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0884 - Mondwölfe

0884 - Mondwölfe

Titel: 0884 - Mondwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir noch was für sie tun?« fragte Suko.
    »Bestimmt nicht.«
    So dachte auch mein Freund. Trotzdem verließen wir mit einem etwas schlechten Gewissen die Wohnung.
    ***
    Nebel, verfluchter Nebel!
    Dick Donovan, der zweiunddreißigjährige Lehrer mit der langen Mähne, die schon bei zahlreichen Vorgesetzten negativ aufgefallen war und bei den Eltern der Schüler ebenfalls, schüttelte immer wieder den Kopf und schrie seinen Frust hinaus, gegen die dichten Wolken, die Leichentücher, die Aschefahnen, was auch immer.
    Der Nebel kümmerte sich nicht darum. Er blieb, wie er war, legte seine feuchten Tücher um die einsame Gestalt des Lehrers, der, bevor er in seinen Opel Frontera stieg, noch die Seitenscheiben von ihrem feuchten Film befreite.
    Eigentlich war er ein Idiot, sich auf diese Sache eingelassen zu haben. Aber er war nun mal mit Leib und Seele Pädagoge, und einer seiner Schüler war krank geworden. Aus diesem Grunde hatte er nicht am Unterricht in der Dorfschule teilnehmen können. Da er nicht eben zu den besten Schülern gehörte und nicht zu sehr abfallen sollte, hatte sich Dick Donovan entschlossen, ihm an einigen Abenden Nachhilfe zu erteilen. Hinzu kam, daß die Eltern und auch der Junge nicht im Dorf wohnten, sondern auf einem einsamen Flecken Erde, wo der Vater des Jungen ein Heer von Schafen bewachte. Das Haus lag in einer Geländefalte, wäre für Dick Donovan als Wohnort zu einsam gewesen, und diese Einsamkeit potentierte sich noch, wenn die Nacht von einem grauen Nebel so erfüllt war wie diese. Da konnte man als melancholischer Mensch stumpf - oder trübsinnig werden.
    Auch wenn das Dorf als Wohnort nicht eben viel Abwechslung bot, kam es Donovan im Vergleich zum Haus des Schäfers wie der Trubel einer Großstadt vor. Im Dorf hörte er wenigstens Stimmen, nahm auch andere Geräusche wahr und mußte sich nicht immer das Blöken der Schafe in den großen Ställen anhören. Das war nichts für ihn.
    In drei Tagen, so hatte er dem Jungen versprochen, wollte er ihn wieder besuchen und sich mit ihm zusammen, um die »heißgeliebte« Mathematik kümmern.
    Die Seitenscheiben waren sauber, die Außenspiegel ebenfalls von der Feuchtigkeit befreit, und so stieg der Mann ein. Während er startete, warf er einen letzten Blick nach rechts, wo sich die breite Fassade des Schäferhauses normalerweise immer gut abzeichnete. Nicht an diesem Abend. Da hatte der Nebel die Herrschaft übernommen, und seine Schleier schienen selbst die Lichter hinter den Fenstern zu fressen. Die Natur gehörte ihm, und Dick Donovan schloß damit die Menschen ein.
    Was konnten sie schon unternehmen, wenn der Dunst dick wie Watte war?
    Zum Glück kannte er sich in der Gegend aus. Er würde den Weg auch im dichten Nebel finden.
    Unter den Winterreifen des Frontera knirschten kleine Steine, als er losfuhr. Daß er den Wagen bekommen hatte, hielt er für einen Glücksfall. Sein Onkel hatte beschlossen, nicht mehr zu fahren und das Auto einfach dem Neffen geschenkt, der es besser brauchen konnte und der seinen alten Renault R4 seiner Freundin Sally überlassen hatte.
    Dick rollte vom Grundstück des Schäfers und erreichte den schmalen Weg, der den Namen Straße nicht verdiente. Donovan fand die Luft im Wagen verbraucht, kurbelte das rechte Seitenfenster einen Spalt nach unten und ließ frische Luft herein, wobei ihn die Nebelfetzen nicht mal störten.
    Der Lehrer fuhr durch eine geisterhafte Landschaft, die manche Menschen sicherlich geängstigt hätte. Büsche, Sträucher und hin und wieder Baumgruppen begleiteten die Straße und auch ihn.
    Aber alle sahen nicht normal aus, sie wirkten irgendwie gequält, verzerrt, geduckt, geisterhaft wie die Kulisse zu einem Gruselfilm, und sie sahen auch so seltsam verändert aus.
    Man brauchte nicht mal viel Phantasie mitzubringen, um in ihnen unheimliche Gestalten erkennen zu können, die sich versammelt hatten, um den einsamen Fahrer oder Wanderer allein durch ihre Anwesenheit zu erschrecken.
    Wenn der Wind hin und wieder in die Nebelwand hineinblies und die Wolken an gewissen Stellen rotieren ließ oder sie sogar aufriß, dann sahen die Büsche und Sträucher aus, als wären sie von einem geisterhaften Leben erfüllt worden, das sich lange Zeit in den Tiefen der Erde verborgen gehalten hatte, um allmählich an die Oberfläche zu steigen, damit sie sich den arglosen Menschen präsentieren konnten.
    Dafür hatte Dick Donovan keinen Blick. Seine Gedanken beschäftigten sich bereits mit dem folgenden

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