0884 - Mondwölfe
Küche und ließ die Tasche am Spiegel stehen.
Es roch nach Kaffee. Draußen wurde es allmählich heller. Aber noch immer hockte der Dunst vor dem schrägen Dachfenster, mehr eine Luke, die durch einen Hebel in die Höhe geschoben werden konnte.
Bill Jackson hatte bereits den Tisch »gedeckt«. Käse und Brot. Beides sah alt aus. Die Brotscheiben bogen sich bereits.
Rita suchte nach Schimmel, als sie sich auf den Hocker setzte. Zuvor hatte sie den Kaffee in die großen Tassen eingeschenkt. Mit einem gefährlich aussehenden Messer säbelte Jackson einige Käsescheiben ab, und dabei grinste er sie tückisch an.
Rita senkte den Blick.
»Was denkst du?«
»Nichts.«
»Lüg nicht.« Er trat gegen ihren Hocker. »Ich weiß genau, was du gedacht hast. Du hast dir gewünscht, mir mit dem Messer die Kehle durchzuschneiden.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Mörderin, und daran habe ich nicht gedacht.«
»Lüg nicht.« Er legte das Messer zur Seite und fing an zu essen. Dabei schmatzte er, schlürfte den Kaffee, und Rita hatte den Eindruck, neben einem hungrigen Wolf zu sitzen.
Sie probierte den Kaffee. Er war heiß und schwarz. Jackson ließ sich nicht stören. Er saß rechts neben ihr, »aß« und grunzte hin und wieder zufrieden. »Wir werden noch einen schönen Tag miteinander haben«, sagte er.
Sie hob ihre Schultern.
»Warum sagst du nichts?«
»Ich überlege.«
Ein scharfes Lachen. »Kannst du das auch?«
Rita ging nicht auf die Beleidigung ein, sondern sagte mit leiser Stimme. »Mich würde interessieren, was mit deiner Schulter geschehen ist, Jackson.«
Bill schluckte Käse und Brot, legte das Messer zur Seite und blieb starr wie ein Eisklumpen sitzen.
Die Frau dachte daran, einen Fehler begangen zu haben. Sie zitterte wie Espenlaub. Natürlich hatte sie damit einen wunden Punkt angesprochen. Er konnte über eine derartige Veränderung einfach nicht glücklich sein, aber er sagte nichts. Dafür drehte er den Kopf nach links, so daß er Rita Buckly anschauen konnte.
Die versuchte ein Lächeln, was ihr mehr schlecht als recht gelang. »Sorry, Jackson, schon gut. Es war nicht so gemeint. Ich… ich… war nur überrascht, vorhin, als ich es sah, verstehst du?«
»Klar, ich verstehe.«
Plötzlich ritt sie der Teufel, und sie fragte flüsternd: »Ist das denn echt?«
»Ja.«
Rita trank hastig zwei Schlucke Kaffee. Er war nicht mehr so heiß, man konnte ihn jetzt gut trinken.
»Es wuchs.«
Ritas Stimme war kaum zu verstehen. »Wie ist das denn möglich? Es ist nicht zu begreifen.«
»Doch.«
»Und wie?«
»Das geht dich nichts an!« Seine Stimme hatte wieder schärfer geklungen, und sie hatte auch geglaubt, tief in seiner Kehle ein Grollen zu hören. Sein Gesicht war sehr nahe dem ihren. Rita betrachtete es, auch den Bartschatten, wobei ihr auffiel, daß es eigentlich keine Stoppeln waren, sondern ein weicher Flaum, und der Vergleich mit dem Fell raste durch ihren Kopf.
Dort also auch!
Durch das Anheben der Tasse und einen langen Schluck Kaffee versuchte sie, das Erschrecken zu verbergen. Sie sah dann, daß die Tasse leer war, auch in Jacksons Tasse schimmerte nur noch ein Rest, und sie sagte, als sie vom Hocker rutschte: »Ich hole frischen Kaffee.«
»Ist gut.«
Blaß im Gesicht, drehte sich die Frau wieder der Kaffeemaschine zu. Abermals zitterten ihre Knie.
Rita befürchtete, wieder zurück in den alten Zustand zu rutschen. Wenn sie von der Panik erfaßt wurde, war es für eine Chance zu spät.
»Du mußt ruhiger werden«, sagte Jackson, als sie mit zitternder Hand Kaffee einschenkte.
»Sicher.«
»Mach ich dich nervös? Oder ist es schon die Vorfreude auf unseren Nachtisch.« Er strich mit seiner Hand über ihre Brüste, und sie schaute gegen den Handrücken, auf dem ebenfalls ungewöhnlich viele dunkle Haare wuchsen.
»Du trägst nichts drunter, wie?«
Sie lächelte scheu.
»Das ist gut.«
Er ließ Rita gehen, damit sie die Kanne mit dem Kaffeerest wieder auf die Warmhalteplatte stellen konnte. Dann nahm sie wieder Platz. Es gefiel Jackson nicht, daß die nichts aß, und er wies sie mit scharfer Stimme darauf hin.
»Gut«, erwiderte sie nickend und dabei die Tasse mit dem heißen Kaffee umfassend. »Ich werde Käse essen. Gibst du mir eine Stück?« Sie war plötzlich ruhig, sehr ruhig. Die nächsten Augenblicke schienen zeitverzögert abzulaufen.
Zwei Dinge geschahen zugleich. Sie hob die Tasse an, er griff nach dem Käse, der in dicken Scheiben geschnitten
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