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0874 - Gedankentöter

0874 - Gedankentöter

Titel: 0874 - Gedankentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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mussten.
    »Südamerika«, sagte Nicole verträumt. »Da ist jetzt Sommer, und man muss nicht in knöchellangen Wintermänteln und Ohrenschützermützen durch schneidende Kälte und Schnee stapfen… Ich bin dafür, dass wir da einen netten Dämonenvernichterurlaub machen.«
    »Es hörte sich aber nicht gerade nach Urlaub an«, murmelte Zamorra. »In Robs Stimme klang ein Unterton mit, wie ich ihn selten bei ihm gehört habe.«
    »Wie auch immer - wir sollten jede noch so kleine Chance nutzen, einen Hauch von Sommer zu erwischen, nachdem wir hier keinen hatten, sondern nur Kälte und Regen. Und wenn unsere Meteorologen nach wie vor behaupten, wir hätten weit höhere Temperaturen gehabt als die letzten hundert Jahre zuvor, haben sie gewaltig eins an der Klatsche! Also, Cherie, auf in den Sommer, bevor uns die ›globale Erwärmung‹ noch mehr Kälte beschert! Mann, wann hat's das jemals gegeben, dass wir das Château im Sommer beheizen mussten?«
    Sie erhob sich und ging zur Tür. Entweder bemerkte sie Zamorras Knotenlösung nicht, oder sie ignorierte sie - jedenfalls glitt der Tanga zu Boden, ohne dass sie sich darum kümmerte.
    Still vor sich hin lächelnd folgte Zamorra ihr und genoss den Anblick.
    Ein paar Meter weiter kam ihnen Lady Patricia entgegen, die seinerzeit mit Sohn und Butler von Llewellyn-Castle hierher umgesiedelt war, weil ihr dort nach dem Tod ihres Mannes Sir Bryont alles leer und einsam vorkam und weil Zamorra ihr zugesichert hatte, sie und den Erbfolger in Château Montagne besser vor dämonischen Mächten schützen zu können. Denn die waren ja eifrig bemüht, dem Kind den Garaus zu machen, solange es sich nicht an seine früheren Inkarnationen erinnerte und die Llewellyn-Magie in ihm noch nicht erwacht war.
    Dies geschah derzeit. Nicht komplett auf einen Schlag, sondern portionsweise.
    Rhetts Mutter, in einen eleganten Hosenanzug gekleidet, verharrte und sah Nicole stirnrunzelnd an. »Musst du unbedingt so hier herumlaufen? Rhett…«
    »Ich bin unschuldig!«, protestierte Nicole. Sie deutete hinter sich. »Dieser Wüstling hat mich dazu gezwungen!«
    »Wenigstens von dir hatte ich etwas mehr Verstand erwartet!«, fauchte Patricia ihn an. »Aber da habe ich mich wohl geirrt.« Ohne eine rechtfertigende Antwort abzuwarten, eilte sie davon.
    Ein paar Meter vor der Treppe hielt sie noch einmal an. »In etwa fünf Minuten ist Rhetts Unterricht für heute beendet. Ich hoffe, dass du dann etwas mehr anhast, Nicole!«
    »Wegen Zamorras Geiz habe ich doch nichts anzuziehen!«
    Pat entschwebte endgültig. Dabei murmelte sie etwas, das wie »selten dämliche Ausrede« klang.
    Nicole lachte leise und ließ sich in Zamorras Arme fallen. Sie küsste ihn leidenschaftlich. Und Zamorra entfernte geschickt ihre transparente Bluse. Nicole lachte erneut. »Schade, dass Pat das jetzt nicht sehen kann!«
    »Es würde ihre Vorurteile nur weiter verstärken«, schmunzelte er. »Aber wir sollten uns doch lieber ins Zimmer zurückziehen, bevor das hier noch weiter ausartet.«
    Gesagt, getan. Und so verstrich die nächste Stunde…
    ***
    Kurz vor ihrem Aufbruch nahm Zamorra über Transfunk Kontakt zu Tendyke auf. Der Abenteurer meldete sich sofort, klang aber etwas erschöpft.
    »Bin gerade wieder ins Camp zurück«, erklärte er seinen Zustand. »Wir haben mal wieder den Weg zum Heliport freigehackt. Der Dschungel wuchert hier in einem Tempo, das ist schon nicht mehr normal. Schön, dass du dich meldest, Zamorra. Könnt ihr kommen?«
    »Wir brechen jetzt auf und sind dann in ein paar Minuten in Florida«, versicherte der Meister des Übersinnlichen.
    »Ich lasse den Hubschrauber sofort startklar machen.«
    »Sag mal… Südamerika ist verdammt groß. Wo genau steckst du?«
    »Später«, wehrte Tendyke ab. »Jetzt brauche ich die Funkphase erst mal, um den Hubschrauber klarmachen zu lassen. Gute Reise!«
    Im nächsten Moment brach die Verbindung zusammen.
    Schulterzuckend nickte Zamorra Nicole zu. »Dann wollen wir mal.«
    »Ich habe unserem Butler gesagt, dass wir Urlaub im Land Dämonentod machen und nur in äußersten Notfällen über Tendykes Transfunk erreichbar sind«, sagte Nicole.
    Zamorra lächelte. Unser Butler - einerseits war er zwar stets für sie alle da, andererseits hatte Patricia ihn seinerzeit mit nach Frankreich genommen. Wem hätte er auch allein im leeren Llewellyn-Castle genützt? Nach wie vor war er trotzdem der Llewellyn-Butler.
    Was in der Praxis aber keine Rolle spielte.
    Minuten später

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