0873 - Die Manipulierten
zu beugen.
Sah Verthe jetzt auch so aus?
Er fühlte, daß die Kryn ihn an den Armen packten. Voller Angst und Entsetzen blickte er sie an. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, als sie ihn aufhoben und zum Transmitter schleppten.
Plondfair war ihnen ausgeliefert. Die harte Ausbildung und das ständige Training, das er genossen hatte, halfen ihm überhaupt nichts. Sein Körper war nach wie vor gelähmt, so daß er nichts tun konnte.
Sie trugen ihrj in den Transmitter und legten ihn darin auf dem Boden ab.
Dann zogen sie sich lautlos zurück..
Plondfair schloß die Augen. Er versuchte, nicht mehr zu denken. Aber auch das gelang ihm nicht. Verthes Stimme schien in ihm aufzuklingen.
Dann zuckte ein Blitz über ihn hinweg. Er war so hell, daß er ihn durch die geschlossenen Lider hindurch bemerkte. Ein heftiger Schmerz durchraste seinen Körper. Plondfair hatte das Gefühl, emporgeschleudert zu werden. Er glaubte, über dem Transmitter zu schweben und alle Kryn und Berufenen in der Halle sehen zu können. Dann löste ihn der Transmitter auf, verwandelte Materie in Energie, und sein Bewußtsein erlosch.
4.
Plondfair fühlte einen stechenden Schmerz. Er zwang ihn, die Augen zu öffnen. Die Lähmung wich. Er sah, daß ein kegelförmiger Roboter neben ihm schwebte. Aus dem Ende eines der vier tentakelförmigen Arme ragte die Spitze einer Kanüle hervor. Plondfair schloß daraus,'daß er ihm ein Medikament injiziert hatte.
Verthe erschien in se|nem Blickfeld. Sie beugte sich über ihn. Ihm fiel auf, daß sie dunkle Schatten unter den Augen hatte und daß ihr Haar stumpf aussah, sonst aber wirkte sie unverändert.
„Bist du in Ordnung?" fragte sie.
Er richtete sich auf und ließ die Hände über Brust, Hüften und Schenkel gleiten. Er nickte.
„Und du?"
„Ich denke schon", antwortete sie. Ihre Stimme hatte einen eigenartigen Unterton. Er stutzte, stellte jedoch keine Frage, zumal sie fortfuhr: „Die Schwerkraft beträgt höchstens 1,08 g. Mehr nicht. Der Luftdruck ist normal. Der Geruch .auch, und auch sonst scheint alles so zu sein, wie es sein sollte."
Er schwang die Beine zur Seite und stieg von der Liege. Da er wußte, was sie meinte, ging er nicht weiter auf ihre Worte ein und verzichtete auch darauf zu überprüfen, was sie festgestellt hatte.
„Wir sind also nicht auf Välgerspä-re", sagte sie. „Das ist sicher."
„Warst du wach, als man dich hierher gebracht hat?"
„Ich habe alles gesehen. Die anderen Berufenen sind auch da. Es sind mit uns zusammen 36. Sie sind halbwegs durchgedreht. Ich kann nicht mit ihnen reden. Sie befinden sich in religiöser Ekstase."
Er rieb sich die Augen, um die letzte Müdigkeit zu vertreiben. Ihm erging es nicht anders als Verthe. Auch er verspürte nicht die gringste Lust, mit den anderen Berufenen zu sprechen. Er war völlig desillusioniert, konnte aber verstehen, daß die anderen sich in einem Zustand religiöser Verzückung befanden. Ihm selbst wäre es nicht anders ergangen, wenn er nicht durch Koßjartas Zustand veranlaßt worden wäre, sich kritisch umzusehen.
„Komm", sagte Verthe. „Wir müssen wohl zu ihnen zurückgehen."
Sie verließen die Krankenstation und kamen durch einen Gang in die Transmitterhalle. Hier standen die anderen Berufenen und warteten. Einige knieten auch auf dem Boden und richteten das verklärte Gesicht gegen die Decke.
Andere standen mit geschlossenen Augen auf der Stelle und murmelten Gebete vor sich hin.
Plondfair wollte einen von ihnen ansprechen, doch Verthe hielt ihn zurück.
„Wir müssen vorsichtig sein", flüsterte sie. „Wir wissen nicht, wo wir hier sind und ob hier die gleichen Bedingungen gelten wie auf Starscho. Vielleicht sind wir immer noch auf Starscho, vielleicht sind wir aber auch in unmittelbarer Nähe vom Al-les-Rad."
Sie war in ihrer Haltung wieder schwankend geworden.
„Ich bleibe nicht hier", erklärte er. „Ganz gleich, was kommt. Ich gehe."
„Wohin?"
„Nach draußen, falls es hier ein Draußen gibt. Auf jeden Fall verlasse ich diese Anlage hier. Kommst du mit?"
Sie zögerte kurz, dann nickte sie und sagte: „Dann aber schnell, bevor uns jemand holt."
Sie eilten quer durch den Raum zu einem Schott. Es öffnete sich vor ihnen, als sie eine gelbe Linie auf dem Boden überschritten. Dahinter lag ein langgestreckter Gang, dessen Ende nicht zu erkennen war. Sie betraten ihn und liefen in ihn hinein. Lautlos schloß sich das Schott hinter ihnen.
„Keiner der anderen hat versucht, uns
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