088 - Die Sumpfhexe
soll“, antwortete Buster. „Aber worauf hat Dean gestern nacht geschossen?“
„Woher soll ich das wissen?“ krächzte die alte Hexe. „Vielleicht hat der junge Mann einen Alptraum oder eine Halluzination gehabt. Ein Schatten mag ihn genarrt haben, oder ein Vogel, der plötzlich aufflog. Vielleicht verfolgt er auch einen Zweck mit seinen Erzählungen, den ich nicht ergründen kann. Es mag sein, daß er die Schätze nicht mit euch anderen teilen will, und eine raffinierte Tour sucht, um euch zu erledigen.“
Mehr vermochte Buster nicht aus der Alten herauszubekommen. Sie nahm jetzt vielerlei Pulver und Ingredienzien dazu, verrührte das Ganze und ließ es kochen.
„Gut Ding will Weile haben“, kicherte sie. „Es dauert eine Zeitlang, bis der Trank fertig ist. Mach es dir draußen bequem.“
„Sieh zu, daß du fertig wirst. Ich muß noch durch den Sumpf zurück.“
Buster ging nur zu gern hinaus, denn in der Hütte begann es abscheulich zu stinken. Dampfschwaden krochen aus der niederen Tür. Sie hatten bizarre Farben und Formen.
Samantha leistete Buster Gesellschaft. Der untersetzte Mann vermochte nicht zu ergründen, ob das Mädchen völlig naiv oder äußerst raffiniert war. Sie rückte nahe an ihn heran und verdrehte ihm völlig den Kopf.
In der einen Minute ließ sie sich willig von Buster umarmen, erwiderte sogar seine Küsse, stachelte seine Leidenschaft mit gewagten Zärtlichkeiten und Liebkosungen an, in der anderen stieß sie ihn zurück. Buster wußte nicht, woran er war.
Die Begierde nach dem bildschönen Mädchen mit den grünen Augen machte ihn toll. Wieder entwand sich Samantha seiner Umarmung. Auflachend lief sie davon.
Buster eilte hinterher.
„Warte!“ stieß er hervor. „Dich kriege ich!“
Samantha verschwand in einer Gruppe von blühenden, betäubend duftenden Magnolienbüschen. Buster erreichte die Buschgruppe. Er durchstreifte sie suchend. Dann sah er Samantha.
Auf dem weichen Gras räkelte sie sich am Boden. Nackt. Ihre Kleider lagen neben ihr. Sie winkte Buster heran. Leidenschaftlich küßte und streichelte er ihren Körper.
Immer wilder wurden ihre Seufzer und ihre Bewegungen.
Buster erhob sich, wollte seine Kleider abstreifen. Plötzlich sprang sie auf, nahm ihre Jeans und lief lachend durch die Büsche davon. Buster sah sie in der Hütte verschwinden.
Fluchend zog er sich wieder an. Die kleine Hexe hatte ihn an der Nase herumgeführt wie einen dummen Jungen.
Ihr sonnengebräunter Körper hatte ihn toll gemacht, und
Samantha hatte sich einen Spaß daraus gemacht, ihn zu reizen.
Buster war wütend. Er ging zur Hütte. Samantha erwartete ihn dort, völlig angezogen jetzt. Als sei nichts gewesen, machte sie sich in der Hütte zu schaffen und trällerte ein Liedchen.
Doreen gab Buster ein Fläschchen mit einer trüben Flüssigkeit.
„Das ist der Heiltrank.“
„Was willst du dafür haben?“
„Fünfzig Dollar.“
„Was? Für das Gebräu? Ich bin doch nicht verrückt.“
Sofort riß die Alte Buster das Fläschchen aus der Hand.
„Dann gib es wieder her.“
Buster versuchte zu feilschen, aber Doreen blieb unerbittlich. Schließlich reichte Buster ihr eine Fünfzig-Dollar-Note und machte, daß er weiterkam. Die Sonne ging schon bald unter. Buster hetzte durch den Sumpf, denn sobald die Dunkelheit einbrach, mußte er das gefährliche Terrain hinter sich gebracht haben.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, hatte Buster immer noch zwei Meilen zurückzulegen. Er steigerte sein Tempo noch, obwohl ihm der Schweiß in Strömen herunterlief, sein Herz rasend hämmerte und sein Atem keuchend ging. Zwielicht herrschte und ging rasch in Dämmerung über.
Da sah Buster einen Schatten. Lautlos schwebte er über ihm dahin. Es war eine riesige Fledermaus. Mit einem schrillen Schrei stieß sie auf Buster herab. Er schlug nach ihr, spürte den Luftzug und die Berührung der großen Hautschwingen. Dann war die Fledermaus schon wieder einige Meter entfernt. Sie verschwand in einer Mangrovengruppe.
Angst erfaßte den Mann. In der Nacht zuvor hatte Dean genau dieselbe Fledermaus gesehen.
Buster hetzte weiter. Doch da trat ein Mann aus dem Mangrovendickicht, in dem die Fledermaus untergetaucht war. Ein großer, bleicher Mann mit glühenden Augen und einem schwarzen Umhang.
Langsam schritt er auf Buster zu. Dem schlotterten die Knie vor Entsetzen, als er in die glühenden Augen sah. Der Unheimliche öffnete die dünnen Lippen und bleckte lange, spitze
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