0879 - Henker-Dämmerung
Perückenhaar gesetzt hatte, leicht aus der Stirn. Sie flüsterte, damit der Wirt nichts von dem Gespräch aufschnappen konnte.
»Ich frage mich wirklich, was wir hier sollen, Chef! Dieses Mönchlein säuft wie ein Loch. Der ist doch im Ernstfall keinen Schuss Pulver weil!«
»Ich glaube, er ist einfach überfordert, Cherie. Sein Abt und seine Klosterbrüder sind alle tot. Er ist als Einziger übrig geblieben, um sein Volk vor der Unterjochung durch den Dunklen Herrscher zu retten. Und ein Held ist unser Simoor nun wirklich nicht.«
»Das stimmt, Chef. Im Grunde ist er ein armer Teufel. Ich wüsste gerne mehr über diesen Dunklen Herrscher. Je besser man den Feind kennt, desto…«
Nicole brach ihren Satz ab.
Denn in diesem Moment wurde die Vordertür mit einem kräftigen Ruck aufgerissen.
Eine grölende Horden von bärtigen, zerlumpten Gestalten mit Keulen und Äxten in den Fäusten stürmte auf Zamorra und Nicole zu!
***
Simoor irrte durch die Gänge im hinteren Teil des Gasthofs.
Eine Tür war nur halb geschlossen. In dem Raum lag das dralle Wirtstöchterlein auf einem Strohsack.
Und sie war splitternackt!
Simoor blieb wie vom Donner gerührt stehen.
»Schenkst du mir eine Silbermünze, edler Krieger?«
Mit diesen Worten streckte das Mädchen mit den üppigen Brüsten und den ausladenden Hüften ihm einladend ihre Arme entgegen.
Simoor hatte einen kleinen Beutel mit Geld bei sich. Die Münzen hatten zu den Habseligkeiten des toten Soldaten gehört, dessen Uniform er trug.
Wie ein Magnet, der auf ein Stück Metall trifft, bewegte sich der junge Mönch auf die nackte Frau zu.
Er kniete sich auf den Strohsack, um seinen Kopf zwischen ihren Brüsten zu versenken.
Da geschahen zwei Dinge gleichzeitig.
Simoor vernahm wüsten Kampflärm aus dem Schankraum. Und gleichzeitig erblickte er den Dolch in der Hand der nackten Frau!
Sie wollte ihm die Klinge in die Brust stechen. Schlagartig wurde der junge Mönch stocknüchtern. Er blockte ihren Messerarm mit einer Abwehrtechnik, die er vom Meister der Harmonie gelernt hatte. Mit der anderen Hand zog er sein Schwert.
Ein wohldosierter Schlag mit dem Knauf gegen ihren Schädel schickte die Wirtstochter ins Land der Träume.
Simoor federte von dem Strohsack hoch, drehte sich um und stürmte mit der blanken Klinge in der Hand Richtung Schankraum.
Er machte sich schwere Vorwürfe, weil er Zamorra und Nicole allein gelassen hatte, um seinem Vergnügen zu frönen.
Ich bin es nicht wert, ein Schwert-Mönch zu sein!, dachte Simoor verdrossen.
***
Die beiden Dämonenjäger saßen in der Falle.
Die wilden Gestalten hatten Zamorra und Nicole im Handumdrehen eingekesselt. Es gab keinen Ausweg. Die Tür nach draußen war ebenso unerreichbar wie die düsteren Gänge, die in die Hinterräume der Herberge führten.
Zum Glück waren die beiden Bewohner des Château Montagne ein eingespieltes Team. Wie auf Kommando sprangen sie gleichzeitig auf und flankten auf die Tischplatte. Nicole kickte einem angreifenden Hünen den Weinkrug ins Gesicht. Das Gefäß zersprang, und der Kerl kippte inmitten eines Weinsees nach hinten weg.
Zamorra hatte sich schnell einen der Speere gegriffen, die in der Ecke neben dem Tisch an der Wand lehnten. Mit dem Schaft wehrte er nun geschickt die Attacke eines Einäugigen ab, der mit seinem Streitkolben auf den Dämonenjäger eindrang. Gleichzeitig verpasste Zamorra einem anderen Angreifer einen kräftigen Fußtritt.
Nicole hatte nun ihr Schwert gezogen. Sie parierte damit eine Breitaxt, mit der ein rothaariger Kerl nach ihr hieb. Ihre Klinge schlug eine tiefe Kerbe in den Holzschaft der gefährlichen Waffe.
»Tötet die Schergen des Dunklen Herrschers!«
Das Kommando gellte durch den Schankraum. Es war von dem Riesen ausgestoßen worden, dem Nicole einen Weinkrug gegen den Schädel gepfeffert hatte. Der Hüne war wieder halbwegs einsatzbereit. Allerdings hatte seine Nase ihren Umfang verdoppelt und die Farbe und Form einer reifen Flaschentomate angenommen. Blut sickerte aus den Löchern.
Die Übermacht war erdrückend. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Halunkenbande Zamorra und Nicole erwischen würden. Zumal einige der Gestalten nun begannen, die Tischbeine mit Axthieben zu bearbeiten. Wenn die Dämonenjäger erst einmal von dem Tisch stürzten…
»Aufhören!«
Alle Anwesenden drehten ihre Köpfe, als dieser scharfe Befehl erklang. Simoor hatte den Schankraum betreten. Er hielt sein Schwert in der rechten Faust und blitzte die
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