088 - Die Sumpfhexe
Metall. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen!“
Der Ausbruch erstaunte Buster. Ehe er aber etwas sagen konnte, rief eine krächzende Stimme aus der baufälligen Hütte: „Schick den Mann herein, statt dumm zu plappern. Er hat den weiten Weg nicht gemacht, um sich dein Geschwätz anzuhören.“
Buster trat in die Hütte. Er fragte sich, wie Samantha wohl erfahren haben mochte, daß die vor der Küste gesunkenen Galeonen gefunden worden waren. Hier im Sumpf lebten Doreen und das Mädchen von aller Welt abgeschlossen. Woher also bezogen sie ihre Nachrichten?
Die Alte war genauso häßlich, wie Buster sich eine Hexe immer vorgestellt hatte. Ihr verrunzelter Kopf mit den schwarzen Knopfaugen hatte etwas Reptilhaftes an sich. Doreen musterte den Besucher mit einem starren Blick, daß es ihn kalt überlief.
„Was willst du, Söhnchen?“ fragte die Alte. „Habt ihr nicht bekommen, was ihr wolltet? Schätze im Überfluß?“
Sie kicherte höhnisch. Samantha sang draußen ein Lied in einer Sprache, die Buster nicht kannte. Die Melodie war fremdartig und hatte einen eigenartigen Reiz. Buster war von dem schönen, dunkelhaarigen Mädchen von Minute zu Minute mehr fasziniert.
Gewaltsam zwang er sich, seine Aufmerksamkeit der Alten zuzuwenden.
„Mein Halbbruder ist schwer erkrankt“, antwortete er. „Zudem haben sich einige Dinge zugetragen, aus denen ich nicht klug werde. Du hast uns die Karte gegeben, nach der wir die Schiffe finden konnten. Bitte, hilf noch einmal!“
„Wieso glaubst du, daß ich euch helfen wollte?“
Darauf wußte Buster keine Antwort. In der niederen, düsteren Hütte herrschte ein chaotisches Durcheinander. Auf dem Schoß der Alten ringelte sich eine Sumpfotter, der sie zärtlich den dreieckigen Kopf streichelte. Auf einem alten, aus Brettern zusammengenagelten Schrank saß ein schwarzer Papagei.
Er sah Buster an, schloß ein Auge und krächzte: „Höllenbrut! Höllenbrut! Euch alle holt der Teufel!“
„Ruhig, Coco“, rief die alte Doreen. Sie wandte sich an Buster. „Erzähle mir alles.“
Buster ließ nichts aus, weder die Geschichte von dem Toten im Laderaum, noch Deans Schilderung des unheimlichen Erlebnisses in der Nacht und Taits Krankheit, deren Anzeichen auf Vampirismus hindeuteten. Freude und Genugtuung strahlten förmlich von der alten Hexe aus. Sie lachte böse.
„Was soll ich jetzt tun?“ fragte sie, als Buster geendet hatte. „Was erwartest du von mir?“
„Ich will wissen, was hinter diesen unheimlichen Ereignissen und der Krankheit meines Halbbruders steckt, und was ich dagegen tun kann.“
Ein lautloses Gelächter schüttelte die Alte.
„Gar nichts. Mit eurer Gier nach Schätzen habt ihr den Bann gebrochen, der den Fürsten der Nacht auf dem Meeresgrund hielt. Jetzt ist er zurückgekommen, und er hat seine alte Macht wiedererlangt. Ihr werdet alle sterben!“
Buster überlief es kalt. Er verbarg seine Angst und sagte barsch: „Was soll das Geschwafel, alte Vettel? Wer ist der Fürst der Nacht?“
Doreen funkelte Buster zornig an. Bazooka, die Sumpfotter, richtete sich von ihrem Schoß auf und zischte den kahlköpfigen Mann an. Die gespaltene Zunge der Schlange züngelte blitzschnell.
„Was sind Namen? Schall und Rauch. Geh jetzt, verschwinde von hier. Ich will allein sein.“
Buster nahm das Jagdgewehr von der Schulter und entsicherte es. Entschlossen sagte er: „Ich will von dir wissen, was vorgeht. Außerdem brauche ich einen Heiltrank für Tait. Ich rate dir, mir zu sagen und zu geben, was ich will, sonst kann ich sehr ungemütlich werden.“
Samantha kam herein. Sie trug jetzt eine noch feuchte, scharlachrote Bluse, die sich ihren Körperformen anschmiegte. Ihre grünen Augen funkelten Buster an.
„Woher sollen wir wissen, was außerhalb des Sumpfes vorgeht?“ fragte Samantha. „Es ist absurd, daß du uns fragst. Was den Heiltrank angeht, den sollst du haben. Gib ihm den Trank, Tante Doreen.“
„Meinst du, ich soll es tun?“ krächzte die Alte. „Er ist ein ungehobelter Klotz, der nicht weiß, wie er sich einer alten Frau gegenüber zu benehmen hat. Man sollte ihm eine Lektion erteilen!“
„Ich werde gleich noch viel ungehobelter“, sagte Buster. „Ich mag keine mysteriösen Redensarten. Heraus mit der Sprache! Wird Tait von einem Vampir heimgesucht, und ist dieser Vampir der Leichnam, der im Sarg auf dem Meeresgrund lag?“
„Glaubst du solche Schauermärchen?“ fragte Samantha.
„Ich weiß nicht, was ich glauben
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