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0882 - Der Sonnen-Dämon

0882 - Der Sonnen-Dämon

Titel: 0882 - Der Sonnen-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Fingern, er schaute aus dem Fenster, dann in die andere Richtung, wo sich die linke Sitzreihe befand und so gut wie alle Plätze besetzt waren.
    Laroche gegenüber, nur durch die Gangbreite getrennt, saß ein Mann, der einen dunklen Anzug anhatte. Darunter trug er einen ebenfalls dunklen Pullover. Der Mann schaute zum Fenster hinaus, so daß Laroche nicht mal das Profil erkannte. Dafür sah er das Haar. Es war aschgrau und glatt nach hinten gekämmt. Der Mann machte unbewußt den Jungen nervös. Kinok schaute immer wieder hin, runzelte die Stirn, schloß die Augen und stieß ein leises Stöhnen aus.
    »Hast du Probleme?« flüsterte Laroche.
    »Ja.«
    »Warum? Mit wem?«
    »Dieser Mann dort auf der anderen Seite, der seinen Sitzplatz am Gang hat…«
    »Ja, was ist mit ihm?«
    »Ich kenne ihn!«
    »Woher denn?«
    Kinok ließ sich Zeit mit der Antwort. Seine Hände rieben schabend übereinander. Er suchte nach Worten, dabei war doch eigentlich alles klar. »Dieser Mann ist mein Vater…«
    ***
    Der heiße Strahl erwischte die Brust des Archäologen, ließ sich auch durch die Kleidung nicht aufhalten und bohrte sich tief in seinen Körper, wo er dann regelrecht explodierte und die normale Welt für einen Moment vor Laroches Augen verschwimmen ließ. Er atmete einige Male tief durch, wobei er sich wünschte, die Worte des Jungen nicht gehört zu haben.
    Dieser Mann ist mein Vater!
    Für Laroche war es grauenhaft. Sofort erinnerte er sich wieder daran, wo er und Clayton in der Grabkammer gestanden hatten und plötzlich eine unheimliche Gestalt aus dem Dunkel erschienen war und nach dem Baby gegriffen hatte.
    Der Sohn der Mumie!
    Also mußte auf der anderen Seite des Ganges nicht der Vater, sondern eine Mumie sitzen!
    Für Laroche brach eine Welt zusammen. Er war jetzt völlig durcheinander und wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Was er auch tat, er würde alles falsch machen, da er seine Selbstsicherheit fast völlig verloren hatte.
    Aus dem rechten Augenwinkel nahm er das Nicken des Jungen wahr, als wollte Kinok seine Worte noch einmal bestätigen. Es drang kein Laut mehr aus seinem Mund, und das Stöhnen des Archäologen war so leise, daß nur er selbst es hörte.
    Er hielt die Augen weit offen und schaute gegen die Rückseite des Vordersitzes. In seinem Kopf drehte sich alles, da fuhren die Gedanken ebenso Karussell wie seine Gefühle, mit denen er überhaupt nicht zurechtkam. Er saß in einem Flugzeug - okay, er wußte, daß er es nicht während des Flugs verlassen konnte, aber für ihn war die Maschine nicht mehr normal, sie hatte sich in einen fliegenden Sarg verwandelt, denn die Furcht, hier nicht lebend herauszukommen, steigerte sich bei ihm von Sekunde zu Sekunde.
    Wenn er genau darüber nachdachte, so saß er zwischen Vater und Sohn. Zwei Mühlsteine, die ihn zerquetschen konnten, und Sorath hatte die Maschine bestimmt nicht grundlos betreten. Es war auch nicht sicher, ob er mit ihnen zusammen in London landen würde, sondern lieber einen anderen Weg einschlug.
    Wie der aussah, wagte sich Laroche nicht auszumalen. Tod in einer Maschine. Möglicherweise ein Absturz über der Nordsee, mehr als hundert Tote…
    Hinter der dünnen Haut auf seiner Stirnmitte spürte er wieder das leichte Brennen. Dort hatte sich das dritte Auge festgesetzt, aber es zeigte sich nicht. Dafür fielen die dünnen Schweißbäche in seinem Gesicht auf.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als sich Kinok neben ihm bewegte. Auch sein Gesicht sah angespannt aus, und das Leuchten in seinen Augen hatte sich verstärkt.
    Laroche faßte Mut, als er die Frage stellte. »Was willst du jetzt tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Laroche leckte seine Lippen ab. »Aber du weißt sicherlich, weshalb dein Vater in dieses Flugzeug gestiegen ist - oder?«
    »Das denke ich mir.«
    Ein tiefer Atemzug, der beruhigen sollte. »Willst du es mir sagen, Kinok?«
    Der Junge wartete mit der Antwort.
    Beide kamen sich vor wie auf einer Insel inmitten von Menschen. Was um sie herum ablief, interessierte sie nicht, es gab nur sie beide und natürlich den Unheimlichen mit seinen aschgrauen Haaren.
    »Muß ich es dir sagen, Guy, oder kannst du es dir nicht denken? Ich habe schon einmal im Sinne meines Vaters gehandelt, als dein Freund Clayton starb.«
    »Dann weiß ich Bescheid. Du sollst mich töten!«
    »So ist es.«
    Der Magen drückte sich hoch. Laroche spürte ihn als Klumpen dicht an seiner Kehle. Er wollte sprechen, er wollte atmen, er

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