0881 - Das Kind der Mumie
schaute mal dorthin, wo der Überfall stattgefunden hatte, und kam schließlich auf ihre Rettung zu sprechen.
»Der Junge hat in mir etwas Besonderes erkannt. Deshalb wollte er nicht, daß ich getötet wurde.«
»Denkst du an deine Vergangenheit?« fragte Suko.
»Ja, so ist es.«
»Und weiter?«
»Nun ja, er hat mich nicht als Feindin eingestuft, das ist es wohl gewesen.«
»Aber seine Killer hätten dich getötet!« stellte Suko fest.
»Davon mußte ich leider ausgehen.«
»Wo können sie jetzt stecken?« fragte ich.
Shao hob die Schultern.
Ich deutete mit dem Daumen über meine rechte Schulter. »Vielleicht im Hotel?«
»Möglich. Obwohl ich daran nicht glauben will.«
»Aber irgendwo müssen sie ja hergekommen sein.«
Shao nickte. »Das ist richtig. Nur kann ich nichts Konkretes sagen. Ich kenne nicht mal Namen.«
»Kein Problem«, sagte der Chief Inspector. »Der Junge mit den goldenen Augen ist so auffällig, daß ihn kein Hotelangestellter übersehen kann. Da muß man einfach Bescheid wissen.«
Der Meinung war ich auch, drehte mich als erster um, stieg die drei Stufen hoch und schaute zu, wie die Scheiben der Eingangstür zur Seite wichen.
Vor mir lag ein kleines Foyer. Ich schaute direkt auf die Rezeption, hinter der ein dunkelhaariger Mann mit einem fast pechschwarzen Bart stand und hochblickte, als wir zu viert sein Hotel betraten.
Er schob die Ärmel seines weißen Hemdes hoch, zupfte an seiner schwarzen Weste und versuchte so etwas wie ein Lächeln.
Die Begrüßung fiel knapp aus, und er sprach darüber, daß es schwierig werden würde, uns drei Zimmer zu besorgen.
Ich schüttelte den Kopf, merkte die Stiche und ließ es bleiben. »Hören Sie zu, wir möchten nicht bei Ihnen wohnen, sondern nur eine Auskunft haben.«
Er runzelte die Stirn. »Auskunft…?«
»Ja«, sagte Tanner. »Es geht um drei ihrer Gäste, denke ich.«
»Tut mir leid, aber über meine Gäste kann ich nicht…« Er stockte, als ihm Tanner die Dienstmarke entgegenhielt. »Polizei…?«
»Ja.« Tanner deutete auf Suko und mich. »Das sind meine Kollegen. Bleiben Sie auch weiterhin bei Ihrer Meinung?«
Der Bärtige nagte an der Lippe.
»Nun ja, mit der Polizei sollte man sich gut stellen.«
Tanner lächelte süffisant. »Sie haben es wunderbar begriffen, mein Lieber.«
»Wie lauten die Namen der Gäste?«
Shao übernahm die Antwort. Sie strich ihr Haar zurück und beugte sich dem Tresen entgegen. »Die Namen kennen wir leider nicht. Ich kann Ihnen nur die Beschreibung liefern.«
»Ob das etwas bringt…«
»Keine Sorge, man kann sie nicht übersehen, denn sie sind zusammen mit einem Jungen.«
Der Bärtige trat einen Schritt zurück. »Ach ja, das stimmt.«
»Die Namen!« flüsterte Tanner. »Hamet.«
»Wie bitte?«
»Das sind die Gebrüder Hamet. Unter diesem Namen sind sie hier bei uns eingetragen.«
»Woher kommen sie?« fragte Suko.
Der Kopf des Hoteliers ruckte herum. »So genau weiß ich es nicht. Sie haben Ägypten angegeben, glaube ich.«
Suko, Shao und ich schauten uns an. Ägypten also. Der Name hatte uns aufhorchen lassen, denn mit Ägypten verbanden zumindest wir zahlreiche Rätsel und Geheimnisse, und auch die Psychonauten spielten dabei eine nicht eben kleine Rolle. Sie waren es doch, die das Rätsel der Cheopspyramide lösen wollten, um an das geheime Wissen heranzukommen.
»Sind die Männer auf ihren Zimmern?« erkundigte ich mich.
»Das weiß ich nicht. Sie haben unsere einzige Suite gemietet.«
»Wo finden wir sie?«
»In der zweiten Etage, Nummer 1.«
»Danke.«
»Wollen Sie denn hoch?«
»Ja«, sagte Tanner und beugte sich über den Tresen. »Wir wollen hoch, und wir wollen auch, daß Sie auf keinen Fall nach oben hin telefonieren, sage ich mal.«
»Das würde ich niemals tun.«
»Recht so.«
Bis zum zweiten Stock war es nicht weit, und da nahmen wir natürlich die Treppe. Zwei Ägypter und ein Junge mit goldenen Augen, dazu ein toter Psychonaut. Ich war gespannt, was uns noch alles erwartete und zog schon auf der Treppe meine Waffe…
***
Die kleine Hotelsuite bestand aus mehreren Räumen. Da war einmal der Wohnraum, von dem aus ein offener Durchgang zum Schlafzimmer führte, an das sich das geräumige Bad anschloß. Es gab noch einen Flur mit eingebautem Kleiderschrank und eine Gästetoilette. Die Suite war nicht prunkvoll eingerichtet, aber es ließ sich darin leben, auch wenn die Kissen der Sitzgruppen schon arg strapaziert worden waren. Die Couch und die Sessel hatten
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