0877 - Raubvampire!
Füßen ein klein wenig tanzen zu lassen. War dieser Berg ein Vulkan? Er wäre sieher nicht der einzige in den Schwefelklüften, doch Sinje-Li hatte noch keinen gesehen, der eine geschlossene Oberfläche besaß.
»Gleich platzt ihm der Deckel weg!« Seffila brachte es in ihrer Art direkt auf den Punkt. Sinje-Li mochte ihr da nicht widersprechen…
Mit raschen Blicken sondierte sie die Umgebung. Handelte es sich tatsächlich um einen Vulkan, dann mussten sie sich in Sicherheit bringen. Die umliegenden Hügel machten keinen sehr Vertrauen erweckenden Eindruck. Sinje-Lis Blick blieb an den Mauern der weißen Stadt Armakath hängen. Man sagte, die Stadt würde niemanden in ihre Einfriedung lassen, wenn sie es nicht wollte; man sagte, ungezählte Kreaturen der Hölle hatten einen solchen Versuch bitter bereut… nun, man sagte viel in den Schwefelklüften.
Er ließ weiter auf sich warten - also musste Sinje-Li selbstständig handeln. Das Vibrieren wurde nach und nach zu einem unrhythmischen Stakkato der heftigen Sorte. Die Vampirin handelte. Wenn ihr Herr hier auftauchte, dann würde er wissen, wo er sie und die anderen zu suchen hatte.
Sie waren Vampire, Töchter der Nacht… doch das bedeutete ja noch lange nicht, dass sie sich unter glühender Lava begraben lassen mussten. »Kommt, folgt mir. Wir gehen in die Stadt.«
Widerspruch erwartete Sinje-Li nicht - und den gab es auch in keinster Weise. Rasch kamen sie der Stadtmauer näher. Ja, es schien Sinje-Li beinahe so, als flöge der Stein wall ihnen regelrecht entgegen.
***
Zamorra und Nicole beobachteten die Szenerie aus ihrer Deckung heraus.
Sie sahen die drei Frauen, die im schnellen Spurt Richtung Armakath flohen - und sie sahen das Gefängnis der Dunklen Krone , das dabei war, seine Pforten zu öffnen. Merlins Stern sprühte vor Aktivität, doch Zamorra wusste nur zu gut, dass es sinnlos war, sich alleine der Krone entgegenzustellen.
»Mirjad…« Nicole flüsterte den Namen der kleinen Korsin. Natürlich hatte auch der Parapsychologe in den vergangenen Sekunden an das Mädchen denken müssen. Mirjad war auf der Insel Korsika geboren worden. Als Tan Morano sich dort sein Domizil eingerichtet hatte, war er mit Härte gegen die Bewohner der korsischen Bergregion vorgegangen. Viele wurden zu seinen Sklaven - andere ließen ihr Leben.
Mirjad verlor viele, die sie liebte, zu viele! Der Hass gegen Vampire wuchs in der Kleinen, wurde zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Morano, das war ihr großes Ziel, Morano musste vernichtet werden. Als Khira Stolt, die finnische Wissenschaftlerin und Partnerin von Artimus van Zant, von Morano entführt wurde, griff Mirjad ein, verhalf Khira zur Flucht. Mirjads Markenzeichen war ein überdimensionales Messer, wie es auf Korsika zur Blutrache Verwendung fand. Sie war perfekt in der Handhabung dieser Klinge - und sie war skrupellos, absolut skrupellos! Vampire vernichten… Mirjads einziges Ziel in ihrem Leben.
Schließlich war sie mit Nicole Duval und Professor Zamorra auch hier in den Schwefelklüften gelandet. Ihr Trachten, den alten Vampir Tan Morano zu töten, war zum Greifen nah. Doch dann versagte die kleine Korsin im entscheidenden Moment und wurde zum Opfer der Dunklen Krone , die einen neuen Wirt suchte. Mirjad trug die Krone, war vollkommen von ihr beherrscht, als die erste Wächterin der weißen Stadt die Insignie in den Fels bannte.
Wenn die Dunkle Krone nun ihrem Verließ entfliehen konnte - war es dann immer noch die kleine Korsin, die dieses Martyrium zu erleiden hatte? Es war zu befürchten.
Der Boden unter Zamorras und Nicoles Füßen erwachte erneut zu einem Eigenleben. Was vorhin eher ein heftiges Vibrieren gewesen war, nahm nun größere Ausmaße an. Zamorra gestand sich ein, dass die drei Vampirfrauen den wahrscheinlich sichersten Weg gewählt hatten. Wenn sie es schafften die Mauern Armakaths zu überwinden, waren sie in relativer Sicherheit. Wenn die Stadt das zuließ.
Gryf oder Dalius Laertes hätten diese Distanz mit einem zeitlosen Sprung überwunden. Den beherrschte Zamorra nicht. Es hatte keinen Sinn weiter zu zögern, abzuwarten, was geschehen würde. Auch der Parapsychologe und seine Gefährtin mussten die Ereignisse aus einer gewissen Sicherheit heraus abwarten. Ehe Zamorra sich für die Flucht nach Armakath entscheiden konnte, überrollten ihn die Ereignisse.
Der grünlich wabernde Schutzschirm des Amuletts baute sich einen Herzschlag vor der Katastrophe auf. Der Schutz umhüllte Zamorra und
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