und rollte langsam auf das Tor zu.
    »Die haben ja wahrhaftig einen Burggraben und eine Zugbrücke«, staunte er. Logischerweise war der Graben trocken. Denn immerhin war hier immer noch Hanglage, wenn auch gemäßigt. Aber hinter dem großen Bauwerk ging's dann wieder wesentlich steiler aufwärts.
    Bouché fuhr durch das Tor und bis vor die Eingangstreppe mit der sehr großen Glastür. Dann zog er die Handbremse an und schaltete den Motor aus. »Endstation. Alles aussteigen.«
    Er verließ den Wagen und ging zur Treppe. Erst jetzt machte Dr. Bonmirelle sich daran, das Fahrzeug ebenfalls zu verlassen. Hatte er etwa darauf gewartet, dass der Sergeant ihm die Autotür öffnete? Ich bin doch nicht dein Hofdiener, du Pappnase! , dachte Bouché.
    Bonmirelle blieb hinter ihm an der großen Glastür stehen, die einen Blick in die große Eingangshalle mit Ritterrüstungen gewährte. »Wollen Sie mich nicht anmelden?«
    Sergeant Bouché tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Ich bin nur zum Repräsentieren hier«, erinnerte er. »Gewissermaßen ein Stück Dekoration. Machen Sie den ganzen Kram mal schön selbst. Ich werde höchstens mal böse gucken, wenn es nötig sein sollte.«
    Bonmirelle murmelte eine Beamtenbeleidigung vor sich hin. Bouché ignorierte es. Aber Bonmirelle rutschte an der Skala noch ein paar Punkte tiefer in Richtung Malmirelle.
    Der suchte nach einer Türklingel und fand nichts, aber plötzlich glitt ein Flügel der Glastür lautlos beiseite und gab den Zutritt frei. Ein an der gegenüberliegenden Wand montierter Monitor blinkte einmal kurz auf.
    »Willkommen im Château Montagne«, erklang eine synthetisch erzeugte Stimme. »Bitte nennen Sie Ihren Namen und Ihr Begehr.«
    ***
    Zamorra betrachtete die Verwüstung in der Küche. Der Schaden war weniger groß, als er angenommen hatte.
    Als er die Überreste der Flasche »Bowmore Islay Single Malt« sah, hob er fragend eine Augenbraue.
    »Trägt der Dämon auch an diesem barbarischen Akt die Schuld?«, fragte er mit leichtem Ärger in der Stimme.
    Madame Ciaire nickte. Sie wirkte schuldbewusst.
    »Und wie kam der gute Tropfen hierher?« Zamorra hegte einen gewissen Verdacht.
    Die Köchin wand sich wie unter Stromstößen. Sie wusste genau, welch ungewöhnlich hohen Stellenwert der über 20 Jahre alte Whisky für ihren Chef besaß.
    »Ich wollte auch einmal daran probieren«, sagte sie für ihre Verhältnisse ungewöhnlich leise.
    Zamorra verdrehte die Augen. Er zählte für sich bis zehn und überlegte, wie er reagieren sollte.
    »Es sollte doch eine Überraschung werden«, fügte Ciaire verschämt hinzu.
    »Was? Dass Sie auf einmal Alkohol trinken?«, fragte Nicole Duval spöttisch.
    »Ich wollte doch eine Süßspeise mit dem Whisky verfeinern.«
    Ehe Zamorra oder Nicole darauf eingehen konnten, passierte etwas Unvorhergesehenes.
    Die Visofonanlage, deren Aufnahmeoptik die beiden unwillkommenen Besucher in Abwesenheit von Butler William als unbekannt

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