0874 - Das Tier
schon besser«, sagte Sheila.
Suko wollte sich in der unmittelbaren Nähe des Hauses umschauen und nach Hintertüren suchen.
Ich erkundigte mich noch, ob es in dem Haus irgendwelche Besonderheiten gab, von denen die Conollys wußten. Leider hatte Johnny nichts darüber gesagt, wo er sich befand. Er konnte unter dem Dach ebenso stecken wie im Keller.
»Da ist noch etwas«, murmelte, Sheila. »Die Stones haben sich im Keller eine Schwimmhalle angelegt. Susan hat sie mir damals im Rohbau gezeigt. Ich erinnere mich.«
»Mehr kennst du von diesem Keller nicht?«
»Nein, woher auch?«
»Schon gut.«
»Wieviel Zeit sollen wir dir geben?« fragte Bill.
Ich wiegte den Kopf. »Eigentlich keine Spanne. Wenn es mir gelingt, die Tür nicht zu schließen, werdet ihr selbst herausfinden müssen, wann es Zeit ist.«
»Okay. Wie willst du vorgehen?«
»Ich werde mich zu Johnny führen lassen.«
»Freiwillig wird das niemand tun«, sagte Sheila.
»Ich weiß.«
Als sie mich anschaute, stellte sie keine Fragen mehr. Mein Blick hatte ihr genug gesagt.
»Okay, ich verschwinde dann.«
Der Zaun war leicht zu überwinden. Es war ein langes, grün gestrichenes Eisengitter. Ich landete zwischen den Nadelbäumen, was nicht mehr angenehm war, denn die breiten Arme mit ihren Nadeln piekten. Ich duckte mich und hatte den dichten Gürtel sehr bald überwunden. Jetzt sah ich das Haus.
Licht entdeckte ich nicht. Es lag vor mir als dunkles, schiefes Gebilde, in dem nur das Glas der Fenster heller schimmerte. Auf dem hinteren Grundstück selbst wuchs nicht sehr viel. Die Stones hatten sich mehr für einen Rasen entschieden, was pflegeleichter war. Kleine Blumenbeete lockerten die grünen Flächen auf.
Der Eingang befand sich an der Seite. Die Feuchtigkeit hatte in den letzten beiden Stunden zugenommen. Der Regen würde bald aus den Wolken fallen. Noch war es ziemlich warm, und so hatten sich erste Morgennebel bilden können. Sie verschonten auch nicht das Grundstück der Stones. Ich sah den Nebel wie starre Wolken auf der Wiese liegen. Er schützte mich, was ich hoffte, und ich hoffte auch, ungesehen bis zur Haustür zu gelangen. Es ging mir etwas besser, als ich sie erreicht und die Stufen der kleinen Treppe überwunden hatte.
Am liebsten wäre ich in das Haus hineingeschlichen. Dazu hätte ich einbrechen müssen. Dagegen wiederum stand das Schloß der Haustür, das nicht so leicht zu knacken war.
Ich mußte klingeln.
Zweimal drückte ich auf den Knopf. Mir war eingefallen, daß sich Orson Stone auf einer Dienstreise befand. Die Conollys hatten es erwähnt. Diese Tatsache wollte ich ausnutzen und hatte mir eine dementsprechende Ausrede zurechtgelegt.
Der Klang der Glocke war auch draußen zu hören. Im Innern hätte er sicherlich Tote aufwecken können.
Ich wartete.
Kein Licht schimmerte auf. Ich versuchte, mich in Mrs. Stones Lage hineinzuversetzen. Um diese Zeit durch einen schrillen Klingelgruß geweckt zu werden, war nicht jedermanns Sache. Auf der anderen Seite rechnete ich nicht damit, daß sie schlief.
Noch ein Versuch.
Diesmal länger. Sie sollten merken, daß ich mich nicht abweisen ließ. Ich wollte die Stone haben.
Aber nicht sie kam, sondern ihr Sohn. Martys Stimme vernahm ich. Der Klang wehte aus dem Lautsprecher der Sprechanlage, den ich in der Dunkelheit nicht entdeckt hatte.
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Bist du Marty?«
»Ja.«
»Ich komme von deinem Vater!« Pause, Schweigen. Er war überrascht, und ich wartete darauf, daß mein Bluff auch funktionierte. »Öffne bitte.«
»Warum?«
»Ich habe eine Botschaft.«
»Mitten in der Nacht.«
»Es ist früher Morgen, und es ist was passiert. Du kannst auch deine Mutter holen.«
»Nein, nein, ich werde das machen. Was ist das denn für eine Botschaft?«
»Du mußt da etwas unterschreiben.«
»Lüge!« Er lachte. »Ich glaube es nicht!«
»Marty - bitte.«
Er überlegte. »Nein, ich…«
»Dann werde ich deinem Vater sagen, daß ihr mich nicht ins Haus gelassen habt. Schade, es war wichtig. Es geht um bestimmte Dinge, über die ich nicht reden darf.« Meine Ausrede wurde immer umfangreicher. »Dein Vater hat es gemerkt, Marty.«
»Was?«
»Muß ich von der Disco und dem Keller erzählen? Soll ich auch noch die Königin der Nacht erwähnen? Dein Vater hat Verdacht geschöpft. Er hat einen Detektiv engagiert, nämlich mich, und ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll. Er will jedenfalls Theater machen, wenn er- nicht die Wahrheit erfährt.« Das
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