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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Kopf etwas an.
    »Mein Kind«, sagte sie mit Nachdruck, im Bestreben, äußerst würdevoll zu erscheinen, »wenn ich sage, dass das ein Ding ist, dann ist es das auch.«
    »Aber das…«
    »Ich diskutiere nicht über derlei Dinge.« Die Bewegung ihrer Hände war eindeutig. Ihre abweisende Miene sowie die verkrampfte Körperhaltung drückten überdeutlich aus, dass sie am äußersten Rand ihrer Selbstbeherrschung stand.
    »Man muss es so schnell wie möglich vernichten«, forderte sie Zamorra mit einem anklagenden Blick auf.
    »Das lasse ich nicht zu!«, schrie Rhett die Köchin an. Dann rannte er aus der Küche.
    Die Tür fiel laut hinter ihm ins Schloss.
    Zamorra blickte Nicole unschlüssig an.
    »Dieses Wesen ist auf jeden Fäll eine Bedrohung«, erklärte er. »Der ganze Zorn, der in ihm tobt, ist gefährlich für uns alle.«
    »Dann vernichten Sie es«, verlangte Ciaire erneut. »Ich bleibe sonst keinen Augenblick länger hier.«
    »Da gibt es nur ein klitzekleines Problem«, gab Nicole Duval zu bedenken.
    »Welches?«
    »Wohin ist es verschwunden?«
    ***
    Vor allem ein Gedanke beherrschte den Tintendämon: Ich muss fort von hier; sonst bin ich verloren!
    Er befand sich jetzt im Keller des Châteaus, am Ende des Labyrinths aus Gängen neben dem Kuppelgewölbe mit den Regenbogenblumen, und überlegte.
    Gegen die vereinte Kraft von Fooly und Zamorra kam er nur schwer an. Und wenn auch noch sein Schöpfer gegen ihn war, dann hatte er keine Chance.
    Sein Erschaffer hatte nichts gegen ihn unternommen, aber das brauchte er auch nicht. Zumindest konnte der Dämon nichts unternehmen, solange sich der Schöpfer in der Nähe befand.
    Er musste erst zur Ruhe kommen und die weiteren Aktionen überdenken.
    Doch wohin konnte er sich wenden?
    Wer gab ihm freiwillig Hilfe?
    Er kannte sich in dieser Welt nicht aus. Das war kein Wunder, schließlich existierte er erst seit einer knappen Stunde, und er besaß nur die Gedankenenergie des Butlers und der Köchin.
    Beide arbeiteten seit vielen Jahren für Zamorra und sie kannten sich im Château aus. Wer wusste besser als ein Bediensteter, wo man Unterschlupf finden konnte.
    Ich muss mir ihre Gedankenenergie zu Nutze machen.
    Wo befand sich der sicherste Ort im ganzen Château Montagne?
    Wohin würden sich der Schöpfer, Zamorra oder Fooly nie hinbegeben?
    Er durchsuchte das abgespeicherte Wissen, und schon nach kurzer Zeit wusste er, wohin er musste.
    Hier unten in ein Versteck in den Katakomben von Château Montagne! Dort, wo sich seit vielen Jahren kein menschliches Wesen hingetraute.
    ***
    Sergeant Bouché gehörte zu den schon etwas älteren Semestern. Dr. Bonmirelle schätzte ihn auf Mitte 50 mit dem Blick auf die nicht mehr allzu ferne Pension gerichtet. Es störte ihn nicht weiter. Da der Mann Anweisung von oben hatte, eher nur repräsentativ aufzutreten, kam es vor allem auf die Uniform an. Da hätte notfalls auch ein Laiendarsteller drinstecken können.
    Der Psychologe bestand darauf, dass sie einen Streifenwagen nahmen. Wenn schon Repräsentation, dann richtig! Er sah das spöttische Grinsen des Sergeanten nicht, als der zu Bonmirelles grauem Renault hinübersah. Bouché hatte vom Fenster aus gesehen, wie Bonmirelle den Wagen im Halteverbot parkte, dort, wo nur Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen durften. Wenn sie zurückkamen, war das Vehikel garantiert verschwunden und rostete auf dem abgezäunten Gelände eines Abschleppunternehmers vor sich hin.
    Bouché dachte gar nicht daran, ihn darauf aufmerksam zu machen. Die hochnäsige Art des Psychologen gefiel ihm nicht. Und der Auftrag ebenso wenig. Bouché kannte Professor Zamorra, dem das Château Montagne gehörte, flüchtig. Der Schlossherr war ein weltoffener und freundlicher Mann. Bouché hatte ihn einige Male im Präsidium gesehen. Über das, was der Mann beruflich machte, wusste er nichts. Es interessierte ihn auch nicht besonders.
    Auf keinen Fall machte er irgendwelche krummen Sachen. Und wenn es wider Erwarten doch der Fall sein sollte, war das bestimmt eher eine Angelegenheit der Sûreté als die eines altgedienten Flic.
    Während sie über Feurs dem Château näherkamen - Bouché hatte sich vorsichtshalber eine ausführliche Wegbeschreibung geben lassen - öffnete Dr. Bonmirelle seinen grauen Aktenkoffer und nahm ein paar Dinge heraus, die er in den Taschen seines Sakkos verschwinden ließ. Allerdings bekam Bouché nicht genau mit, worum es sich dabei handelte, da er sich auf den um diese Zeit nicht gerade

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