0882 - Der Sonnen-Dämon
geholt, in die man dich hineinsteckte, und es sind damals die alten Psychonauten gewesen, die es taten. Man hätte dich nach der Öffnung geholt und mitgenommen. Du wärst vergangen, wenn ich nicht erschienen wäre. Ich wußte, daß die Kammer irgendwann geöffnet werden würde. Ich habe darauf gewartet, und wieder waren es Psychonauten, die den Weg fanden und das zerstörten, was ihre Vorfahren für immer und ewig verschlossen halten wollten. Das darfst du nicht vergessen, du kannst dich nicht auf ihre Seite stellen. Du hast bereits bewiesen, wie stark du bist. Ich will, daß du es abermals beweist. Er sitzt neben dir, er hat das dritte Auge. Du beherrschst den bannenden Blick, deshalb verlange ich von dir, daß dieser bannende Blick das Auge und auch den Menschen zerstört.«
»Ich soll töten!«
»Nein, nur deinen Weg gehen, Sohn!«
»Ich will es nicht. Ich will nicht morden. Ich kann es nicht. Er soll am Leben bleiben.«
Der Vater schien überrascht zu sein. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine gewisse Bösartigkeit ab. »Du stellst dich gegen mich?« Er fuhr über seine linke Wange, als wollte er dort seine Haut abkratzen.
»Ja, gegen dich und gegen das Unrecht!«
Einen Moment lang war Sorath sprachlos. Schließlich nickte er und sagte: »Dann werde ich es tun!«
»Versuche es, Vater!«
Laroche hatte zugehört und jedes Wort dieses Dialogs, der sich um ihn drehte, verstanden. Der Vergleich zwischen den beiden Mühlsteinen war wirklich nicht so weit hergeholt. In zehn- oder fünfzehntausend Fuß Höhe würde es zu einer furchtbaren Eskalation kommen, und wahrscheinlich würde nicht nur er in Mitleidenschaft gezogen werden, sondern auch die übrigen Passagiere.
Es geht um mich! hämmerte sich Laroche ein. Es geht ausschließlich um mich. Ich trage die Schuld an all den schrecklichen Vorgängen, und ich werde auch dafür büßen müssen. Ich will nicht, daß andere Menschen zu Schaden kommen. Ich habe Fehler begangen, und ich werde den Mut aufbringen, mich diesen Fehlern zu stellen.
Er wollte sprechen, aber eine Hand drückte ihn zurück in den Sitz. Der Junge hatte zugegriffen. Er wollte an ihm vorbei auf seinen Vater schauen, und Laroche, der einen Blick nach rechts in Kinoks Gesicht warf, entdeckte darin eine Veränderung.
Plötzlich glänzten die Augen wieder wie zwei Sonnen. Hell, strahlend, von einem unerklärlichen und wahnsinnigen Licht erfüllt, aber Sorath hielt dagegen.
Auch er hatte sich verändert.
Ein heller Schein überzog seine Haut, als wäre sie bepinselt worden. Das Gesicht war kaum mehr zu erkennen, und auch die Augen des Jungen glichen jetzt zwei Strahlern.
Der Kampf zwischen ihnen tobte bereits. Es konnte nur einen Sieger geben, nur einen…
Im selben Augenblick explodierte die Welt in einem grellen Schein!
***
Aus! Aus! Aus!
Die Worte schossen durch den Kopf des Archäologen, als wäre ein Rundfunkreporter dabei, ein besonders spannendes Fußballspiel zu kommentieren und glücklich darüber, diesen Krimi zu Ende gebracht zu haben.
Es war vorbei. Der Lichtblitz vor dem Ende. Genau vor dem Zeitpunkt, an dem die Maschine in die Luft flog. Die Menschen, die Sitze, das Metall, das Fahrwerk, alles verglühte in einem gewaltigen Feuerblitz, um atomisiert auf die Wasserfläche aufzuschlagen.
So dachte Laroche, und er hörte die furchtbaren Schreie der anderen Fluggäste. Sie gellten in seinen Ohren, sie waren furchtbar und grauenhaft, und sie würden den Flug nach unten begleiten.
Vieles wirbelte bei Laroche durcheinander, mit den Dingen kam er nicht mehr zurecht. Sie waren auf den Kopf gestellt worden, er konnte sie nicht mehr nachvollziehen, und er fragte sich, ob er eigentlich auch geschrieen hatte.
Es wurde still.
Grausam still.
Nur für einen Moment hielt die Stille des Todes an, und der Mann wunderte sich, daß er seine Beine bewegen und nach vorn strecken konnte. Mit den Armen war es ebenso. Sie befanden sich noch am Körper. Kein Explosionsdruck hatte sie abgerissen.
Körper?
War er noch da?
Guy Laroche öffnete die Augen. Er sah vor sich den Sitz des anderen Fluggastes. Nichts brannte.
Die Maschine war nicht auf dem Wasser aufgeschlagen, sie flog ruhig durch die Luft, und Laroche drehte seinen Kopf nach rechts, wo der Junge saß.
Er war nicht mehr da.
Statt dessen gelang es ihm, unter dem Rollo herzuschauen und nach draußen zu blicken, wo der Himmel eine herrliche Bläue zeigte.
Ein tiefer Atemzug, dann das Begreifen.
Kinok war weg!
Laroche zog die Lippen
Weitere Kostenlose Bücher