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0868 - Die Toten-Krypta

0868 - Die Toten-Krypta

Titel: 0868 - Die Toten-Krypta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an das Mondlicht gewöhnt, es war uns letztendlich doch zu wenig, und deshalb holten wir unsere Lampen hervor und schalteten sie ein. Suko leuchtete nach links, ich nach rechts, und Suko war es, der plötzlich leise auflachte und dann stehenblieb. Er hatte den Strahl der Leuchte gegen eine bestimmte Stelle an einer Hauswand gerichtet, und nun sahen auch wir, was er meinte.
    Genau dort stand ein Fahrrad!
    Kein verrosteter, alter Drahtesel, sondern ein normales Rad, das im Licht der kleinen Lampe neu wirkte.
    »Was hältst du davon?« fragte Suko.
    »Keine Ahnung.«
    »Es scheint noch jemand hier zu sein«, sagte Shao. »Und dieser Jemand ist mit einem Rad gekommen.«
    »Sieht so aus.« Suko ging auf den Drahtesel zu, ich folgte ihm etwas langsamer.
    Wir blieben daneben stehen und mußten zugeben, daß es tatsächlich stimmte. Das Fahrzeug auf zwei Rädern sah sehr gepflegt aus, als wäre es frisch geputzt worden.
    »Und jetzt?« fragte Suko, als er mit der ebenfalls blanken Klingel spielte und beinahe erschrak, als ein hohes »Ping« durch die leere Kolonie hallte.
    »Warten wir auf den Fahrer.«
    Es sollte ein Scherz gewesen sein, und Suko faßte ihn auch so auf. »Meinst du Zebulon?«
    »Alles ist möglich.«
    Alles war auch möglich. Das erlebten wir wenig später, als wir plötzlich das Geräusch von Schritten hörten. Nicht weit entfernt, aber nicht im Haus, sondern daneben. Die Gestalt war noch durch die Ecke unseren Blicken verborgen. Wir richteten uns auf jede Überraschung ein und gingen zu verschiedenen Seiten hin weg, die Hände berührten dabei die Griffe unserer Berettas.
    Die Tritte nahmen an Lautstärke zu. Selbst das Mondlicht erzeugte Schatten, und ein ganz schwacher drückte sich zuerst um die Hausecke herum.
    Dann sahen wir die Gestalt.
    Es war ein Mann.
    Er trug sichtbar keine Waffe, soviel erkannten wir schon, was für eine leichte Entspannung sorgte.
    Die änderte sich rasch, als wir zugleich den Mann erkannten.
    Es war ein Toter, ein Verschwundener, jemand, der durch die Magie des Mädchens auf dem Friedhof Père Lachaise vor unseren Augen stückweise verschwunden war.
    Shao sprach den Namen aus. »Absalom…«
    ***
    Als der Mann hörte, daß wir seinen Namen kannten, änderte er von einem Augenblick zum anderen sein Verhalten und blieb auf der Stelle stehen. Er hatte uns erst jetzt gesehen, drehte den Kopf, schaute gegen uns und fragte: »Sie kennen mich?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Aus Paris«, sagte. Suko wieder. »Vom Friedhof Père Lachaise, wo auch die Ratten waren.«
    Er nickte. Eine Pause entstand. »Ja«, sagte er dann leise. »Die Ratten, ich… ich weiß…«
    »Aber Sie dürfen nicht mehr leben«, flüsterte Shao. »Das… das… dürfen Sie einfach nicht.«
    Die Chinesin hatte Absalom mit ihrer Bemerkung einen leichten Schock versetzt. »Nicht mehr leben? Warum das denn nicht?«
    »Weil wir sahen, wie sie starben.«
    Er schwieg wieder. Wir hatten Zeit, ihn anzuleuchten, und wir mußten zugeben, daß er sich von dem Mann, der vor unseren Augen buchstäblich zerschnitten worden war, in nichts unterschied. Das gleiche Gesicht, die gleichen struppigen Haare, auch der alte Mantel aus Sackleinen, der mehr wie ein Umhang wirkte, all das kam bei ihm zusammen und vervollständigte sich zu diesem Bild.
    Doch die Erklärung lag auf der Hand. Wir wußten sie jetzt, nachdem die erste Überraschung vorbei war.
    Auf dem Friedhof war nicht der echte Absalom gestorben, sondern sein Doppelgänger. Emily mußte ihn gezeichnet und auf den Friedhof geschickt haben. Wir hatten uns davon täuschen lassen.
    »Ich starb also.«
    »Ja«, sagte Suko.
    Er wischte über seine Stirn. »Das habe ich mir zwar nicht gedacht, aber ich habe es nicht ganz ausschließen können, nachdem ich aus Paris geflohen bin.«
    »Sie sind weggelaufen? Warum?«
    »Ich wäre meines Lebens nicht mehr sicher gewesen. Cunard und zwei seiner Leibwächter sind durch die Rattenbisse gestorben. Aber das bin nicht ich gewesen, der die Ratten leitete, es war ein anderer, der ebenso aussah wie ich, ein Doppelgänger. Ich bin geflohen - hierher, und ich weiß den Grund nicht.«
    »Hat man Sie nicht hergelockt?«
    Absalom legte eine Hand gegen seine Stirn, als wollte er die Gedanken beisammen halten. »Das kann ich nicht so genau sagen. Ich hatte allerdings das Gefühl, einer Stimme zu folgen. Wissen Sie, ich kam mir vor, als wäre ich nicht ich selbst, als würde ich neben mir herlaufen. Alles was in Paris passiert ist, das ist auch geschehen,

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