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0867 - Die Pesthexe von Wien

0867 - Die Pesthexe von Wien

Titel: 0867 - Die Pesthexe von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Platz. Wir haben ernste Dinge mit euch zu bereden.«
    Der Augustiner setzte sich. Leopold kam sofort zur Sache. »Graf von Starhemberg berichtete Uns in aller Ausführlichkeit über den heldenhaften Widerstand der Stadt gegen den osmanischen Feind. Er erzählte Uns auch, welche Rolle ihr darin übernommen habt. Dabei erwähnte er etwas von einem dämonischen Kelch, mit dem ihr das hitzige Fieber unter die Türken brachtet und diese in helle Aufregung versetztet.« Er zwirbelte nachdenklich das Musketierbärtchen. »So sehr Uns diese Nachricht von eurem persönlichen Einsatz freute, so sehr machen Wir Uns doch Sorgen. Noch immer suchen uns nachts im Traum die furchtbaren Bilder der schrecklichen Seuche von vor drei Jahren heim, noch immer sehen Wir Unsere Untertanen wimmernd vor Schmerzen sterben.«
    Elender Schwätzer. Mir kommen gleich die Tränen , dachte der Augustiner erbost. Ich war während der Seuche in Wien und habe Not und Elend wirklich gesehen. Und du? Du bist feige mit deiner Familie abgehauen, genau so, wie du es während der Türkenbelagerung auch gemacht hast…
    »Wenn Wir daran denken, dass dieser schlimme Kelch die große Seuche ausgelöst hat, wird Uns auf der Stelle übel. Und noch übler wird Uns, wenn Wir besagten Kelch irgendwo ohne Aufsicht wissen. Deswegen ersuchen wir euch, Abraham, Uns diesen Kelch herbeizuschaffen, damit Wir ihn auf ewig verwahren können.«
    Der Augustiner lächelte. »Gewiss, Kaiserliche Hoheit. Aber der Kelch ist nicht halb so schlimm, wie Ihr vielleicht vermutet. Graf Starhemberg mag kräftig übertrieben haben. Wie Ihr seht, habe ich ihn kontrolliert eingesetzt. Es kam zu keiner erneuten Seuche, ich habe lediglich die Ungläubigen so geschwächt, dass sie keine Gefahr mehr für uns waren.«
    Leopold starrte den Augustiner an.
    »Lasst es mich Euch beweisen, Kaiserliche Hoheit. Es hat sich herumgesprochen, dass Ihr Euch nach der Schlacht am Kahlenberg mit dem siegreichen König Sobieski bei Schwechat hoch zu Ross traft. Und Ihr seid so schlecht auf ihn zu sprechen wie er auf Euch. Denn Ihr seid vertraglich verpflichtet, ihm allen Ruhm an der Schlacht abzutreten. Sonst hätte er Euch gar nicht geholfen. Euer Stolz ist schwer verletzt, und ich kann das auch verstehen.« Abraham stand auf und sah den Habsburger fast beschwörend an. »Lasst mich mit dem Kelch in Sobieskis Lager gehen und den Kerlen wieder ein wenig Respekt vor dem Herrscher des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einbläuen. Auch andere Eurer Feinde könnte ich für Euch aus der Welt radieren.«
    »Das meint ihr nicht im Ernst, Abraham. Ihr solltet euch keine Scherze mit Uns erlauben. Wir könnten darüber sehr ungehalten werden.«
    »Ich würde niemals mit Euch spaßen, Kaiserliche Hoheit.«
    Leopold starrte den Augustiner erneut an. Es war, als blicke er ihm bis auf den Grund seiner Seele. »Ja, ihr scherzt wohl tatsächlich nicht. Ihr würdet also nicht nur Ungläubige, sondern bedenkenlos auch treue Christenmenschen töten und ihre Seelen der ewigen Verdammnis anheimfallen lassen, nur um etwas zu beweisen?«
    »Ja. Die meisten sind ohnehin wertloser Abschaum, das wisst Ihr genau. Warum also zögern?« Fanatisches Feuer leuchtete in seinen Augen.
    »Abraham, Wir sind entsetzt über euch. So haben Wir euch all die Jahre nicht kennen gelernt. Wo ist eure Menschlichkeit geblieben? Wir glauben gar, dass dieser verfluchte Kelch eure Persönlichkeit beeinflusst. Ihr redet wie ein Dämon.« Leopold hielt einen Augenblick inne. »Abraham a Sancta Clara. Ihr werdet diesen gefährlichen Kelch unverzüglich beischaffen und ihn Uns aushändigen. Wir werden dafür sorgen, dass er für alle Zeiten weggeschlossen ist und niemals wieder so furchtbaren Schaden anrichten kann.«
    »Aber…«
    »Kein Aber. Dies befehlen Wir euch als Euer Kaiser.«
    Alles in Abraham a Sancta Clara sträubte sich dagegen. Er wollte den Kelch für sich behalten und verfluchte in diesem Moment Starhemberg, der entgegen ihrer Absprache geplaudert hatte. Was konnte man mit diesem wunderbaren Gefäß nicht alles anstellen!
    Zum Beispiel den Grafen für seinen Verrat ein wenig daran riechen lassen. Ja, das war ein überaus verlockender Gedanke. Der Kelch verlieh Macht. Mit etwas Glück würde er es mit dessen Hilfe sogar bis zum Papst schaffen.
    »Ich würde mich gerne Eurem Befehl beugen, Kaiserliche Hoheit. Aber ich habe das Schmuckstück verloren. Ich weiß nicht mehr, wo ich sein Versteck suchen soll.«
    Leopold ließ nicht mit sich

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