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0871 - Zwischen den Wassern

0871 - Zwischen den Wassern

Titel: 0871 - Zwischen den Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Kopf. »Ich werde mich beim Diener der Schicksalswaage über Merlin beschweren - sofern ich ihm irgendwann mal begegne.«
    »Und solange es sich lohnt, weil Merlin lebt. Momentan ist das aber ungeklärt.«
    Sie atmete tief durch. Natürlich… Nach einem Duell mit Lucifuge Rofocale war Merlin eigentlich schon tot; nur ein ganz kleiner Funken Leben war noch in ihm. Zamorra und der Jungdrache Fooly hatten ihn in seine Burg und dort in die Regenerationskammer gebracht. Jetzt glich sein Zustand dem von Schroedingers Katze: niemand weiß, ob sie lebt oder tot ist, solange der Deckel der Kiste geschlossen bleibt. Öffnet man ihn, ist sie auf jeden Fall tot. [7]
    Nicole schloss die Augen.
    »Bring uns erst mal in unsere Zeit zurück. Dann sehen wir weiter.«
    ***
    Rhett und Coryn waren zu einer Einheit verschmolzen. Erkenntnisse drangen in Rhetts Bewusstsein ein, und Erfahrungen eines langen Lebens. Der Junge war wie erschlagen von dem, was über ihn hereinbrach. Er versuchte es abzublocken, um sich zu schützen, aber es gelang ihm nicht. Das, was seitens seiner älteren Inkarnation in sein Bewusstsein drängte, war um ein Vielfaches stärker.
    Er wünschte sich, bewusstlos zu werden. Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Es dauerte eine Weile, bis er wieder halbwegs klar denken konnte. Davon, das ganze Wissen und die Erfahrungen und Empfindungen seines Vor-Vorgängers zu verarbeiten, konnte keine Rede sein. Das würde noch lange dauern, soviel war ihm klar.
    Nur eines wurde ihm bewusst: Coryn war der »Vater« von Bryont. Das engte den Zeitrahmen, in dem es um Hilfe für Nessie ging, schon mal erheblich ein.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er. »Wie ich schon sagte - du bist der Ältere. Also…«
    Seine Stimme klang seltsam fremd, stellte er fest. Sie klang wie eine Mischung aus beiden Stimmen.
    »Was glaubst du wohl, weshalb ich diese Verschmelzung herbeigeführt habe?«, fragte Coryn mit der gleichen Stimme. Natürlich - sie benutzten ja auch den gleichen Körper.
    Zumindest jetzt!
    »Weil ich selbst nicht weiter komme«, fuhr Coryn fort. »Als ich Nessie helfen wollte, wäre ich fast ertrunken. Und als ich dann mit der schönen Zauberin zwischen den Wassern war, griff Nessie uns beide an. Alle Menschen seien ihre Feinde, behauptete sie. Wir sollten sofort verschwinden, wenn wir nicht sterben wollten. Gut, wir sind also verschwunden. Jetzt bin ich hier, und die Zauberin ist in ihre Zeit verschwunden. Das müsstest du aber doch wissen, denn ich habe dir doch mein Wissen übertragen!«
    »Glaubst du im Ernst, ich könnte das alles in nur ein paar Minuten verarbeiten?«
    »Doch!«, behauptete Coryn. »In deiner Inkarnation muss doch auch Wissen über die Vergangenheit stecken, über deine Vorgänger!«
    »Es ist noch nicht ganz erwacht«, stellte Rhett klar. »Genauer gesagt, nur ein Bruchteil! Ich beginne doch erst, mir darüber klar zu werden, dass ich ein Erbfolger bin - genauer gesagt der Erbfolgerl«
    »Oh«, sagte Coryn. Er zeigte deutliche Überraschung. »Das wusste ich nicht. Ich hielt dich für schon viel weiter entwickelt.«
    »Hast du bei der Verschmelzung deinerseits nicht festgestellt, wie weit ich bin?«
    »Ich habe nichts von dir übernommen, habe abgeblockt«, gestand Coryn. »Denn ich will die Zukunft nicht kennen. Sie würde mich zu stark in meinem Denken und Handeln beeinflussen. Meinen Nachfolger ebenfalls, weil ich beim Übergang, also dem Tod meines und der Geburt seines Körpers, das alles mit auf ihn übertragen würde. Nein, das wäre nicht gut.«
    »Da hast du wahrscheinlich verdammt Recht«, murmelte er.
    »Fest steht: Was Nessie angeht, bin ich mit meinem Latein am Ende. Deshalb hoffe ich, dass du eine Idee hast.«
    Rhett zuckte mit den Schultern. Dieser Dialog, der von einem Körper mit einer Stimme gesprochen wurde, war höchst seltsam und wurde ihm langsam unheimlich. Er wünschte sich, die Verschmelzung würde ihr Ende finden und sie beide wieder zwei Personen in zwei Körpern sein. »Du willst wieder du selbst sein, ohne mich?«, fragte Coryn in diesem Moment. »Ich kann es spüren.«
    »Da spürst du richtig«, erwiderte Rhett.
    »Dann werde ich die Verschmelzung jetzt wieder auflösen.«
    Im nächsten Moment standen sich wieder zwei Personen in zwei Körpern gegenüber. Rhett schüttelte sich. Er brauchte einige Sekunden, diesen erneuten Wechsel zu verkraften.
    »Es ist nicht gut«, hörte er Coryn sagen. »Besser wäre es gewesen, miteinander verschmolzen zu bleiben. Das

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