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087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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triebhafter, unbeherrschter, gieriger, und eine Mordlust, die er bisher nicht gekannt hatte, erwachte in ihm und beherrschte ihn.
    Vollmond…
    Dieses kalte Licht zog ihn magisch an. Er dehnte die Glieder und streckte sich dem Himmel entgegen. Er hatte den Wunsch, wie ein Wolf zu heulen, tat es nur nicht, um unerkannt zu bleiben.
    Kein Mensch sollte wissen, was aus ihm geworden war. Wenn einer sein Geheimnis herausfand, sollte er keine Möglichkeit mehr haben, jemandem davon zu erzählen.
    Er lief in den Wald. Sein Blut schien sich in kochendes Öl verwandelt zu haben. Es brannte in sämtlichen Adern. Er merkte, daß sich sein Geruchssinn wesentlich verbessert hatte.
    Wenn er die Luft prüfend einzog, konnte er einen Wapiti - eine Hirschart - wittern. Das Tier befand sich in seiner Nähe. Sein Jagdtrieb erwachte, doch er widerstand der Versuchung, den Wapiti zu reißen. Sein Opfer heute nacht sollte ein Mensch sein!
    Pasquanell wäre ihm am liebsten gewesen. Er wußte genau, wo sich die Hütte befand, in der der Werwolfjäger mit seinem jungen Begleiter wohnte.
    Vor ein paar Tagen hatte er mit Rod Baddeley Kontakt aufnehmen wollen, aber der Mann, der, genau wie er, den Wolfskeim in sich trug, hatte sein Haus verkauft, und niemand wußte, wohin er gegangen war.
    Doch es war sicher, daß Baddeley wiederkommen würde, sobald Vollmond war.
    Heute nacht werde ich meinen Wolfsbruder kennenlernen, dachte Leon Harper.
    Plötzlich…
    Das klagende Heulen eines Wolfs wehte durch die Nacht, gedämpft durch die große Entfernung, aber dennoch deutlich zu hören. Unheimlich, furchteinflößend hörte es sich an, doch Harper brauchte sich nicht davor zu fürchten.
    Es war der Ruf des Wolfs, der ihn erreichte, und somit war es Zeit zum Aufbruch.
    Er würde Eliot Oakland wiedersehen und sich mit Baddeley anfreunden, und zu dritt würden sie Pasquanell und seinem jungen Begleiter das Leben nehmen.
    Harper brach auf. Zielstrebig rannte er durch den Wald. Ab und zu nahmen Tiere erschrocken Reißaus.
    Er hatte viel Zeit damit verbracht, sich mit jenem Gebiet vertraut zu machen, in dem er mit Oakland und Baddeley jagen würde, und ihm waren einige der raffiniert ausgelegten Fallen aufgefallen, jene silbernen Fangeisen Pasquanells, die für Werwölfe bestimmt waren.
    Er haßte Pasquanell mit jeder Faser seines Herzens. Angeblich wollte er seine Erfahrung an Simon Doyle weitergeben.
    »Die Mühe hättest du dir sparen können«, knurrte Harper. »Simon Doyle wird niemals dein Nachfolger. Ihr werdet beide den nächsten Sonnenaufgang nicht erleben!«
    Er hetzte durch den dichten, dunklen Wald, konnte es kaum noch erwarten, die anderen zu treffen.
    Gemeinsam würden sie unbesiegbar sein, und sie würden dafür sorgen, daß der Wolfskeim auch auf andere kräftige Männer übergriff. Die Menschen sollten in jeder Vollmondnacht Todesängste ausstehen, und das Wolfsrudel wurde von Mal zu Mal schrecklicher wüten, angeführt von Eliot Oakland, dem stärksten und grausamsten Leitwolf.
    Harper keuchte einen Hang hinauf.
    Plötzlich krachte ein Schuß. Obwohl er nicht Harper galt, zuckte dieser heftig zusammen. Gleichzeitig blieb er stehen, und sein Gesicht verzerrte sich, als hätte er furchtbare Schmerzen.
    Und tatsächlich quälte ihn ein reißender Schmerz in diesem Moment.
    Etwas Schreckliches war geschehen. Geweihtes Silber hatte einen Wolfsbruder getroffen!
    Harper brach kalter Schweiß aus. Er stöhnte und mußte sich an einen Baum lehnen. Jemand hatte Rod Baddeley erschossen!
    Leon Harper spürte es und wußte es : Rod Baddeley lebte nicht mehr. Ein Werwolfjäger hatte ihn zur Strecke gebracht.
    Terence Pasquanell!
    ***
    Der Bell Jetranger sauste knatternd auf die Rocky Mountains zu. Der lange Gebirgszug bot im Licht der untergehenden Sonne einen faszinierenden Anblick. In der Ferne glitzerte das Band eines Flusses. Wie eine Silberschnur lag er in der Landschaft.
    Es war der Wellfort Creek, wie wir von unserem Piloten erfuhren. Alain Delacorte sagte uns, an welcher Biegung der Ort lag, der den Namen des Flusses trug, und den wir erreichen wollten.
    Delacorte kannte Ralph Fisher, wie er uns während des Fluges erzählte. »Ist 'n prima Kerl, dieser Ralph. Wenn er nicht ein so gutes Herz hätte, könnte er bereits reich sein. Aber wenn man ihm gekonnt die Ohren volljammert, kann man bei ihm anschreiben lassen bis zum Jüngsten Tag. Mit dieser Einstellung kann man einfach zu nichts kommen. Sein Sohn Ernie ist genauso.« Delacorte lachte.

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