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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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brachen wie trockene Zweige. Obgleich von Fanatismus erfüllt und ohne große Furcht, schreckte die überragende Gestalt des Kriegers die Angreifer zunehmend ab, was nun auch Awale zugute kam, der dem Riesen einen dankbaren und anerkennenden Blick zuwarf.
    Der Eso warf einen Blick in die Runde. Zerschmetterte Körper lagen am Boden. Kämpfende rangen um den Sieg. Awales Männer hatten Verluste zu beklagen, bestimmt fünf seiner Krieger hatten den Angriff mit dem Leben bezahlt. Doch der Blutzoll des Feindes war weitaus beeindruckender, und Tunde allein hatte sicher drei oder vier der Gegner von ihrer nichtswürdigen Existenz erlöst.
    Wer immer die Angreifer befehligte, schien zu erkennen, dass der Vorteil bei Awales Männern lag. Vorsichtig lösten sich die Angreifer aus den Kämpfen. Einige der Männer des Eso wollten ihnen nachsetzen, doch Awale gebot ihnen Einhalt. Er wollte kein Leben unnötig aufs Spiel setzen. Nach einigen Minuten waren auch die letzten Angreifer im Dickicht verschwunden.
    Oweulo hatte gezählt. »Herr, wir haben sechs Tote und haben alle Verletzungen davon getragen.« Awale war keine Ausnahme. Es waren oberflächliche Wunden, aber sie schmerzten und raubten dem Körper Kraft. Sie mussten mit Tinkturen und Salben behandelt werden.
    »Der Feind?«
    Oweulo glühte vor Stolz.
    »Fünfzehn Tote, und ein verletzter Gefangener, Herr! Der Rest der Verletzten konnte fliehen, doch diesen hat es böse am Bein erwischt.«
    Awale nickte, dann sah er sich suchend um. Schließlich streckte er den Arm aus.
    »Dort ist eine Anhöhe, da machen wir Lager. Oweulo, auch der Gefangene ist zu versorgen. Gebt ihm Wasser und stillt seine Blutungen. Ich will mit ihm reden.«
    Eifrig machte sich sein Stellvertreter daran, den Befehl auszuführen.
    Drei Männer wurden beauftragt, die Leichen der Gegner zusammenzutragen und anzuzünden. Die eigenen Toten würden getrennt bestattet werden, das aber auch mit gebotener Eile, denn die schwülwarme Luft mit der hohen Luftfeuchtigkeit führte rasch dazu, dass die Leichname sich aufzublähen und die Wunden zu schwären begannen. Die Behandlung der Verletzten begann, sobald die Männer die Anhöhe gesichert hatten. Von hier hatte man einen guten Überblick über die Umgegend und konnte sich im Zweifelsfalle leichter verteidigen.
    Nach einer Stunde der Rast und Pflege wurde Awale der Gefangene vorgeführt. Es handelte sich um einen kräftigen Mann, dem ein Huftritt den Oberschenkel zerschmettert hatte. Er litt sichtlich unter Schmerzen und würde aller Wahrscheinlichkeit nach an der Verletzung sterben, wenn er nicht in die Hände eines erfahrenen Kräuterdoktors kam. Hier hatten sie für ihn getan, was sie konnten, aber das war sicher nicht ausreichend.
    »Wie ist dein Name, Sohn?«, eröffnete Awale das Gespräch.
    »Ich bin Ekekes Sohn«, erwiderte der Mann mit Trotz in der Stimme.
    Awale wischte die Antwort beiseite. »Deinen Namen will ich wissen!«
    »Ich bin ein Sohn Ekekes, das muss dir reichen!«
    »Nun gut. Wo finde ich Ekekes neuen Schrein?«
    Der Mann presste die Lippen aufeinander. Ob dies so war, weil ihn Schmerz durchzuckte, oder weil er nicht antworten wollte, konnte Awale nicht ermessen. Der Eso beugte sich vor und wies auf die Verletzung.
    »Du wirst an diesem Bein sterben, Ekekes Sohn.«
    Nun stand erstmals Angst in den Augen des Mannes. Er folgte Awales Blick auf sein Bein, und in seinem Gesicht arbeitete es.
    »Wenn ich für Ekeke sterbe«, stieß er schließlich hervor, »werde ich an Shangos Seite ewiges Glück erfahren!«
    »Das kann schon sein«, gab Awale jovial zu. »Wenn ich dich zu einem guten Kräuterdoktor nach Eko ziehen lasse, könnte dieser möglicherweise dein Bein, sicher jedoch dein Leben retten. Hast du es so eilig, diese Welt zu verlassen? So alt bist du doch noch gar nicht!«
    In der Tat schätzte der Eso den Mann nicht älter als 20 ein. Er hatte das Zeichen von Hoffnung in seinen Augen nicht übersehen, das nach den Worten aufgeflackert war. Gut, Ekekes Gefolgsleute waren stolz, aber zumindest dieser war trotz aller zur Schau gestellten Entschlossenheit kein Selbstmörder.
    »Ich gebe dir ein Pferd, und wir schienen dein Bein. Bis Eko ist es nicht weit, und vorher gibt es bereits andere größere Dörfer. Du erhältst ausreichend Wasser und Kräuter gegen den Schmerz. Du kannst innerhalb eines Tages einen guten Wundheiler finden, der sich deiner annimmt. Ich sehe, dass du einen Beutel mit Kauris bei dir hast, wir werden ihn dir lassen.

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