0874 - Das Tier
bis die Stone die Tür hinter sich geschlossen hatte. Erst dann schwamm er zum Rand, stemmte sich dort hoch und verließ klatschnaß den Pool.
Er fror, aber er war auch froh, daß ihm eine Spanne vergönnt worden war.
Der Junge konnte wieder lächeln. So gut wie möglich wrang er seine Kleidung aus und preßte sich das Wasser auch aus dem Haar. Mit einem der herumliegenden Handtücher trocknete er sich ab. Er fühlte sich nicht gut, was auch an der feuchten Kleidung lag, die an seinem Körper klebte, aber es ging ihm besser als zuvor. Er war jetzt allein, und er hatte das Telefon hinter dem Wandschrank nicht vergessen.
Diesmal war er nicht so vorsichtig. Die Stone hatte ihm eine relativ lange Frist gesetzt.
Er mußte sie nutzen.
Johnny zerrte wieder die Tür auf. Der Apparat stand da, wo er auch zuvor gestanden hatte. Er hob den Hörer ab. Das Freizeichen war auch jetzt Musik in seinen Ohren. Es war die Chance nach draußen, er würde sie nutzen. Seine Finger zitterten schon, als er wählte. Das lag nicht nur an der Aufregung, sondern auch an der Kälte, die ihn frösteln ließ. Nach dem vierten Tuten wurde abgehoben.
Johnny hörte die Stimmen seiner Mutter, und seine eigene versagte ihm plötzlich…
***
Mit dem Tuten des Telefons hatte keiner von uns gerechnet. Vielleicht überlegten wir Männer zu lange, wer da wohl hätte anrufen können, Sheila aber handelte intuitiver, sie war eben eine Frau, und sie lief mit langen Schritten dem Apparat entgegen..
»Ich weiß, wer es ist.«
Mehr brauchte sie uns nicht zu sagen. Wir wußten genau, wen sie meinte. Und so schauten wir zu, wie Sheila abhob, sich meldete, aber keine Reaktion zeigte, sondern in den folgenden Sekunden unbeweglich stand, mit dem Hörer am Ohr, als wäre er dort festgewachsen.
Dann aber rief sie den Namen ihres Sohnes. »Johnny? Johnny, bist du es? Rufst du an!«
Jemand antwortete.
Die Stimme war zu leise gewesen, wir hatten sie nicht erkannt. Das war auch nicht nötig gewesen, denn plötzlich sah Sheila aus, als wollte sie aus dem Stand gegen die Decke springen. Es mußte einfach Johnny sein, der sich gemeldet hatte.
»Wo bist du?«
Eine Antwort, die aus zwei Sätzen bestand. Dann Sheilas Worte. »Okay, wir kommen, wir fliegen. Und gib auf dich acht, Junge!«
Sie legte auf. Ihr Gesicht zeigte Entschlossenheit, in den Augen lag eine selten bei ihr zu sehende Härte. »Er ist bei den Stones, wie ich es euch schon sagte…«
Und damit waren wir wieder im Spiel!
***
Wir begingen nicht den Fehler, in große Hektik zu verfallen, auch wenn Sheila uns drängte. Wichtig war es für uns, in das Haus zu gelangen und dies, ohne möglichst auffällig zu sein und großen Schaden anzurichten.
Wir hätten mit den Autos fahren können, aber zu Fuß waren wir ebenso schnell wenn wir uns auf die Abkürzung verließen, von der Bill gesprochen hatte. Außerdem hatten wir nicht vor, Susan Stone entwischen zu lassen. In dieser Nacht noch wollten wir den Fall beenden.
Wir kämpften uns durch die schmalen, überwucherten Wege an den Rändern des Grundstücks entlang. Bill hatte die Führung übernommen, Sheila hetzte hinter ihm her. Ich sah ihren Rücken, und Suko bildete den Schluß.
Wir hörten es rascheln, wenn Zweige an unseren Körpern entlangstreiften, und wir hörten auch unsere Atemzüge. Wir schreckten Tiere auf, wir entdeckten ab und zu die hellen Flecken nicht ausgeschalteter Gartenleuchten und wurden immer wieder von tiefhängenden Zweigen, Blättern und Spinnweben gestreift, als wollte uns die nächtliche Natur mit all ihrer Vielfalt begrüßen.
Hinter einem Gartenkomplex, in dem mehrere Wagen Platz hatten, führte der Weg entlang. Er war an dieser Stelle teilweise gepflastert, und Bill blieb vor einem Zaun stehen. Er war nur bei näherem Hinschauen zu entdecken, weil hohe Fichten den Blick verwehrten.
»Hier müssen wir rüber.«
Er hatte leise gesprochen, und ich stellte meine Frage ebenso leise. »Wie sieht es mit elektronischen Überwachungsanlagen aus?«
»Keine, glaube ich.«
Ich schaute über den nicht zu hohen Zaun hinweg. Das Haus war hinter den dichtstehenden Nadelbäumen nicht zu erkennen.
Wir besprachen unseren Plan und kamen zu dem Entschluß, daß ich es diesmal versuchen sollte.
Mich kannten die Stones nicht. Wenn Sheila erschien, würde ihr sicherlich sofort die Tür vor der Nase zugeschlagen werden. So war es besser, wenn ich den Anfang machte.
»Außerdem werde ich die Tür für euch offen lassen.«
»Das klingt
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