0873 - Die Manipulierten
jedoch auch für möglich gehalten, daß - sich die Station mitten in dem Konditionierten Gebiet befand, da mit Sabotageakten nicht zu rechnen war. Wer die Station zerstörte, vernichtete sich selbst.
Unerwartet kam jedoch die Eröffnung für ihn, daß einige der Alten Schutzanzüge hatten.
„Wieso haben einige Druckanzüge?" fragte er. „Gibt es einen einleuchtenden Grund dafür?"
Die drei Alten zögerten lange, bis sie antworteten.
„Das Leben in Laxau ist unerträglich langweilig", erklärte Godfart schließlich. „Abwechslungen gibt es nicht. Das hält man einige Jahre lang aus, aber nicht länger. Entweder beginnt man, geistig zu verkümmern, oder man staut Aggressionen auf, die •irgendwann ausbrechen und zu Auseinandersetzungen führen."
„Laxau ist die Hölle", rief Karskem mit bebender Stimme. Er sprang erregt auf. „Ich wünschte, ich würde wie jeder normale Wynger altern und sterben. Viele von denen, die in Laxau leben, sind völlig verzweifelt."
„Manche haben sogar schon daran gedacht, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen", bemerkte Krodvan mit tonloser Stimme.
Plondfair blickte Verthe an. Er merkte, daß sie ebenso entsetzt war wie er. Der Selbstmordgedanke war den Lufken völlig fremd. Plondfair erinnerte sich nicht daran, jemals einen Lufken davon sprechen gehört zu haben. Er selbst konnte sich keine Situation vorstellen, die den Gedanken an Selbstmord aufkommen ließ.
„Manche steigen in die Druck- und Schutzanzüge und verlassen die Ko-nitionierte Zone, um sich in der tobenden Hölle da draußen zu erholen. Sie brauchen den Kampf mit den Elementen, um sich von allep Belastungen zu befreien", erklärte Godfart. „Können Sie das verstehen?"
„Wenn sie zurückkehren, sind sie wieder normal", ergänzte Karskem.
„Aber nur einige haben solche Anzüge", sagte Verthe. „Alle brauchten im Grunde genommen welche. Machen diejenigen, die einen haben, ein Geschäft daraus?"
Godfart nickte. Sein Gesicht verdüsterte sich.
„So ist es", gestand er.
„Wer nicht zahlen kann, der kann Kermershäm nie verlassen", sagte Krodvan.
„Womit zahlen?" fragte Plondfair. „Bekommen Sie nicht alles, was Sie benötigen? Müssen Sie irgend etwas kaufen?"
„Laxau ist die Hölle", wiederholte Krodvan. „Jeder bekommt die gleiche Ration, ob er sie benötigt oder nicht.
Jeder erhält die gleiche Menge Fett, Eiweiß, .Körperpflegemittel oder Freizeitbeschäftigung. Jeder hat die gleiche Zeit Videounterhaltung, auch diejenigen, die blind sind, oder die überhaupt kein Video sehen wollen. Sie können ihre Unterhaltungsstunden anderen gegen etwas anderes verkaufen. Sie können tauschen."
„Aber das ist nicht das Schlimmste", erklärte Godfart. „Laxau ist eine Spielhölle. Die meisten Bewohner der Silos sind verrückt nach Glücksspielen, weil sie die einzige, wirklich spannende Unterhaltung bieten. Dabei kann man alles gewinnen oder auch alles verlieren. Ich kenne Männer, die ihr Unterhaltungsprogramm für die nächsten Jahre verloren haben. Einige von ihnen würden ihr Leben für eine einzige Stunde Video, Sport oder Musikunterhaltung geben."
Plondfair war erschüttert. So schlimm hatte er sich das Leben in der Stadt der Alten nicht vorgestellt. Er blickte zu den Häusern hinüber. Gern wäre er hingegangen und hätte sich dort umgesehen, aber das durfte er nicht, weil man ihn sofort an die Roboter verraten würde. Jetzt begriff er auch, warum. Allzu viele würden versuchen, sich den Verrat bezahlen zu lassen.
Karskem erriet seine Gedanken. Er nickte.
„Ich sehe, daß Sie verstanden haben", sagte er. „Es wäre lebensgefährlich für Sie, in eines der Häuser zu gehen.
Unter den Bewohnern von Laxau gibt es genügend, die Sie augenblicklich umbringen würden, weil sie wissen, daß ein Toter nicht mehr weglaufen kann. Ihnen wäre es egal, ob sie einen Toten oder einen Lebenden an die Roboter ausliefern, wenn sie dafür nur irgendeine Belohnung einheimsen."
„Und doch werde ich nach Laxau gehen", sagte Plondfair. „Wenn Sie mir angeben, wer einen Schutzanzug hat, mit dem man Kermershäm verlassen kann, werde ich ihn mir holen."
7.
„Unmöglich", sagte Godfart. Er atmete schnell und keuchend, weil ihn der Marsch angestrengt hatte. Er war davongeeilt, nachdem er die Worte Plondfairs gehört hatte. Jetzt war mehr als eine Stunde verstrichen. Auch Karskem und Krovdan hatten sich in dieser Zeit nicht geäußert. Sie hatten Plondfair und Ver-the zu verstehen gegeben, daß sie
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