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0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

Titel: 0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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blieb ihr sonst noch?
    »Gleich ist sie da…« Serhat presste seinen kleinen Körper eng an den seiner Erzieherin. Ein Zittern ging durch den Jungen, das kein Ende finden wollte.
    Etwas schlug heftig von außen gegen die Tür!
    »Kommt ihr freiwillig heraus? Oder soll ich euch holen? Ihr habt die Wahl!«
    Wie zur Bestätigung erschütterte ein zweiter Schlag das Türblatt, und Rola wurde klar, welche Kraft in der Vampirfrau steckte. Hinter Rola brachen im gleichen Moment alle Dämme - die Kinder drehten durch. Erst war es nur ein Wimmern, dann begannen einige zu weinen, dann kippte die Stimmung in Hysterie um.
    Millisan Tull und Marja Bannier taten, was sie konnten, doch die Kinder waren nicht mehr zu bändigen. Rola stand allein mit Serhat vor der Tür, hinter der ihr aller Tod lauerte. Sie wusste, dass sie dem Vampir nichts entgegensetzen konnte, doch irgendetwas musste sie tun. Mit sanfter Gewalt schob sie Sjerhat zu den anderen Kindern zurück. Dann baute sie sich vor der geschlossenen Tür auf.
    Pokern mit rein nichts auf der Hand … - wie Rola das hasste!
    »Vampir! Du willst Doktor van Zant, habe ich Recht?«
    Für lange Sekunden herrschte Stille, doch dann kam die Stimme der angeblichen Köchin klar und kraftvoll.
    »Ja, aber er ist nicht im Gebäude, das weiß ich. Keine Sorge, ich werde ihn bekommen, doch zunächst soll er noch andere Qualen erleiden… ich…«
    Rola DiBurn unterbrach Sinje-Li. »Ich kann ihn hierher holen. Ich besitze die Fähigkeit, mich mit ihm in Kontakt zu versetzen.« Rola redete Unsinn, doch sie hoffte, die Vampirin würde darauf eingehen - Zeit schinden war alles, was Rola im Augenblick im Sinn hatte.
    Sinje-Li lachte hämisch. »So? Das kannst du also? Nun, dann tu es - los, er soll kommen und sich mir stellen. Doch glaube nur nicht, dass ich deshalb euer Blut verschmähe. Los, rufe ihn. Sag ihm, ich warte schon sehnsüchtig auf seinen Hals.«
    Das letzte Wort war noch nicht ganz verklungen, da explodierte vor Rola die Welt - das Türblatt flog ihr mit Macht entgegen, drückte sie zu Boden. Benommen versuchte sie auf die Füße zu kommen, doch ihre Kraft reichte dazu einfach nicht aus. Mit verschwommenem Blick sah sie die Gestalt, die wie die Inkarnation der Gewalt den Türrahmen nahezu ausfüllte.
    Sinje-Li hatte die letzte Schranke zwischen sich und ihren Opfern einfach weggeblasen.
    Und in ihren Augen stand der Blutrausch…
    ***
    Ihr Weg war vorgegeben.
    Er musste unterirdisch möglichst geradlinig in Richtung des Stadtzentrums verlaufen - dazu natürlich waagerecht, und am richtigen Punkt zur Oberfläche führen.
    Diesen Weg gab es so nicht.
    Natürlich nicht, denn die Höhlen der sogenannten Kugelgötter, die Zamorra große Rätsel aufgaben, waren nicht für einen solchen Zweck angelegt worden. Es wurde rasch klar, dass die drei Männer Umwege in Kauf nehmen mussten. Zamorra hoffte nur inständig, dass der Paromer wirklich einen Plan im Kopf hatte, und nicht blindlings drauflos marschierte.
    Was Zamorra nur dachte, das sprach Artimus van Zant ganz einfach laut und deutlich aus.
    »Hey, Vinca, ich hoffe, du hältst die Karte auch richtig herum.« Der Paromer zog die Stirn kraus, gab aber keine Antwort, denn er verstand Artimus' Andeutung natürlich nicht. Der murmelte schon leicht genervt vor sich hin.
    »Vertrauen Sie mir - ich weiß, was ich tue… ich komme mir vor, als würden wir Sledge Hammer hinterherlaufen.« Zamorra grinste. Ja, an die Krimi-Parodie aus den 80er-Jahren erinnerte er sich auch noch recht gut. Natürlich durfte man alles tun, nur besagtem Hammer nicht vertrauen.
    »Vinca hat hier unten angeblich seine halbe Kindheit verbracht. Vertrauen wir ihm also wirklich.« Dennoch ließ auch er einen Nachsatz folgen. »Was sollen wir auch anderes tun?«
    Der einzige Gang, der aus der dritten Kugelhöhle führte, verlief unangenehm viele Grade nach unten. Die drei hatten so ihre Probleme, sich mit den Absätzen ihrer Schuhe ausreichend abzubremsen. Die Wände jedenfalls waren so glatt, dass dort kein Halt zu finden war. Endlich pendelte sich die Neigung auf ein erträgliches Maß ab, und der Gang fand sein Ende in der nächsten, weitaus tiefer liegenden Kugelhöhle.
    Zamorra schätzte den Hohlkörper mit einem einzigen Blick ab. Der Durchmesser der Kugel betrug sicher vierzig Meter und mehr. Die oben doch recht abgestandene Luft war hier deutlich höher in der Qualität, was daran liegen mochte, dass von der Kaverne sechs Gänge abgingen - die Luftzirkulation

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