088 - Das Dreigestirn der Hölle
er sich auf dem Boden gerichtet hatte, nachdem das Bett unter seinem Gewicht zusammengebrochen war. Er ging lautlos zur Tür und öffnete sie ebenso geräuschlos.
Dort stand Caroline Dorleac.
„Was ist?" fragte er knapp und ohne das Mädchen anzusehen.
Caroline schlüpfte ins Zimmer und streifte ihn dabei mit ihren Brustspitzen. Unga zuckte unwillkürlich zusammen. Er drückte die Tür ins Schloß. Seine Arme hoben sich zögernd und legten sich behutsam auf ihre Schultern.
„Ich habe heute einen Mann kennengelernt, der mehr über die versunkene Stadt Ys zu wissen scheint", begann sie ängstlich. „Er behauptet, während einer Bootsfahrt, als das Wasser unnatürlich klar war, die Ruinen der Stadt gesehen zu haben. Ich bat ihn, in dieses Haus zu kommen, und er versprach… "
Unga ließ das Mädchen enttäuscht los.
„Warum kommen Sie damit zu mir", sagte er ungehalten. „Geben Sie Ihre Informationen an Dorian Hunter weiter."
Caroline schlug die Augen nieder und lehnte sich leicht gegen ihn.
„Hunter - ist mir unsympathisch", sagte sie. „Ich will mit ihm nichts zu tun haben. Da ich das Gefühl habe, daß Sie mich mögen, wende ich mich an Sie. Oder irre ich mich?"
„Es wäre besser gewesen, meinen Rat zu befolgen und das Haus nicht zu verlassen."
„Aber dann hätte ich diesen interessanten Mann nicht kennengelernt."
„Wie sieht er aus?"
„Wie ein Mann eben aussieht. Sie können ihn sich ansehen. Er wartet im Stall."
Unga sagte eine Weile nichts. Er schien zu überlegen. Er blickte von dem Mädchen zu seiner Schlafstätte, und um seine Mundwinkel zuckte es. Er schien immer noch unschlüssig, als er die kleine, zierliche Hand des Mädchens in der seinen spürte.
„Kommen Sie, Unga, ich bringe Sie zu ihm."
Sie ging voraus und zog ihn an der Hand hinter sich her.
„Es war leichtsinnig von Ihnen, sich mit einem Fremden einzulassen", sagte Unga, als sie auf dem Gang waren. Er blieb abrupt stehen und lauschte. Sein Gesicht drückte Mißtrauen aus.
„Ich habe gute Menschenkenntnis", meinte Caroline. „Sie sind ja auch ein Fremder, Unga, aber ich wußte sofort, daß ich Ihnen vertrauen kann. Schon als ich Sie das erstemal sah…"
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn leicht und doch verlangend auf den Mund.
Da packte Unga sie, hob sie hoch und trug sie zurück in sein Zimmer.
Behutsam bettete er sie auf sein Lager und sagte: „Sie bleiben hier und warten auf mich. Ich werde mir den Burschen einmal ansehen."
Er stürmte aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich ab. Es entging ihm nicht, daß einige der Dämonenbanner, die er nach Dorians Anweisungen selbst angebracht hatte, fehlten.
Anstatt ins Erdgeschoß hinunterzusteigen, begab sich Unga zur nächsten Tür und klopfte verhalten. Nach einer Weile öffnete ihm Dorian. Unga legte den Finger auf die Lippen.
„Kümmert euch um die Lehrerin", bat Unga. „Sie befindet sich in meinem Zimmer, und irgend etwas stimmt nicht mit ihr. Behaltet sie vorerst nur im Auge. Gebt mir zehn Minuten. Solange dürft ihr Caroline nicht merken lassen, daß ihr mißtrauisch geworden seid. Danach könnt ihr sie euch vornehmen."
„Unga, was soll…",begann Dorian.
Aber der Cro Magnon schnitt ihm das Wort ab.
„Ich vermute, daß Caroline unter fremdem Einfluß die Dämonenbanner beseitigt hat."
Er wandte sich der Treppe zu. Als er den Fuß auf die erste Stufe setzte, drehte er sich noch einmal um.
„Wenn Caroline etwas zustößt, mache ich dich dafür verantwortlich, Dorian", sagte er. Dann huschte er lautlos wie eine Raubkatze die Treppe hinunter.
Im Haus war es völlig still. Unga erreichte das Erdgeschoß und begab sich in den Verbindungsgang zum Stall. Auch hier fehlten die Dämonenbanner.
Unga straffte sich, als er die Stalltür erreichte und sie aufstieß. Er erblickte sofort die Gestalt am großen Tor. Sie hob sich deutlich gegen das Mondlicht ab.
„Wer ist da?" fragte eine zittrige Stimme. „Geben Sie sich zu erkennen, oder ich schlage Krach." „Ich bin es, Unga", sagte der Cro Magnon. Er näherte sich der Gestalt.
„Unga? Wer ist das?"
Der Cro Magnon erreichte den Unbekannten, der so breit wie groß war und ihm kaum bis zur Brust reichte. Er hatte ein widerwärtiges Gesicht mit schwammigen Hängebacken und einem schwabbeligen Doppelkinn. Der Blick seiner Schweinsäuglein war verschlagen, aber jetzt sprach auch Angst aus ihnen.
„Wollten Sie sich nicht mit mir treffen, um mir Informationen über Ys zu geben?" sagte
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