0880 - Ich will dein Blut, Sinclair!
hoch gewesen, doch der Aufprall machte ihn trotzdem benommen, obwohl er vom dichten Grasteppich gedämpft wurde. Auf dem Bauch blieb er liegen, das Gesicht im feuchten Gras.
Schmerzen wühlten ihn ebenfalls auf. Nur wußte er nicht, wo die Zentren lagen. Sein gesamter Körper tat ihm irgendwie weh, aber er dachte auch daran, sich in die Höhe zu stemmen.
Das Gewehr hatte er bei seinem Fall losgelassen. Es lag sicherlich zu weit für ihn entfernt, und er stemmte sich zunächst mit der linken Hand auf. In der Schulter riß etwas. Er stöhnte, fiel wieder zurück und versuchte es mit der rechten Hand.
Das klappte besser. Allerdings nur so lang, bis der Schatten plötzlich in seiner unmittelbaren Nähe erschien. Und dabei blieb es nicht, denn das Wesen griff an.
Etwas bohrte sich in den Rücken des Försters. Es war spitz, verteilte sich sternenförmig, und selbst die dicke Kleidung konnte den Druck nicht abschwächen. Gleichzeitig hörte er über sich das flatternde Geräusch, da bewegten sich Flügel.
Das Wesen war so stark, daß es den Förster in die Höhe reißen konnte.
Plötzlich schwebte er über dem Boden, ohne es direkt mitbekommen zu haben. Er hielt nur die Augen weit offen, sah unter sich den Nebel fließen, spürte den Druck der Krallen und wurde plötzlich losgelassen.
Wie ein Stein fiel er nach unten.
Wieder prallte er auf, diesmal noch wuchtiger als beim erstenmal. Er biß sich auf die Zunge. Als sein Mund zuklappte, spürte er für einen Moment den scharfen Schmerz im Mund und dann nichts mehr.
Der Förster hatte das Bewußtsein verloren, und das war genau der Sinn der Sache gewesen.
So bekam er nicht mit, wie er in die Höhe gerissen wurde und das Wesen mit seiner Beute fortflog.
Nacht und Nebel verdeckten alles…
***
Ich hatte mich verlaufen!
Dabei war ich über mich selbst so wütend, daß ich mich am liebsten irgendwo hingetreten hätte, doch es gab daran nichts zu rütteln, ich hatte mich tatsächlich verirrt. Es war meine Schuld gewesen.
Die Hast, bedingt durch die Sorge um Brandon King, den Förster, hatte mich vorangetrieben und unvorsichtig werden lassen. Dabei war ich mir sicher gewesen, eine Abkürzung durch den Wald zu finden.
Jetzt stand ich in diesem Wald und sah kaum mehr die Bäume, die hinter und zwischen den Nebelbänken zu fließenden Schatten geworden waren und mich schon zweimal sehr unsanft aufgehalten hatten, weil ich ihnen nicht rechtzeitig genug ausgewichen war.
Wohin jetzt?
Es dauerte einige Minuten, bis ich wirklich nur durch Glück den Pfad gefunden hatte. Meinem Eindruck nach befand ich mich nicht mal zu weit vom Range Rover entfernt, demnach hatte mir die Abkürzung rein gar nichts gebracht.
Von nun an war der Weg einfach. Ich lief ihn mit gespitzten Ohren, denn dieses flappende Geräusch klang mir noch immer nach. Nun war es nicht mehr zu hören - oder doch?
Ich blieb stehen, weil mich meine eigenen Trittgeräusche und auch mein Atem störten. Auch bei voller Konzentration war es nicht möglich, etwas Genaueres herauszufinden. Das zugegebenermaßen leise Geräusch wiederholte sich nicht.
Aus diesem Grunde setzte ich meinen Weg fort. Sehr bald schon schwamm vor mir am Boden ein düsteres Meer, und da wußte ich, daß ich die Lichtung erreicht hatte.
Ich tauchte fast bis zu den Knien in die graue Suppe ein, wandte mich sofort nach links. Wie ein gespenstisches Gerippe schälte sich der Hochsitz aus dem Dunst. Ich hatte den Kopf zurückgelegt, um die Balken an der Plattform erkennen zu können. Ich ahnte sie mehr, doch eine Gestalt zeichnete sich da nicht ab.
Ich hatte noch die Hoffnung, daß Brandon King auf dem harten Sitz hockte. Beim vorsichtigen Hochklettern rief ich den Namen des Försters und erhielt keine Antwort.
Mein Magen klumpte sich zusammen, der Schlag meines Herzens beschleunigte sich.
Ich beeilte mich, rutschte nicht aus und brauchte die Plattform erst gar nicht zu betreten, um erkennen zu können, daß sie menschenleer war.
Keine Spur mehr von Förster Brandon King!
Für einige Augenblicke blieb ich stehen, schüttelte dabei den Kopf und hob die Schultern. Ich selbst gab mir natürlich einen Teil der Schuld, ich hätte nicht gehen sollen, auf der anderen Seite war der Förster ein erwachsener Mensch, der all die Jahre auf sich allein aufgepaßt hat. Mir fiel auch auf, daß er sein Gewehr mitgenommen hatte. Das beruhigte mich nur für einen Moment, denn ich fand es wenig später in der Nähe des Hochsitzes im Gras liegen. Es war mehr
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