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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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trinken!«
    Erst jetzt stellte er sich die Frage, ob die Magie der Geister der Natur auch umgekehrt wirkte. Ob also Zamorras Französisch durch Zauberei in die Sprache von Go'nam übersetzt wurde.
    Doch es schien zu funktionieren. Jedenfalls erschien nach einigen Augenblicken ein untersetzter Mann mit Lederschürze hinter der schmierigen Theke.
    »Jawohl, ihr tapferen Krieger unseres geliebten Dunklen Herrschers! Nehmt bitte Platz! Meine Tochter wird Euch sofort bedienen!«
    Zamorra, Nicole und Simoor setzten sich an einen der Tische. Sie waren die einzigen Gäste in der düsteren Herberge.
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, raunte Zamorra seinen Gefährten zu. »Ich habe ein ungutes Gefühl…«
    Aber nur Nicole lauschte seinen Worten. Der junge Mönch hingegen war hin und weg, als die Tochter des Wirts erschien. Unter ihrem einfachen bodenlangen Kleid und ihrer weißen Schürze verbargen sich gewaltige Brüste, die bei jedem ihrer Schritte in Schwingungen gerieten. Simoor fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie sich zu ihm hinunterbeugte, um ihm einen tönernen Humpen mit Wein zu servieren.
    Auch Zamorra und Nicole bekamen Wein. Außerdem stellte die dralle Schankmagd eine Platte mit kaltem Braten und Brot auf den Tisch. Dann schenkte sie Simoor noch einen verheißungsvollen Blick und verschwand hüftschwenkend.
    »Mach lieber den Mund zu, Simoor«, empfahl Nicole dem jungen Mönch. »Sonst verschluckst du noch eine Fliege!«
    Simoor errötete wieder und widmete sich dem Wein und dem Braten. Doch es war ihm anzusehen, dass er sich in Gedanken nicht gerade mit dem Dunklen Herrscher beschäftigte…
    Der Wirt näherte sich dem Tisch. Auf seinem breiten Gesicht war ein unterwürfiges Grinsen zu erkennen.
    »Wünschen die edlen Krieger noch etwas? Entspricht alles Eurer Zufriedenheit?«
    Zamorra warf Simoor einen auffordernden Blick zu. Der Mönch, der sich in den örtlichen Verhältnissen viel besser auskannte als die beiden Dämonenjäger, musste nun das Gespräch übernehmen. Nachdem Zamorra unter dem Tisch noch gegen das Schienbein des Mönchs getreten hatte, riss sich Simoor von seinen Nachtischgedanken los.
    »Äh, eine Frage hätte ich noch, Wirt. Ist der Weg zu den Ruinen von Belca zur Zeit schneefrei? Hast du etwas darüber gehört?«
    Der untersetzte Mann in der Lederschürze zog nachdenklich seine buschigen Augenbrauen zusammen.
    »Ich bedaure, Euch keine Auskunft darüber geben zu können, edler Krieger. Verzeiht meine Unverschämtheit, aber eigentlich müsstet Ihr als Soldat des Dunklen Herrschers diese Frage selbst besser beantworten können. Ich gehe einmal davon aus, dass die Statuen der Naturgeister in den Ruinen von Euren Kameraden schon zerstört wurden. Wir alle beten nun schließlich zum Dunklen Herrscher!«
    Beflissen deutete er auf einen düsteren Hausaltar, der in einer Ecke der Gaststube aufgebaut worden war. Zamorra konnte die Bosheit, die von diesem Platz ausging, förmlich körperlich spüren. Er wunderte sich darüber, dass sein Amulett noch nicht auf die zweifellos dämonische Ausstrahlung dieses Ortes reagierte. Vielleicht konnte Merlins Stern in dieser Welt hier nicht richtig wirken. Es war nicht die erste Dimensionsreise Zamorras, auf der so etwas geschah.
    Als der Wirt die Zerstörung der Statuen erwähnte, zuckte es in Simoors Gesicht. Er stürzte seinen Tonbecher Wein herunter und füllte das Gefäß aus einer Karaffe sogleich wieder auf. Aber der junge Mönch behielt seinen Zorn im Zaum.
    »Du hast recht, Wirt. Ich werde meine Kameraden fragen, ob man jetzt zu diesen Ruinen gelangen kann. Ansonsten habe ich keine Fragen mehr.«
    »Sehr gut.« Der Gasthof-Inhaber verneigte sich unterwürfig. »Seid meine Gäste, tapfere Krieger. Ich bringe euch noch frischen Wein!«
    Und schon schleppte er eine zweite randvolle Karaffe herbei und stellte sie so hart auf den Tisch, dass der Rebensaft überschwappte.
    Simoor ließ sich nicht lange bitten. Er hatte seinen Humpen bereits wieder geleert und füllte ihn nun erneut.
    Der Wirt verschwand dienernd in den düsteren Fluren hinter der Theke.
    »Ich will mich mal eben umsehen.« Simoor schwankte leicht, als er sich von der Bank erhob. »Außerdem muss ich mal austreten.«
    »Kann ich mir vorstellen«, meinte Nicole trocken. Doch entweder bemerkte der junge Mönch ihre Ironie nicht oder er schenkte ihr keine Beachtung.
    Mit unsicheren Schritten entfernte er sich von dem Tisch. Nicole schob den Helm, den sie auf ihr zusammengestecktes

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