0873 - Die Manipulierten
verzog das Gesicht, wandte sich der Tür zu, verließ den Raum jedoch nicht.
„Wollten Sie uns nicht noch etwas sagen?" fragte Verthe.
„Allerdings." Godfart drehte sich seufzend um. „Unterschätzen Sie Kärsgäm nicht. Er ist nicht ganz so schwach, wie wir gesagt haben."
Plondf air winkte ab.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Godfart, in dieser Hinsicht habe ich Ihnen ohnehin nicht geglaubt. Aber es ist gut, daß Sie es noch gesagt haben."
„Er kann kämpfen", flüsterte Krodvan und verdrehte die Augen. Klatschend schlug er sich die Faust in die linke Handfläche. „Es wird also nicht schnell vorbei sein. Bestimmt nicht."
Godfart verließ fluchtartig die Wohnung. Die Tür glitt hinter ihm zu. Plondfair verhinderte, daß sie sich ganz schloß. So konnte er durch einen schmalen Spalt verfolgen, was geschah. Er sah, daß Godfart an der gegenüberliegenden Tür klopfte.
Zweifel kamen in ihm auf. Die Alten wollten sich ein wenig amüsieren. Sie hatten ihnen geholfen, aber sie hatten in einigen Teilen auch die Unwahrheit gesagt. Hatte Kärsgäm tatsächlich den begehrten Schutzanzug? Und konnte man damit die Konditionierte Zone verlassen?
Plondfair hatte plötzlich die Vorstellung, daß sich zahllose Greise links und rechts von der Wohnung Krodvans auf dem Flur aufhielten, um zu verfolgen, was geschah. Hatten Krodvan, Godfart und Karskem geschwiegen? Wo blieb Karskem überhaupt? Gehörte er zu den Zuschauern, die auf dem Gang standen, um den bevorstehenden Kampf zu verfolgen?
Wenn sich die Tür gegenüber öffnete, wer kam dann heraus? Kärsgäm? Oder ein Kampfroboter, mit dem sie um ihr Leben kämpfen mußten?
Plondfair fühlte, wie sich in ihm etwas verkrampfte. Er glaubte, zu vertrauensselig gewesen zu sein. Dabei machte er sich weniger Sorgen um sich selbst als vielmehr um Verthe. Auch ihr Leben stand auf dem Spiel.
Er blickte sich flüchtig zu Krodvan um.
Die Augen des Alten funkelten. Ein rätselhaftes Lächeln lag auf seinen Lippen.
Plondfair hörte, daß die gegenüberliegende Tür sich öffnete. Er blickte hinüber.
Er sah einen Lufken, der im Vergleich zu Godfart jugendlich wirkte, zweifellos aber auch schon sehr alt war.
Hinter diesem Mann stand ein zweiter, der bis zu den Schultern in einem Schutzanzug steckte. Den Panzerhelm, der dazugehörte, hielt er in den Händen.
Plondfair begriff.
Es ging um Sekunden. Wenn der Mann den Schutzanzug schloß und die Aggregate aktivierte, war es unmöglich, ihn zu überwältigen.
Plondfair riß die Tür auf, rannte über den Flur, stieß Godfart zur Seite und stürzte sich auf den Mann in der Tür. Es war Kärsgäm. Bei seinem Sturmlauf blieb ihm noch Zeit für einen flüchtigen Blick zur Seite.
Auf dem Flur hielten sich zwar wenigstens zwanzig Männer und Frauen auf, aber keiner von ihnen verhielt sich so, als wüßte er von dem Geschehen.
Verthe lief hinter Plondfair her. Sie sah, daß er den Alten in der Tür förmlich überrannte und sich danach sofort auf den Mann im Schutzanzug warf. Sie erkannte die Situation ebenso schnell wie Plondfair.
Dieser nutzte seinen Vorteil, den er durch die Überraschung gewonnen hatte. Mit einem Faustschlag fällte Die Manipulierten er seinen Gegner. Dieser stieß einen Schrei aus, als er auf dem Boden lag.
„Kärsgäm", rief er. „Helfen Sie mir."
Kärsgäm kämpfte mit Verthe, die er bis auf den Flur hinausgetrieben hatte. Mit Händen und Füßen schlug er auf sie ein.
„Schalten Sie die Aggregate ein", brüllte Kärsgäm.
Plondfairs Gegner begriff. Er erkannte, wo seine Chance lag, und versuchte, die Aggregate des Schutzanzugs einzuschalten, um einen Energieschirm um sich zu errichten.
Plondfair riß ihm die Hände zur Seite und stieß ihm dann die gestreckten Finger seitlich in den Hals. Das genügte. Der Mann sank zurück und verlor das Bewußtsein.
Jetzt zerrte ihm Plondfair den Schutzanzug herunter, der aus einem derben Material bestand und sich nur schwer lösen ließ. Fast schien es, als sei er mit dem Körper des Alten verwachsen. Schließlich aber gelang es Plondfair, den Anzug an sich zu bringen. Er wollte hineinsteigen, als Kärsgäm ihn plötzlich von hinten ansprang. Zwei Hiebe trafen ihn am Kopf und an der Schulter. Sie betäubten seine Sinne. Plondfair stürzte zu Boden, konnte sich jedoch noch zur Seite wälzen und so dem nächsten Angriff entgehen. Er sah, daß Verthe besinnungslos auf dem Flur lag. Einige Männer und Frauen standen um sie herum und blickten zu ihm herüber.
Bevor
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