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0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen

Titel: 0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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funktionierte dadurch erheblich effizienter.
    Der Parapsychologe hörte Vinca aufstöhnen. Den Grund dafür entdeckte Zamorra mit dem nächsten Blick. Direkt neben dem Gang mit dem größten Durchmesser lagen Skelette! Die Anzahl konnte der Professor nur grob schätzen - sicher waren es mehr als einhundert. Vinca hatte es befürchtet… viele seines Volkes hatten Zuflucht vor der wuchernden Steinmasse genommen, indem sie in das Labyrinth der Kugelhöhlen geflohen waren.
    Sie mussten gewusst haben, was ihnen drohte, wenn die weiße Stadt die Öffnungen an der Oberfläche schloss. Doch in ihrer Verzweiflung hatten sie wohl keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Sie waren hier elendig verhungert… verdurstet…
    Dennoch musste es auf Parom weitere Öffnungen zu dem unterirdischen Labyrinth geben - auch jetzt noch, denn die Atemluft war zwar abgestanden, doch durchaus erträglich. Vielleicht hatten diese Paromer danach gesucht, nach dem Weg zurück an das Tageslicht, und es nicht mehr rechtzeitig gefunden.
    Ein schrecklicher Anblick, sicherlich, doch einer, den Zamorra schon beinahe als Routine für sich betrachtete. Seine Nackenhaare stellten sich aus einem anderen Grund hoch… und der beunruhigte ihn nun wirklich: Die Skelette waren fein säuberlich aufeinandergestapelt!
    Wer das auch immer getan haben mochte, der lebte ja vielleicht noch… hier unten, irgendwo in diesen Kugeln. Van Zant hatte den exakt gleichen Gedanken, das sah Zamorra seinem Freund und Kampfgefährten an, der seine Blicke plötzlich nervös in alle Richtungen schickte. Vinca von Parom hingegen sah nur die Gebeine seiner Artgenossen, sah vor seinem geistigen Auge das Leiden und den Todeskampf der Schwestern und Brüder.
    Aus Wut, aus Sorge und Verzweiflung wurde Hass. Hass gegen die weiße Stadt, die Lakir gefangen hielt, die eine blühende Zivilisation vernichtet hatte - einfach so, ohne dass es einen Anlass gegeben hätte. Es war genau dieser eine Moment, in dem Vinca vor dem Skelettberg kniete, der ihn endgültig veränderte.
    Als er sich erhob, da konnte Zamorra das Leuchten in seinen Augen sehen - es war ein gefährliches Leuchten, das überall dort zu finden war, wo der Hass sein Spiel gegen den letzten Rest der Vernunft gewonnen hatte.
    Zamorra sah und erkannte es, doch es fiel ihm schwer, Vinca dafür zu verurteilen. Er konnten den Mann von Parom nur zu gut verstehen. Nicht lange war es her, als Zamorra von der Macht der 13 Siegel eines Buches regelrecht besessen war - er hatte in die Abgründe seines eigenen Ichs geblickt.
    Vinca erging das nun nicht viel anders. Zamorra wusste, dass der Krieger nun ohne Rücksicht auf jegliche Verluste gegen die weißen Städte kämpfen würde.
    Vinca stand aufrecht direkt vor dem Skelettberg. Langsam drehte er sich um seine eigene Achse, und seine Stimme drang bis weit hinein in die Gänge, die von der Höhle abgingen.
    »Rokka! Bist du da? Hörst du mich? Komm her, keine Angst, niemand ist dir böse. Nun komm schon… Rokka! Zu mir, komm!«
    Zamorra und Artimus sahen einander mehr als verblüfft an. Das klang ja so, als würde das Herrchen seinen treuen Vierbeiner zu sich rufen. Nur Sekunden später wurde ihnen klar, wie nahe sie damit an der Wahrheit gelegen hatten.
    Aus einem der Gänge brach plötzlich ein muskelbepacktes Wesen hervor - nahm direkt Kurs auf die drei Männer. »Ein Bär!« Van Zants Schrei hallte durch die Kugel. Zamorras erster Gedanke war eher in Richtung Gorilla gegangen, doch so falsch lag Artimus nun auch wieder nicht.
    Die Kreatur lief auf allen vieren, und sie erreichte dabei eine mehr als erstaunliche Geschwindigkeit, wenn man die Masse ihres Körpers betrachtete. Merlins Stern rührte sich nicht - das Amulett fühlte sich und seinen Träger also nicht angegriffen? Zamorra sah das anders. Nur zu gern hätte er jetzt eine ordentliche Keule oder etwas in der Richtung in Händen gehalten.
    Gut fünf Meter trennten das Wesen und die drei Männer noch, da bremste der Irrwisch heftig ab, kam direkt vor Vinca zum Stehen. Zamorra betrachtete den Gorilla-Bär nun genauer. Das Tier - zumindest hielt der Professor es dafür - hatte kein Fell, sondern eine lederartige Haut, die rotbraun schimmerte. Der Kopf hatte tatsächlich vieles von einem Menschenaffen… der auf eine Schulterhöhe von sicherlich mehr als einem Meter kam. In dem kreisrunden Schädel dominierten die Augen. Kluge Augen, die in Bernsteinfarbe leuchteten.
    Vinca hatte sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt. Er

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