0879 - Das Erdmonster
Licht war vorhanden, und sie glaubte fest daran, daß es nur ihretwegen erschienen war. Es wollte ihnen eine Botschaft übermitteln, etwas sagen, sie vielleicht sogar herausfordern, und Delphi war es gewohnt, sich im Hintergrund zu halten. Sie wartete ab, was noch passiert, denn grundlos war dieser funkelnde Stern sicherlich nicht erschienen.
Anders verhielt sich Jill McCall. Sie spürte, wie das Blut schneller durch ihre Adern rann. Es war auch wärmer geworden. Auf ihrer Stirn lag ein dünner Schweißfilm. Sie spürte den Druck in der Kehle, und das Licht jagte ihr die Schauer der Furcht über den Rücken. Es war so schrecklich nahe, und sie dachte wieder an ihren Kollegen Don Morgan, der praktisch durch das Licht vernichtet worden war.
Und sie?
Würde es ihr oder ihnen auch so ergehen?
Sie selbst war nicht in der Lage, eine Antwort auf die Frage zu finden. Auch Delphi sagte kein Wort. Sie wartete einfach nur ab, was weiterhin geschehen würde.
Das Licht tat nichts.
Es bewegte sich nicht von der Stelle. In seinem Innern sah sie das Funkeln, und sie glaubte auch fest an die unerklärliche Kraft im Zentrum. Sie war so ganz anders als alles, was sie bisher erlebt hatte.
Diese Kraft erinnerte sie an die einer konzentrierten Sonne, allerdings nicht, was die Wärme anging, denn die strahlte von dem Licht nicht aus, sondern es war die geistige Kraft, die sie überfuhr und auch in sie selbst eindrang.
Eine Machtfülle, wie Jill sie nie zuvor erlebt hatte. Ohne es zu wollen, fing sie an zu zittern. Obwohl sie die Tasse mit beiden Händen festhielt, hämmerte das Unterteil auf den Tisch, und die klopfenden Geräusche waren für sie ein Rhythmus, mit dem sie überhaupt nicht zurechtkam. Sie wollte es nicht, sie fühlte sich als Störenfried, sah den Blick der anderen Frau messerscharf auf sich gerichtet und schaffte es nicht, sich zusammenzureißen.
War das Licht böse?
Wärme und Kälte zugleich rannen an ihrem Rücken hinab. Das Licht bewegte sich nicht. Es war wie ein Auge, das dort stand und sie kalt und grausam unter Kontrolle hielt. Es übernahm die Kontrolle, hatte die beiden Frauen besucht, um ihnen zu beweisen, wie stark es letztendlich war. Dieses Licht war böse und mächtig, und es strahlte auch in sie hinein.
Obwohl All die Kugel nur sekundenlang angeschaut hatte, kam es ihr vor, als wären es Minuten gewesen. Nur allmählich gelang es ihr, die Augen zu drehen und in die Umgebung zu schauen, weil sie erkennen wollte, ob das Licht Folgen hinterlassen hatte.
Sie dachte an die Erde draußen, als diese urplötzlich aufgerissen worden war. Grausam, brutal, von Mächten zerrissen, die nicht zu kontrollieren waren.
Hier passierte es nicht. Das Licht blieb und stand. Der rote Ball bewegte sich nur in seinem Innern, wo die Funken immer wieder explodierten, sich erneut erhellten, sich dabei regenerierten und seine Kraft das Innere der Hütte durchdrungen hatte.
Jill wartete darauf, daß Delphi etwas sagte. Da sie den Mund hielt, drehte die Reporterin den Kopf, um einen Blick auf die Frau zu werfen.
Was war das?
Jill schüttelte den Kopf. Sie schloß die Augen, öffnete sie wieder, aber das Bild war geblieben.
Das durfte nicht wahr sein! Das war unmöglich, es war nicht drin, es war furchtbar, aber eine Tatsache.
Delphi hatte sich verändert.
Sie saß noch immer auf der Stelle, aber sie war zu einem Gespenst geworden. Vor Jill hockte eine Hülle, ein fleischloses Etwas, nur aus Umrissen bestehend, mit einem Gesicht, das aussah, als wäre es nachgezeichnet worden.
Ein Mensch? War diese Person ein Mensch?
Nein, das war sie nicht mehr. Sie war zu einem Rätsel geworden, das Jill McCall einen Grund gab, sich zu fürchten. Hier stimmte einiges nicht. Hier waren die Dinge durcheinandergeraten, und Jill wollte etwas sagen, als sie das Lächeln auf Delphis Gesicht sah und alles wieder so völlig normal war.
Jill sah die Frau wieder wie sonst. Da saß eine Gestalt aus Fleisch und Blut neben ihr.
Sie schluckte, zog die Nase hoch, schüttelte den Kopf und hörte Delphis Frage. »Ist etwas passiert?«
Jill wollte lachen und ihr erklären, daß schon einiges passiert war, aber sie hielt den Mund.
»Du siehst so blaß aus.«
»Schon gut.«
»Bitte…«
»Es war… es war das Licht!« All war froh, auf diese Ausrede gekommen zu sein, doch das feine Lächeln um Delphis Mund teilte ihr mit, daß die andere ihr nicht so recht glaubte.
Zudem wurden beide Frauen abgelenkt, denn die sonst so ruhige Kugel geriet in
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