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0884 - Mondwölfe

0884 - Mondwölfe

Titel: 0884 - Mondwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf der Decke. Dann knurrte ihr Mann wieder. Lauter, diesmal. Und sie stellte fest, daß es ein Geräusch war, das ihr Angst einflößte.
    Sie dachte an Helens Worte. Nun betrachtete sie die Erklärungen aus einem anderen Blickwinkel.
    Ihre Gedankenkreisel rissen jäh, als sich Dorian wieder bewegte. Aus seiner knienden Haltung schoß er in die Höhe und erinnerte diesmal wirklich an ein Tier, das sich entschlossen hatte, aus seiner Höhle zu springen.
    Der nächste Sprung.
    Diesmal höher.
    Dann die Drehung im Sprung!
    Eine Sekunde später sah Tracy ihren Mann von vorn.
    Ihr Mann?
    Nein das war nicht mehr ihr Mann, das war eine Bestie!
    ***
    Es gibt nur eine schmale Grenze zwischen dem Gelächter der Freude oder dem Lachen des Wahnsinns. Tracy Ralston stand unbeweglich auf der Stelle und wußte nicht, für was sie sich nun entscheiden sollte. Sie tat nichts, sie starrte nur und stellte sich selbst vor, einen bösen Traum zu erleben, aus dem sie irgendwann aufwachte. Ein Horrorfilm, der sich wie ein Dieb in die Wirklichkeit hineingeschoben hatte, denn was da auf dem Bett hockte, war unbeschreiblich.
    Mensch oder Bestie?
    Keine Antwort traf direkt zu, denn ihr Mann, ja, ihr eigener Mann, befand sich in einem Zustand der Verwandlung, der Metamorphose. Beim ersten Hinschauen konnte es so aussehen, als wäre sein Gesicht mit einem dichten Bartwuchs bedeckt. Doch es war kein Bart, sondern Fell. Dichtes, weiches Fell, das sich über seine Wangen schmiegte und auch über einen Mund, der keiner mehr war, denn das zuckende Etwas da vorn, das an der Spitze noch feucht glänzte, glich mehr einer Schnauze, zwischen deren Hälften gelbweiße Zähne schimmerten.
    Tracy schüttelte sich. Es war die erste Reaktion nach der Entdeckung überhaupt. In ihr kochte etwas über.
    Sie wollte schreien, aber sie konnte es nicht, auch dann nicht, als sie den gelben Geifer sah, der aus dem Mund floß.
    Dann hörte sie das Knurren.
    Es klang böse und vibrierte in ihrem Kopf. Zwei Augen, die nicht mehr die ihres Mannes waren, starrten sie an. Grünliche Halbkugeln mit gelben Funken in der Mitte.
    Vor dem Maul warf der Schleim Blasen. Gleichzeitig tropfte er nach unten und klatschte auf die Decke.
    Der böse Blick!
    Er wollte sie bannen, und als Tracy mit einem Wimpernschlag die Augen schloß, um sie sofort danach wieder zu öffnen, da hatte sie instinktiv das Richtige getan.
    In diesem Moment war die Verbindung zu dem, der da auf dem Bett saß, gerissen. Es gab keine Gemeinsamkeiten mehr zwischen ihnen. Es war vorbei. Dieses Wesen war nicht mehr ihr Mann, und sie wollte es sich auch nicht länger betrachten.
    Tracy zog sich zurück. Daß sie dabei zitterte, war ihr egal. Sie brauchte jetzt einen Ort für sich, denn sie wußte, daß ihr Mann etwas Schreckliches von ihr wollte.
    Er sprang vom Bett.
    Tracy hatte in diesem Augenblick die Tür erreicht und zerrte sie auf. Daß die vordere Kante der Klinke noch gegen ihren Arm stieß, bekam sie nicht mehr mit. Der Schmerz war nebensächlich geworden. Die Tränen in ihren Augen schimmerten aus einem anderen Grund.
    Sie eilte durch den Flur und kam sich vor wie eine fremde Person in einer fremden Welt. Das war nicht mehr ihre Wohnung, das war alles so schrecklich, so fremd, selbst der Hausflur beruhigte sie nicht. Tracy wandte sich nach links. Sie jagte die Treppe hoch und hielt sich am Geländer fest.
    Von unten her wehten die Geräusche zu ihr hoch, als wären sie von einem Windstoß getragen worden.
    Tracy sah plötzlich so etwas wie eine Hand oder eine Pranke über den Handlauf wandern. Die Pranke entfernte sich von ihr. Es bedeutete, daß ihr Mann - war es wirklich noch ihr Mann? - den Weg nach unten und zur Haustür hin nahm.
    Tracy atmete auf, verlor das Gleichgewicht und sank auf den Stufen nieder. Ihre Augen brannten, die Tränen verschleierten ihren Blick. Trotzdem wunderte sie sich, daß es ihr noch möglich war, so klar zu denken und sie nicht in wilde Panik verfiel, die letztendlich alles über ihr zusammenbrechen ließ.
    An eine Zeit konnte sie sich nicht mehr erinnern. So wußte sie auch nicht, wann sie sich aus ihrer Sitzhaltung erhob und mit zitternden Knien und bebenden Gliedern den Weg nach unten ging. Tracy wollte zurück in ihre Wohnung. Wohin hätte sie auch gehen sollen? Für sie gab es keine andere Möglichkeit. Als sie vor der Tür stand, hörte sie, daß unten die Haustür geöffnet wurde.
    Kein Mitbewohner sollte sie in diesem Zustand sehen, deshalb verschwand sie in ihrer

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