Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gelungen, mit Shao Kontakt aufzunehmen. Sie erlebte meine Gedanken, während sie schlief. Deshalb wußte sie auch, wo du zu finden bist. Sie wollten nach Paris kommen, um dich zu schützen. Ich habe ihr erklärt, daß es nicht nötig ist und wir unsere Tickets bereits haben.«
    Laroche staunte. »Wahnsinn«, flüsterte er und kam noch immer nicht damit zurecht, wie sicher und locker sich dieser Junge bewegte, der nicht mal zehn Jahre alt war. »Dann werden sie uns abholen?«
    »Das denke ich.«
    Laroche war müde, aber erleichtert. Er lehnte sich gegen die Wand und knetete die Gesichtshaut.
    Dadurch wollte er die Durchblutung fördern und die Müdigkeit vertreiben, was ihm auch ein wenig gelang. Er hatte zuwenig geschlafen, hinzu kam die tiefe Angst, denn nach wie vor war die Zukunft für ihn ein schwarzes Loch, in das er hineinfallen konnte.
    Bis zum Start hatten sie noch Zeit genug. Das Gepäck war bereits aufgegeben worden, Laroche brauchte einen starken Kaffee. Er wollte den Jungen fragen, ob er auch etwas trank, als ihm dessen unnatürliche Haltung auffiel.
    Kinok gab sich nicht mehr so locker wie sonst. Er stand zwar noch auf derselben Stelle, doch er wirkte angespannt, und er bewegte dabei seine Augen, die das kräftige Strahlen verloren hatten und beinahe normal aussahen.
    »Ist was mit dir?«
    »Nein, nein…«
    Die Antwort klang nicht echt. Guy traute sich auch nicht, nachzufragen, statt dessen schlug er vor, noch eine Tasse Kaffee zu trinken, und Kinok lehnte seinen Wunsch nicht ab.
    In der Nähe fanden sie ein kleines Café, nahmen zwei freie Plätze ein, und Laroche bestellte Kaffee für sich. Er aß dazu ein frisches Croissant, während der Junge nur seinen Orangensaft trank, das Glas mit beiden Händen festhielt und immer wieder an dem ihm gegenübersitzenden Erwachsenen vorbeischaute; weil ihn die anderen Gäste - zumeist Geschäftsreisende - interessierten.
    »Du hast doch was«, sagte Laroche.
    Kinok hob die Schultern.
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    »Ich kann es nicht.«
    Laroche verbrannte sich die Oberlippe, weil die dunkle Brühe in der Tasse zu heiß war. Er unterdrückte einen Fluch, betupfte die Stelle mit einem Tuch und steckte es wieder weg. Kinok sah sehr nachdenklich aus. Er schien Probleme zu wälzen, und Laroche fragte noch einmal nach. »Was ist los mit dir?«
    Für einen Moment dunkelten die goldenen Augen. Das konnte Ärger bedeuten, mußte aber nicht so sein. »Ich kann es dir nicht sagen«, flüsterte der Junge.
    »Du willst es nicht?«
    »Ich weiß es selbst nicht, Guy. Es ist etwas um uns, aber ich bin sehr unsicher, weil ich es nicht fassen kann.«
    Laroche ließ nicht locker. »Hast du denn keine Ahnung, was es sein könnte?«
    »Nein, nicht direkt. Ich weiß nur, daß es mit mir zusammenhängt. Mit mir und meinem Wissen.«
    »Nicht mit mir?«
    Kinok hob die Schultern. »Das ist auch möglich. Ich möchte es jedoch nicht bestätigen.«
    »Sollen wir denn überhaupt fliegen?«
    Kinok lächelte verlegen. »Wir müssen so schnell wie möglich nach England, und das ist für uns beide der einfachste Weg. Ich allein hätte einen anderen gefunden, aber nicht mit dir zusammen. Da funktioniert die Magie einfach nicht.«
    Die Worte hatten den Wissenschaftler beruhigen sollen, das Gegenteil war eher der Fall, denn nun dachte Laroche an die zahlreichen Flugzeugabstürze und Unglücke, von denen er gehört und gelesen hatte. Es drängte ihn nicht mehr, nach London zu reisen. Auf der anderen Seite wußte er genau, daß nur Kinok sein Leben retten konnte, denn der Sonnenkult kannte kein Pardon.
    Auch Kinok hatte zu ihm gehört, aber Kinok war ungehorsam gewesen, das wußte Laroche auch.
    Der Junge mit den goldenen Augen nickte und lächelte ihm gleichzeitig zu. »Wir sollten jetzt bezahlen und dann gehen«, schlug er vor.
    »Ja, natürlich.« Laroche holte Geld hervor und legte es auf den Tisch. Dann erhob er sich. Als er zusammen mit Kinok das kleine Café verließ, schlug sein Herz viel schneller als gewöhnlich…
    ***
    Sie gehörten zu den ersten Passagieren, die das Flugzeug betraten. Draußen auf dem Rollfeld kämpfte das erste Licht des Tages erfolgreich gegen die Nacht an. Der Himmel sah blank aus, und im Osten würde jeden Augenblick die Sonne aufgehen.
    Seit er wußte, wie gefährlich die Sonne werden konnte, mochte Laroche sie nicht mehr. Aber auch die Nacht war ihm nicht geheuer, er lebte in einem Zwiespalt und fragte sich, wie lange er diesen Zustand noch durchhalten

Weitere Kostenlose Bücher