0874 - Das Tier
und drückte dem Jungen die Mündung unter das Kinn. Johnny hielt den Kopf unbeweglich. Plötzlich klopfte das Herz wieder schneller. Er geriet ins Schwitzen und dachte daran, daß alles umsonst gewesen war, denn jetzt hielt die Stone die besseren Karten - sprich Waffe - in der Hand.
»Du wirst jetzt genau tun, was ich dir befehle, Johnny Conolly. Hast du verstanden?«
»Ja!« keuchte er.
»Wunderbar. Ich hasse es, daß mein zweiter Sohn im Pool liegt. Er kann nicht schwimmen, er kann auch nicht ertrinken. Spring hinein und hole ihn raus!«
»Was ist los!?«
»Spring!« brüllte sie in sein Gesicht. »Spring, verdammt noch mal!«
Sie versetzte dem Jungen einen Stoß. Damit hatte Johnny nicht gerechnet. Er taumelte auf den Rand zu, und plötzlich war der Boden unter seinen Füßen verschwunden.
Johnny klatschte in den Pool.
Das Wasser war kalt, es stank, und es schwappte über ihm zusammen, als wären zwei gewaltige Hände gegeneinander geklatscht. Johnny sank dem Grund entgegen, und er spürte den Widerstand an seinen Füßen, kurz danach den Auftrieb, und schon hatte er mit seinem Kopf die Wasserfläche durchstoßen, trat Wasser und schüttelte sich.
Sein Blick traf Susan Stone.
Wie eine finstere Rachegöttin stand sie am Rand des Pools. Den Arm ausgestreckt, die Mündung der Waffe wies aber auf Johnnys Kopf und wanderte dann nach rechts. »Hol ihn aus dem Wasser!«
Johnny schaute hin.
Das Tier trieb noch immer wie leblos mal auf, mal unter der Wasserfläche. Es traf überhaupt keine Anstalten, sich selbst zu retten. Seine dünnen; langen Arme hielt es an den Körper gepreßt, aber die Augen waren geöffnet, das konnte Johnny erkennen, als er in das Gesicht schaute. Auch die Haarantennen standen ab, und die Füße sahen aus wie in zwei verschiedene Richtungen gedreht.
Er schwamm hin.
Natürlich ekelte er sich davor, das Wesen aus dem Wasser zu ziehen, weil er es dabei anfassen mußte, doch es gab keine andere Möglichkeit. Bei der ersten Berührung zuckte Johnny zusammen. Er kam sich vor wie jemand, der seinen eigenen Henker rettete. Die Haut des Tieres fühlte sich jetzt ölig und schmierig an, sehr glatt, er rutschte ab und umklammerte deshalb die Gelenke, um das Tier an den Rand zu ziehen. Johnny war kein Rettungsschwimmer, aber er wußte, wie man einen Nichtschwimmer an Land schleppen konnte, und das machte er hier vor. Mit zwei Schwimmstößen hatte er den Poolrand erreicht. Ihm wurde befohlen, das Wesen anzuheben. Es fiel ihm nicht leicht. Johnny holte Luft, tauchte unter und stemmte das Tier in die Höhe.
Susan Stone hatte sich gebückt. Mit der ausgestreckten linken Hand kriegte sie ihren »Sohn« zu fassen und zerrte ihn aufs Trockene, wo er zusammengekrümmt liegenblieb und das Wasser an seinem glatten Körper entlanglief.
Johnny war wieder aufgetaucht. Er wollte aus dem Becken klettern, aber die Frau verbot es ihm.
»Du kannst noch etwas schwimmen, aber mehr in der Mitte.«
Johnny legte sich auf den Rücken: Als er die Stelle erreicht hatte, trat er Wasser, reckte seinen Kopf, um zuschauen zu können, was Susan Stone mit ihrem »Sohn« anfing.
An den Gelenken hatte sie ihn in die Höhe gezogen: Er hing noch immer in ihrem Griff wie ein altes Tuch, aus dem allmählich das Wasser rann.
Sie redete auf ihn ein. »Los, du bist nicht schlapp, du kannst nicht schlapp sein. Du wirst dich nur etwas ausruhen, und dann fangen wir von vorn an.«
Das Tier öffnete sein Maul. Wasser schwappte hervor, klatschte auf die Fliesen und verteilte sich dort. In der Kehle entstanden gurgelnde Geräusche, vermischt mit röchelnden Lauten, und schließlich schaffte das Tier es, wieder auf die Beine zu kommen. Es blieb stehen, mußte aber gehalten werden.
Es schwankte.
Mal nach rechts, dann nach links, schließlich erbrach es Wasser und eine schleimige Flüssigkeit.
Dann ging ein Ruck durch den Körper, und das Tier war wieder okay.
Johnny schwamm noch immer. Susan wandte sich ihm zu. Sie lachte zuvor und erklärte dann:
»Glaube nur nicht, daß es für dich vorbei ist. Wir werden uns etwas ausruhen und wieder von vorn beginnen. Wir kriegen dich, das kann ich dir versprechen. Dir wird es nicht anders ergehen als Marty. Du bist unsere Beute!«
Plötzlich schoß sie.
Johnny erschrak. Er erwartete den Einschlag der Kugel, doch sie peitschte dicht neben ihm ins Wasser.
Lachend lief die Stone auf die Tür zu, das Tier dabei wie ein kleines Kind an der Hand haltend.
Johnny Conolly blieb so lange im Wasser,
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