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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Messer gelaufen. Aber für uns kann das ein Vorteil sein.«
    »Wieso?«
    »Überleg doch mal, Simoor! Wir ziehen ihre Kleidung an. In den Uniformen des Feindes können wir in die unmittelbare Nähe des Henkers gelangen, ohne Verdacht zu erregen.«
    Der junge Mönch begriff. Eilfertig machte er sich daran, einem der Toten seine Uniform auszuziehen. Sie bestand aus einem mattschwarzen Brustpanzer, einem Wams und knielangen Hosen aus Wolle, schweren Stiefeln und einem breiten Waffengürtel um die Hüften. Außerdem trugen die Soldaten des Dunklen Herrschers einen kurzen Umhang, ebenfalls in Schwarz. Auf den Köpfen hatten sie spitze Helme. Die Bewaffnung bestand aus Schwertern, Speeren und Schilden.
    Zamorra und Nicole suchten sich ebenfalls Uniformen in ihrer jeweils passenden Größe aus. Der hochgewachsene Dämonenjäger hatte dabei die größten Probleme. Zum Glück war einer der Toten wenigstens annähernd so groß wie Zamorra gewesen. Außerdem musste es sich um einen Offizier gehandelt haben. Jedenfalls trug er im Gegensatz zu den übrigen Männern keinen Speer, sondern zusätzlich zum Schwert einen kurzen Dolch. Außerdem war an seinem Umhang eine Art Gemme befestigt, die ein Rangabzeichen darstellen konnte.
    Simoor bemühte sich redlich, bei Nicoles Umziehaktion nicht allzu offensichtlich hinzuglotzen. Aber es misslang ihm gründlich.
    »Weißt du, wo wir ungefähr sind, Simoor?«
    Nachdem Zamorra diese Frage gestellt hatte, legte der junge Mönch nachdenklich die Stirn in Falten.
    »Der Berg dort im Norden heißt Cajtano. Die Sümpfe haben wir südlich hinter uns gelassen. Wenn wir diese Landstraße entlangmarschieren, müssten wir innerhalb von zwei Tagen Taqua, unsere Hauptstadt, erreichen.«
    Er unterdrückte ein Gähnen. Auch Zamorra und Nicole waren hundemüde nach dem nächtlichen Marsch.
    »Wir sollten zunächst ein paar Stunden schlafen«, schlug der Dämonenjäger vor. »Dabei können wir reihum Wache halten. Aber als Erstes sollten wir uns um diese armen Kerle kümmern.«
    Zamorra und Simoor versenkten die Leichen im Sumpf. Eine andere Beerdigung kam nicht infrage, weil der feste Boden jenseits des Morasts zu felsig für ein Grab war.
    Ihre eigenen Kleider versteckten die Gefährten im Unterholz. Dann rollten sich Simoor und Nicole in ihre Umhänge, während Zamorra die erste Wache schob.
    Er musste nur einige Totenvögel verscheuchen, die krächzend protestierten. Wahrscheinlich waren sie enttäuscht, weil ihnen ihre Beute vorenthalten worden war. Zamorra warf mit einem Steinchen nach ihnen. Daraufhin flatterten sie davon.
    Der Dämonenjäger hatte sie im nächsten Moment vergessen. Er hockte sich unter einen Baum und dachte an die Aufgaben, die vor ihm lagen. Wer kümmert sich da schon um ein paar Vögel?
    ***
    Die Sonne stand fast im Zenit, als Zamorra, Nicole und Simoor ihren Weg fortsetzten. Zwar hatten sie sich riun einigermaßen ausgeruht. Doch die Mägen hingen ihnen in den Kniekehlen. Proviant hatten die toten Soldaten nicht bei sich gehabt.
    »Wenn sie ohne Wegzehrung marschiert sind«, sagte Zamorra, »dann muss sich ihr Stützpunkt irgendwo in der Nähe befinden.«
    »Wir spielen ein riskantes Spiel, Chef. Wenn wir nun auf eine andere Patrouille stoßen, die Ausschau nach ihren Kameraden hält?«
    »Das stimmt, Cherie. Aber was wäre die Alternative? Sollen wir in unserer Kleidung aus einer anderen Welt über diese staubige Landstraße schlendern?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber…«
    Nicole unterbrach sich selbst. Am Rande der unbefestigten Straße, die durch ein dichtes Waldgebiet führte, war ein größeres Haus zu erkennen.
    Im Näherkommen sahen die Gefährten, dass auf einer kleinen Lichtung ein Gasthof stand. Denn um einen solchen handelte es sich zweifellos. Links neben dem großen einstöckigen Haupthaus gab es Stallungen für Pferde- und Ochsengespanne. Die Fenster des Gasthofs waren klein und verschmiert vom Ruß. Die großen Holzschindeln auf dem geteerten Dach verstärkten den düsteren und beklemmenden Eindruck. Auf dem Hof streunte ein abgemagerter Hund.
    »Nicht gerade einladend«, sagte Zamorra. »Aber vielleicht können wir uns hier ja etwas zwischen die Kauleisten schieben.«
    Der Dämonenjäger musste sich bücken, als er unter den Türstock der grob gezimmerten Pforte trat. In der Schankstube verbreiteten einige Öllichter nur schummrige Helligkeit.
    »Tag!«, schnauzte Zamorra in seiner Rolle als Offizier einer Invasorenarmee. »Wir wollen was essen und

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