0873 - Die Manipulierten
sie danach eine Station verließen, trafen sie ein ähnlich angenehmes und ausgeglichenes Klima an wie zuvor. Sie registrierten es kaum, da sie es als mehr oder minder selbstverständlich ansahen, daß das Klima auf Starscho reguliert wurde.
Hochhäuser umgaben sie. Der Boden war mit Steinplatten oder mit Kunststoffbahnen ausgelegt. Nirgendwo wuchs eine Pflanze. Die spiegelnden Fassaden schienen alles Lebende ausgemerzt zu haben.
Plondfair und Verthe waren die einzigen, die die Station verließen, aber auch zwischen den Hochhäusern zeigte sich kein Wynger. Es schien, als befänden sie sich in einer Welt ohne Leben.
Sie suchten etwa eine Stunde lang nach einem Eingang zu den Gebäuden, fanden jedoch keinen. Hin und wieder stießen sie auf einen Reinigungsroboter, der den Staub auf den Plätzen und in den Durchgängen beseitigte.
„Wir haben keine andere Wahl", sagte Plondfair schließlich. „Wir müssen eine Scheibe zerschlagen, wenn wir weiterkommen wollen."
„Damit lösen wir einen Alarm aus", gab sie zu bedenken.
„Sicher, aber wenn wir Glück haben, erscheint nur ein Roboter und repariert den Schaden." Er trat mit dem Fuß gegen eine Scheibe, doch sie zerbrach nicht. Sie widerstand auch seinen weiteren Versuchen, bis er eine Steinplatte aus dem Boden löste und sie gegen die Scheibe warf. Sie zersplitterte.
Plondfair beseitigte einige Splitter, an denen sie sich verletzen konnten, und stieg durch die Öffnung.
„Roboter kommen", warnte sie, als sie ihm gefolgt war. Sie standen vor einer kompliziert aussehenden Maschine, die sich bis in die Höhe von etwa einhundert Metern erhob. An ihrer Seite stiegen vielfach verzweigte Stahlträger auf, die das Stützgerüst bildeten. In aller Eile kletterten sie nach oben und versteckten sich hinter einem elektronischen Schaltblock, der das kybernetische Herzstück der Anlage darzustellen schien. Aus sicherer Deckung heraus beobachteten sie die Roboter, die die Glassplitter beseitigten und eine neue Scheibe einsetzten. Als die Reparatur beendet war, zogen sich die Automaten wieder zurück und verschwanden irgendwo im Gewirr der Anlage.
Ohne sich um das zu kümmern, was vor ihnen lag, eilte Plondfair weiter. Er drang tiefer in das Gebäude ein, fand einen Tunnel, der zu anderen Hochhäusern führte, und •wechselte darin zu anderen Anlagen über. Er ging davon aus, daß die Kryn ihn dort suchen würden, wo er eingedrungen war, und daß es ihnen um so schwerer fallen würde, ihn aufzuspüren, je weiter er sich von dieser Stelle entfernte.
Schließlich erreichten sie einen Raum, der Plondfair an die Zentrale eines Großraumschiffs erinnerte. An mit Instrumenten übersäten Kontrollwänden flimmerten zahlreiche Bildschirme. Plondfair und Verthe gingen daran entlang.
„Das sind nicht nur Bilder von Starscho", sagte sie. „Hier. Ich erinnere mich genau. Dies ist ist Wallzu. Und das ist Späterloge."
„Es ist so, wie ich schon lange vermutet habe", versetzte er. „Von hier aus kann man alle Monde von Väl-gerspäre überwachen."
Er drückte einige Tasten. Die Bilder auf den Bildschirmen wechselten. Als Verthe einen Schalter betätigte, blendete sich eine Schrift ein. Sie zeigte an, von welchem Mond die Bilder stammten.
„Man kann also nicht nur die zwölf Monde überwachen, die selbst auch eigene Monde haben, die man besuchen muß, wenn man über das Rad gehen will, sondern auch die anderen Monde", stellte er fest.
„Aber nicht alle 47", sagte sie, „sondern nur etwa vierzig."
Nur auf den zwölf wichtigsten Monden schien es technische Einrichtungen zu geben. Die anderen schienen unerschlossen zu sein, denn die Bilder zeigten keine Häuser, Maschinen oder Landschaften, die bearbeitet waren.
Doch Plondfair war nicht bereit, daraus voreilige Schlüsse zu ziehen.
„Für mich steht fest, daß alle technischen Einrichtungen auf den anderen Monden von hier aus gesteuert werden", sagte er. „Verthe, es gibt keine Wunder. Wer über das Rad geht, wird regelrecht auf den Arm genommen. Wir haben alle geglaubt, dem Alles-Rad hier besonders nahe zu sein. Aber das stimmt nicht. Die Kryn haben hier eine Scheinwelt geschaffen, mit der wir in unglaublicher Weise betrogen wrerden."
„Es ist nicht deine Aufgabe, diesen Betrug aufzudecken", erklärte sie. „Noch weißt du gar nichts. Ich bin davon überzeugt, daß die Kryn genauso manipuliert werden wie wir. Sie bedienen diese technifizierte Welt zwar, aber mehr auch nicht. Etwas anderes erscheint mir gar nicht
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