088 - Das Dreigestirn der Hölle
hysterisches Geschrei, „womit sie noch die Gäste aufwecken" würde, die zweite für ihre „unsittliche Kleidung".
„Sieh nur!" kreischte sie etwas ruhiger und deutete auf die Statue, die ebenfalls Schriftzeichen und Sterne aufwies. „Das hat mir der Muskelprotz neben das Bett gestellt. Ich habe ihn dabei beobachtet, mich aber schlafend gestellt."
„Ein schönes Geschenk", sagte Yves anerkennend. „Du wirst es auf seinem Platz stehenlassen. Und jetzt schlüpf in deine Wäsche und mach Frühstück für unsere Gäste."
Yves holte sich seine Meerschaumpfeife und setzte sich vor das Haus, von wo aus er den Sonnenaufgang beobachtete. So traf ihn wenig später sein Freund Luc Cromas an.
Luc Cromas war aus demselben Holz wie Yves geschnitzt. Er besaß ein kleines Motorboot, mit dem er manchmal Touristen in den Golf von Morbihan hinausfuhr, um sie aufs Wasser starren zu lassen - was sie in der Hoffnung taten, Überreste der versunkenen Megalithstädte zu sehen. Aber entweder war wegen des dichten Algenbewuchses kaum etwas zu erkennen, oder das Meer war eben zu trübe. Dennoch gingen Lucs Geschäfte nicht schlecht. Jetzt war allerdings nicht viel los. Wer kam Anfang September auch schon in diese unwirtliche Gegend?
Luc betrachtete die Hausmalereien kritisch.
„Wie findest du sie?"
„Nicht schlecht", meinte Luc zweifelnd.
„Sie verschönern mein Haus", behauptete Yves. „Es handelt sich um Zeichen aus einer ururalten Sprache. Das wird die Touristen anziehen."
„Hm", machte Luc, noch immer zweifelnd. „Wer hat dir diese alte Sprache beigebracht, Yves? Soviel ich weiß, kannst du kaum Französisch schreiben."
„Aus dir spricht der Neid. Aber ich habe es gar nicht selbst geschrieben. Meine Gäste haben es getan. Das sind Gelehrte…" Er machte eine Pause und sog an seiner Pfeife. „Ein bißchen verschroben zwar, aber so sind eben alle diese Intellektuellen."
Luc deutete auf die silbernen Schnörksel an der Hauswand.
„Hast du mich nur kommen lassen, um mir das zu zeigen?"
„Aber nein! Es geht ums Geschäft. Meine Gäste wollen in den Golf hinausfahren. Und da habe ich sofort an dich gedacht. Es wird ein gutes Geschäft für dich." „Hm", machte Luc und betrachtete das Geschmiere an den Hauswänden. „Wer weiß, vielleicht fangen sie an, mein Boot auch so zu beschmieren."
„Wenn du mich fragst - es könnte einen neuen Anstrich brauchen", erwiderte Yves giftig. „Dann laß es eben bleiben."
Und er stapfte wütend ins Haus.
Luc aber nahm auf der Bank vor dem Haus Platz und badete sich im milden Schein der Morgensonne. Er wartete auf seine Passagiere.
Dorian Hunter wurde mit Luc Cromas schnell handelseinig. Der Dämonenkiller hatte den Eindruck, daß der Alte etwas enttäuscht darüber war, daß er sich nicht aufs Feilschen einließ, sondern sofort den von Cromas genannten Preis zahlte - sogar im voraus.
„Besonders seetüchtig sieht Ihr Schiff nicht gerade aus", meinte Dorian naserümpfend. Die Deckaufbauten waren verrostet, und die Planken knarrten bei jedem Schritt.
Coco und Unga kamen zur Anlegestelle. Sie sprachen kein Wort miteinander.
„Was war los ?" fragte Dorian.
Unga blieb ihm die Antwort schuldig. Geschmeidig wie ein Raubtier schwang er sich über die Reling aufs Boot.
„Ist das ein Dickschädel!" stöhnte Coco. „Wenn er den Mund auftun soll, dann läßt er ihn zu. Aber bei Kleinigkeiten setzt er seinen Willen durch."
Dorian erfuhr, worum es bei ihrem Streit gegangen war, nachdem das Boot abgelegt und Fahrt auf genommen hatte.
„Er wollte nicht, daß ich die Lehrerin hypnotisierte und sie in unserem Sinn beeinflusse", erklärte Coco dem Dämonenkiller. „Dabei sollte das nur zu ihrem Besten geschehen. Aber er bestand darauf, ihr ihren freien Willen zu lassen. Er versprach ihr sogar, ihr nach unserer Rückkehr von diesem Ausflug alles zu erzählen."
„Er mag sie eben", meinte Dorian schmunzelnd. „Warum regst du dich deshalb auf? Du selbst warst es, die gesagt hat, daß wir für Unga eine Gefährtin finden müßten, damit nicht eines Tages seine Triebe mit ihm durchgehen. Und jetzt ärgert es dich, weil er ein Auge auf Caroline geworfen hat." Coco zuckte die Schultern. „Ich bin immer noch der Meinung, daß er eine Partnerin braucht. Aber es ist etwas anderes, wenn er sich in die nächstbeste Frau verknallt. Das kann für uns alle gefährlich werden."
„Du würdest ihn wohl am liebsten mit Ira Marginter verkuppeln, oder?" meinte Dorian schmunzelnd.
Coco wandte ihm
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