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0875 - Medusas Tochter

0875 - Medusas Tochter

Titel: 0875 - Medusas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderen Seite aber mußte er weitermachen und die Spur löschen.
    Wie viele seiner Berufskollegen würde er auch weiterhin in der Angst vor der Entdeckung leben.
    Keiner holte die Polizei, es war einfach zu unwahrscheinlich, was da passierte. Dafür gab es einfach keine rationale Erklärung.
    Nach einer Pause setzte er seine Tätigkeit fort. Nach jedem Schlag flüsterte er den Namen seines Sohnes, als wollte er sich dafür entschuldigen.
    Seine Augen brannten. Staub wallte ihm entgegen, aber er machte weiter, und er verschonte auch das Gesicht nicht.
    Parker war zu einer Maschine geworden. Er arbeitete verbissen, die Augen gefüllt mit Tränen und Staub. Irgendwann warf er die Spitzhacke zur Seite.
    Da lag Freddy!
    Nein, nicht mehr Freddy. Es waren nur Steinfragmente. Er hatte die Gestalt buchstäblich zerhämmert, und seine Schläge hatten auch den Kopf getroffen. Ein Gesicht gab es nicht mehr, es war zerschlagen. Über den Resten schwebte eine dünne Staubschicht. Parker schaute hin, ohne richtig zu sehen, was er da getan hatte. Er runzelte die Stirn, holte tief Luft, weinte wieder und schüttelte dann den Kopf, als er sah, was er angerichtet hatte.
    Parker hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Er war ein großer Mann, der zeit seines Lebens geschuftet hatte. Das Haar war grauweiß geworden, das Gesicht war ebenfalls nicht ohne Spuren geblieben, denn die Jahre hatten tiefe Furchen in seine Haut gegraben. Häufig war er vom Schicksal gebeutelt worden, er hatte seine Frau verloren, war nach einiger Zeit über deren Tod hinweggekommen, und nun stand er im wahrsten Sinne des Wortes vor den Trümmern seines Sohnes. Es war für ihn nach wie vor unbegreiflich. Wie hatte ein Mensch zu Stein werden können? Und weshalb waren immer nur Menschen aus seiner Berufsgruppe erwischt worden?
    Parker wußte es nicht. Eines aber stand fest: Die Angst würde bleiben. Sie würde sich bei ihm und seinen Kollegen einnisten wie ein Gast, den man so leicht nicht mehr los wurde. Und jeder konnte der nächste sein. Das Schicksal schlug wahllos und gnadenlos zu.
    Der Platz war gut gewählt. So leicht würden die Trümmer seines Sohnes nicht entdeckt werden. Er wollte sie noch mit Zweigen oder Laub bedecken. Mehr konnte er für Freddy nicht tun. Kein richtiges Grab, kein Kreuz, kein Grabstein.
    Es war vorbei.
    Er schluckte - und erstarrte zugleich.
    Parker hatte etwas gehört!
    Ein fremdes Geräusch oder ein normales, denn das Knacken des Zweiges war eigentlich normal.
    Nur nicht in seiner Situation.
    Josh Parker kriegte eine Gänsehaut. Steif blieb er auf der Stelle stehen, dann drehte er sich langsam um. Er hatte die Lampe noch zwischen den Zweigen stecken lassen und hörte schräg vor sich aus der Dunkelheit eine Stimme.
    »Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Es war die Stimme einer Frau!
    ***
    September im Regen!
    Die Wolken hingen so tief, als wollten sie den Erdboden küssen. Aus diesem Grunde sahen sie auch aus wie dichter Nebel, und die Fahrer der Autos hatten die Scheinwerfer eingeschaltet. Auch ich war mit Licht gefahren, bis zu dem Punkt, zu dem mich meine Begleiterin geleitet hatte.
    Wir waren links an den Rand der Straße gefahren und ausgestiegen. Lady Sarah Goldwyn hatte ihren schwarzen Schirm aufgespannt, der groß genug für uns beide war.
    »Komm, mein Junge, jetzt wird es ernst.«
    Ich tauchte unter den Schirm. »Meinst du?«
    »Ja.«
    Wir überquerten die Straße und mußten eine Böschung überwinden, um die Männer zu erreichen, die sich jenseits der Böschung, auf einem Friedhof, versammelt hatten.
    Ich hatte Lady Sarah eingehakt. Sie sollte auf keinen Fall auf dem nassen Gras ausrutschen.
    »Klappt es?«
    »Ich bin doch nicht alt, John.«
    »Pardon.«
    Diese Antwort war typisch für Lady Sarah gewesen. Ihr genaues Alter wußte selbst ich nicht. Siebzig war Sarah bestimmt, doch sie steckte so manch jüngere Person noch in den Sack. Sarah wußte, wo es im Leben langging, und sie stellte sich den Problemen auch. Daß sie sich mit allem beschäftigte, was aus dem rationalen Rahmen fiel, kam hinzu. Allerdings nicht erschwerend, denn Lady Sarah, in deren Haus auch die Detektivin Jane Collins lebte, hatte mir schon so manchen Tip gegeben und mir auch oft genug helfen können.
    Auch in diesem Fall war sie aktiv geworden, ebenso wie Jane. Doch um was es genau ging, wußte ich auch nicht. Zwar hatte ich sie gefragt, aber die Antwort war auch wieder typisch gewesen.
    »Man soll das Fell des Bären erst verteilen, wenn man ihn erlegt

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