0883 - Labyrinth der Kugelhöhlen
Schritten enterte er das Wurzelhaus. Die drei sicherten nach allen Seiten ab, doch dann wurde ihnen schnell bewusst, wie sinnlos das war.
Artimus van Zant überwand seine Verblüffung als Erster.
»Das gibt es nicht. Keine Wachen? Nicht im Schacht, nicht im Haus.«
Vinca, der kurzerhand nach draußen gelaufen war, setzte hinzu: »Und auch nicht um das Haus herum. Kommt mit.«
Der Paromer hatte natürlich richtig beobachtet. Auch um das Wurzelhaus herum gab es keine Wachen. »Was jetzt?« Artimus blickte Zamorra fragend an. Sie hatten mit einem Kampf gerechnet, damit, dass sie Lakir hier aus der Gewalt der grauen Riesen befreien, mit ihr die Flucht antreten mussten. Doch nun fühlte der Südstaatler sich nur noch verunsichert.
Zamorra beobachtete die Innenseite des mächtigen Kokons, der um sie herum in den Himmel schoss. Dieser Anblick war faszinierend und schrecklich zugleich. »Wir werden nach Lakir suchen. Was sonst sollten wir schon machen?«
Der Professor blickte zu dem Rokka. »Kann er uns eventuell auf eine Fährte führen?«
Vinca ging neben dem Wesen in die Hocke. »Was meinst du, mein Freund? Du kennst meine Lakir ja nicht, aber wenn es hier einen lebenden Paromer gibt, dann solltest du ihn doch eigentlich finden, oder?«
»Ich glaube, das können wir uns sparen.« Es war Artimus, der Vinca unterbrach. »Schaut… dort…«
Zamorra und Vinca wandten sich in die Richtung, die der Physiker ihnen wies. Sie trauten ihren Augen nicht.
Vinca von Parom kam langsam wieder in die Höhe. Ungläubig öffnete er den Mund. Es kam nur ein einziges Wort über seine Lippen: »Lakir?«
Dann begann Vinca zu laufen - direkt auf die Frau zu, die mitten auf der breiten Straße stand.
***
Vinca von Parom war ein kräftiger Mann.
Er packte Lakir, warf sie wie eine Stoffpuppe in die Höhe, fing sie sanft wieder auf… dann schloss er sie so fest in seine Arme, dass Zamorra schon befürchtete, er würde die Frau regelrecht zerquetschen.
Artimus van Zant grinste. »Kann das sein? So eine Geschichte wie die hier endet einfach so… Friede, Freude, Eierkuchen. Ich kann mich nicht erinnern, dass uns das zuvor schon einmal passiert ist. Jetzt müssen wir nur zurück in den Wurzelschacht - zurück durch die Kugelhöhlen und raus aus dem Einzugsgebiet des Kokons. Dann hält uns nichts mehr auf Parom.«
Er hörte sich selbst sprechen, hörte die eigenen Worte ganz genau. Je länger er redete, desto unlogischer wurde ihm das, was er da von sich gab. Ein kurzer Blick in Zamorras Gesicht erhärtete diese Ahnungen. »Was ist los, Zamorra?«
Der Franzose beobachtete die beiden Liebenden, die sich nach wie vor in den Armen lagen. Er sah die mächtigen Emotionen-Vincas… und die von Lakir. Da passte etwas nicht zusammen.
»Schau genau hin, Artimus. Verhält sich so eine Frau, die nach langer Gefangenschaft gerade von ihrem Mann befreit wird? Schau hin.«
Zamorra hatte Recht. Lakir schien glücklich, ihrem Mann wieder in den Armen zu liegen, doch van Zant sah ihr Lächeln. Das war kein befreites, kein erlöstes Lächeln. Darin lag ein Hauch von kühler Zufriedenheit… so lächelte eine Mutter, deren böses Kind endlich Vernunft angenommen hatte und nach Hause gekommen war.
Langsam gingen Zamorra und Artimus auf die beiden zu. Der Rokka hielt sich hinter ihnen, schien irritiert zu sein.
Vinca platzte vor Tatendrang. »Los, wir dürfen keine Zeit verlieren. Mit ein wenig Glück schaffen wir die Flucht durch den Wurzelsch…« Lakir legte mit einer zarten aber bestimmenden Geste eine Hand auf seinen Mund.
»Rede nicht von Flucht, Liebster. Du bist jetzt wieder heimgekehrt. Alles ist jetzt anders als früher, Vinca. Alles wird nun gut werden. Der Plan läuft an. Du und ich, wir werden so dringend gebraucht. Ich bin so froh, dass du nun wieder bei mir bist.«
Vinca trat einen Schritt zurück.
»Was redest du, Lakir? Wir sind hier, weil wir von Parom fliehen müssen - du und ich, wir müssen uns eine neue Welt suchen. Das hier ist nicht mehr unser Parom. Warum redest du nur so?«
»Weil sie sehr vernünftig geworden ist, Vinca von Parom.«
Die Männer fuhren herum. Wie hingezaubert waren sie plötzlich von annähernd zwei Dutzend Praetoren umringt. Artimus baute knurrend seinen Schild auf, doch Vinca hielt ihn zurück.
»Halt, es sind zu viele. Damit werden wir nicht so einfach fertig. Lass uns besser reden.« Auch Zamorra legte eine Hand auf van Zants Schulter. Der Physiker fügte sich wütend.
Aus der Menge der Praetoren
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