0870 - Plondfair, der Berufene
einen Seitengang, der ebenfalls in Richtung der Hangars führte.
Weiter draußen lag ein weiterer Schacht, der im allgemeinen nur für Lasten aller Art benutzt wurde, der aber groß genug war, um Plondfair den Durchgang auf das eigentliche Hangardeck zu ermöglichen. Der junge Wynger stürmte lautlos durch den Gang, immer damit rechnend, daß sich vor oder hinter ihm eine Seitentür öffnen könnte. Doch das Glück blieb ihm treu. Als er jedoch den Lastenschacht erreichte, erwartete ihn eine böse Überraschung. Ein scheinbar nicht enden wollender Strom von Paketen und Kisten glitt vor Plondfair vorbei nach oben. Das war jedoch nur ein Teil des Problems, denn der Lufke hätte sich zugetraut, in diese Kette von Transportgütern einzudringen und dazwischen nach oben zu schweben. Man hatte jedoch aus Sicherheitsgründen den Zugang zum Schacht auf diesem Deck mit einer Energiebarriere abgesperrt. Diese Sperre wurde von der Zentrale aus geschaltet. Plondfair hätte sie kurzschließen können, doch damit hätte er einen Alarm ausgelöst.
Er entschloß sich, auf ein Weiterkommen durch die Antigravschächte zu verzichten. Nun blieb ihm nur noch das Rettungssystem, quer und von oben nach unten durch das Schiff verlaufende Röhren, in denen es Halte- und Klettervorrichtungen gab. Dieses System war zwar ebenfalls abgesichert, es ließ sich aber an jeder beliebigen Stelle von einem erfahrenen Raumfahrer knacken, ohne daß die Zentrale davon erfuhr.
Plondfair begab sich zum nächsten Röhreneinstieg. Er hatte wertvolle Zeit verloren.
Vielleicht hatte die 4-BIRSCHOR ihre Kreisbahn bereits erreicht, und die ersten Beiboote glitten aus den Schleusen. Diese Vision beflügelte Plondfair zu noch größerer Eile. Er durfte nicht damit rechnen, ausgerechnet in jenes Beiboot zu gelangen, mit dem man Koßjarta transportierte, aber auf Wallzu würde er genügend Zeit haben, seine Nährmutter wiederzufinden. Ohne zu zögern, entfernte er die Plombe am Einstieg. Es kam darauf an, sie aus der Verankerung zu lösen, ohne sie dabei zu zerstören. Es war ein einfacher Trick. Plondfair öffnete das Panzerschott und schlüpfte in die Röhre. Im Innern herrschte vollständige Dunkelheit, denn Plondfair hielt es für besser, das Schott wieder hinter sich zuzuziehen. Während er nach oben stieg, zählte er die Sprossen, so daß er genau wußte, wann er das nächste Deck erreicht haben würde.
In der Röhre war es vollkommen still, so daß Plondfair der eigene Atem übertrieben laut erschien. Als er in Höhe des Ausstiegs angekommen war, betätigte er den Öffnungsmechanismus. Er schob den Kopf aus der Röhre und blickte in den Korridor hinaus. Vor jenen Hangarschotts, die er von seiner Position aus sehen konnte, standen leere Antigravtragen. Plondfair beobachtete zwei Besatzungsmitglieder, die am Ende des Ganges auftauchten und sich miteinander unterhielten. Er wartete, bis sie im Hangar verschwunden waren, dann stieg er aus der Röhre. Im Laufschritt erreichte er den Korridor vor den Hangarschotten. Eines davon stand offen, so daß Plondfair einen Blick in die große Halle werfen konnte. Alle Beiboote standen noch auf ihren Plätzen. Entweder wurde diese Staffel nicht zum Krankentransport benutzt oder die Ausschleusung hatte entgegen Plondfairs bisheriger Ansicht noch nicht begonnen. Innerhalb des Hangars wimmelte es von Wyngern. Plondfair sah Kryn, Ärzte und Raumfahrer vom Stamm der Doprer in ihren typischen Anzügen. Die Hilfesuchenden befanden sich offenbar bereits an Bord der Beiboote.
Plondfair erkannte enttäuscht, daß es nahezu unmöglich war, von hier aus unbemerkt in den Hangar oder gar an Bord eines Beiboots zu gelangen. Trotzdem gab er nicht auf. Er rannte den Korridor entlang, bis zum nächsten Schott, das geöffnet war. Auch hier hielten sich Dutzende von Wyngern im Hangar auf, aber als Plondfair schon resignieren und aufgeben wollte, kam ihm der Zufall zu Hilfe. Vor einem der Beiboote kam es zu einem Zwischenfall. Ein kranker Wynger, der offenbar unter Drogen stand, taumelte aus der Schleuse eines der Beiboote heraus und stürzte sich auf einen davorstehenden Priester.
Dabei stieß er wilde Schreie aus. Für wenige Augenblicke war die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf diese Szene konzentriert. Plondfair nutzte seine Chance und schlüpfte in den Hangar, wo er sich sofort hinter einer Laufschiene niedersinken ließ. Im Schutz der Schiene kroch er auf allen vieren bis zu der Rampe, auf der die Beiboote verankert
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