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0878 - Raniel und die Gerechten

0878 - Raniel und die Gerechten

Titel: 0878 - Raniel und die Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es drehen und wenden wie Sie es wollen, ich habe hier das Kommando, und deshalb bestimme ich, wer stirbt oder wer am Leben bleibt.«
    Abe Douglas mußte ihm recht geben, gestand sich gleichzeitig ein, diese Person falsch eingeschätzt zu haben. Myers war zwar der Herrscher im Camp, auf ihn hörten zudem zahlreiche Menschen, daß er aber bereit war, eiskalt über Leichen zu gehen, erschreckte den G-man schon. Hatten seine Chefs, die es ja auch gab, ihm tatsächlich diese Lizenz erteilt?
    In diesem Geschäft wurde mit harten Bandagen gekämpft, das war auch Douglas klar. Es fielen auch hin und wieder Späne, wo gehobelt wurde, aber auf dem Weg zum Ziel Leichen zurückzulassen, war schon ein hartes Stück. Douglas und seine Freunde waren schließlich nicht irgendwer. Sie konnten den Mund halten, wenn sie mußten. Über dieses Phänomen hätten sie auch geschwiegen.
    So etwas mußte dieser Myers einfach wissen. Oder lagen bei ihm andere Motive vor?
    Der G-man überlegte. Er schaute den Chief dabei an, dessen Röte aus dem Gesicht wieder verschwunden war. »Ich kann es nicht glauben«, sagte Abe.
    »Was können Sie nicht glauben?«
    »Daß Sie bereit sind, so unüberlegt zu handeln. Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Dann denken Sie um, Douglas. Was hier läuft, ist für die Öffentlichkeit tabu. Selbst die Familien der Männer wissen nicht, womit wir uns beschäftigen, damit sie nicht in die Versuchung geraten, doch noch zu reden. Dieser Bookman hat es versucht, er lebt nicht mehr. Andere auch nicht, wie ich hörte, und Sie, Douglas, müssen endlich einsehen, daß hier andere Gesetze herrschen. In Ihrer eigenen Dienststelle können Sie den Mund aufreißen und befehlen, hier nicht! Im Camp Aurora bin ich der Chef, das sollten Sie sich endlich merken. Und ich entscheide letztendlich über Leben und Tod, wie bei Ihnen.«
    »Dann bin ich für Sie also bereits tot?«
    »In gewisser Weise stimmt das. Es sei denn, Sie entscheiden sich für die erste Möglichkeit. Die Behandlung mit den Medikamenten wird nicht lange dauern. Ich gebe Ihnen zwei Tage, dann können Sie das Camp verlassen.«
    »Als was?«
    »Als normaler Mensch.«
    »Dem man nichts ansieht, denke ich.«
    »Genau. Man wird nicht merken, was hinter Ihnen liegt. Sie selbst werden nichts merken, denn diese Zeit hier auf dem Gelände ist einfach gelöscht worden.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist Ihre Chance!«
    »Und auch die meiner Freunde?«
    Myers winkte ab. »Was kümmern Sie sich um die beiden Typen? Die sollen selbst zurechtkommen! Sie, Douglas, werden deren Rückkehr wohl kaum erleben, weil Sie dann nicht mehr hier sein werden, so ist das.«
    Douglas lächelte hart, obwohl er eher das Gegenteil spürte. »Sie kommen sich wohl super vor, wie?«
    »Nein, ich bin Realist.«
    »Sie haben alles unter Kontrolle. Sie sind der Mann der schnellen Entschlüsse, aber ich frage mich, ob Sie auch schneller sind als eine Kugel?«
    Bei den letzten drei Worten hatte Abe Douglas blitzartig seinen Revolver gezogen und richtete die Mündung auf den Chief, der nicht mal verdutzt oder überrascht schaute, sondern die Bedrohung als völlig normal hinzunehmen schien.
    »Sind Sie schneller?« fragte Abe.
    »Sicherlich nicht.«
    »Eben, Chief, das ist die dritte Möglichkeit. Ich habe von einem Kampf gesprochen, und ich werde ihn auch durchziehen.«
    »Dazu müßten Sie schießen!« Myers bewegte seinen Arm, und die Hand deutete auf die Waffe.
    »Rühren Sie sich nicht!«
    »Meine Güte, Douglas, erschrecken Sie nicht gleich. Ich habe Ihnen ja nichts getan.«
    »Und ich werde schießen. Das ist die Antwort auf Ihre Frage.«
    Der Chief nickte. »Ja«, sagte er, »Sie werden schießen. Sie werden schießen, wie es sich für einen G-man gehörte. Das dachte ich mir, das ist auch nicht weiter tragisch. Ich habe sogar damit gerechnet, und ich würde vorschlagen, daß Sie es versuchen.«
    »Abdrücken?«
    »Was sonst?«
    Abe Douglas konnte sein Erstaunen nicht verbergen. Zugleich erreichte ihn die Irritation, denn mit einer derartigen Sicherheit des anderen hatte er nicht gerechnet. Er kannte verschiedene Typen, hatte großmäulige, angeblich harte Männer erlebt, die beim Anblick der Waffe angefangen hatten zu zittern. Andere wiederum waren still und nachdenklich geworden. Wieder andere hatten mit einem lauernden Grinsen auf den Lippen aufgegeben, aber keiner hatte je so reagiert wie dieser Chief Myers, der es geradezu darauf anlegte, von einer Kugel erwischt zu werden. Er machte einen fast

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