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087 - Bei Vollmond kommt der Tod

087 - Bei Vollmond kommt der Tod

Titel: 087 - Bei Vollmond kommt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ich werde euer Leitwolf sein. Ihr werdet mir gehorchen. Tut es einer von euch nicht, werde ich ihn im Kampf töten.«
    Ich - ein Wolf! dachte Harper. Er würde viel Zeit brauchen, um das geistig verarbeiten zu können. Er hatte nie allzu große Zukunftspläne gemacht, lebte lieber in den Tag hinein, weil es ja doch zumeist anders kam, als man dachte.
    Aber hin und wieder hatte er sich doch vorzustellen versucht, wie es mit ihm weitergehen würde.
    Darauf, daß aus ihm mal ein Ungeheuer werden würde, war er nicht gekommen.
    »Bin ich der erste?« wollte er wissen. »Ich meine, hast du mit mir den Anfang gemacht? Oder gibt es schon andere Männer, die… Naja, du weißt schon.«
    »Es gibt noch einen anderen«, sagte Oakland. »Sein Name ist Rod Baddeley. In der nächsten Vollmondnacht, wenn du den Ruf des Wolfs hörst, wirst du ihm folgen. Dann wirst du deinen Wolfsbruder kennenlernen. Wir werden uns zusammenschließen und uns auf die Jagd begeben. Doch zuvor werden wir etwas sehr Wichtiges erledigen.«
    »Was?« wollte Leon Harper wissen.
    »Wenn der Vollmond über den Rockies steht, mußt du dich vor einem Mann namens Terence Pasquanell vorsehen. Er ist ein gnadenloser Werwolfjäger. Er würde dich auf der Stelle töten, wenn er die Bestie in dir erkennt. Solange sich Pasquanell in den Rocky Mountains herumtreibt, werden wir uns nicht ungehindert auf die Jagd konzentrieren können. Immer wird Pasquanell versuchen, uns zu stellen und zu töten. Deshalb müssen wir ihm zuvorkommen. Wir werden zu dritt über ihn herfallen, und wir werden ihm keine Chance lassen. Pasquanell zu töten wird unsere vordringlichste Aufgabe sein. Erst wenn er nicht mehr am Leben ist, können wir uns frei und ungehindert in diesem weiten Gebiet bewegen, und die Menschen werden vor Todesangst zittern.«
    Oakland sagte Harper noch, was er tun müsse, damit die Verletzung schneller heilte, dann erlosch das Feuerzeug.
    »Wir sehen uns wieder«, sagte Oakland, schon draußen vor der Höhle. »In der nächsten Vollmondnacht. Warte auf den Ruf des Wolfs und folge ihm.«
    »Und wo werden wir uns treffen?« wollte Harper wissen.
    »Du wirst es spüren, wenn es so weit ist«, sagte Eliot Oakland geheimnisvoll. Dann ging er fort, und Harper war allein.
    In den nächsten Tagen sah er Oakland nicht wieder. Dafür zog er Erkundigungen über Terence Pasquanell ein, der mit einem jungen Mann namens Simon Doyle in die Rockies gegangen sein sollte, um sich dort auf eine ganz spezielle Jagd vorzubereiten.
    Harper wußte, um welche Jagd es sich handelte, und ihm war klar, daß er von der nächsten Vollmondnacht an auch auf Pasquanells Abschußliste stehen würde.
    Pasquanell war ein Menschenfreund, der erklärte Feind aller Werwölfe. Und zu jener Spezies gehörte nun auch Harper. Er behandelte die Verletzung so, wie es ihm Oakland gesagte hatte, und die Wunde heilte gut.
    Er verkaufte das Diebesgut, erzielte einen zufriedenstellenden Preis und führte sein Leben so weiter wie bisher.
    Nichts schien sich für ihn verändert zu haben. Alles war so wie immer. Wenn es die Erinnerung an jene Vollmondnacht nicht gegeben hätte, hätte Harper wirklich meinen können, er hätte damals nur schlecht geträumt.
    Doch die Narben unterstützten sein Gedächtnis und riefen ihm immer wieder deutlich ins Bewußtsein, daß er nur noch wie ein Mensch aussah, aber nicht mehr zu diesen gehörte.
    Mit einem flauen Gefühl sah er der nächsten Vollmondnacht entgegen. Sie würde die Wahrheit ans Tageslicht oder, besser gesagt: ans Mondlicht, bringen.
    Er erinnerte sich an die Worte des Mannes, der ihn zum Werwolf gemacht hatte, und die Unruhe erfaßte ihn schon zwei Tage, bevor der Mond voll war.
    Er ging allen Menschen aus dem Weg, verkroch sich in der Dunkelheit des Waldes, wollte niemanden sehen, wollte allein sein. Neugierig horchte er in sich hinein.
    Er versuchte irgendwelche Veränderungen an sich festzustellen, aber alles war wie immer.
    Sein Herz schlug nicht schneller, er atmete nicht anders als sonst.
    Und doch wußte er, daß er nicht mehr derselbe war, der er gewesen war, bevor er Oakland begegnete.
    Und dann - endlich - war es soweit.
    Die Nacht brach an, der Vollmond ging auf. Wie ein gelber Lampion hing er am schwarzen Himmel, um das Blutfest der Werwölfe zu beleuchten. Und Harper gierte nach einem Fleisch, das von keinem Tier war.
    Ein Tier war er selbst.
    Jetzt spürte er es.
    Mit der Dunkelheit kamen andere, fremde, neue Empfindungen über ihn. Er wurde

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