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0884 - Mondwölfe

0884 - Mondwölfe

Titel: 0884 - Mondwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden war. Erst drehte sich Jackson von ihr weg, dann mußte er sich ihr wieder zuwenden, um ihr den Käse zu geben.
    Darauf hatte Rita gewartet.
    Noch hielt sie die Tasse fest, den Blick nicht auf den Kaffee gerichtet, sondern auf Jacksons Gesicht.
    Eine knappe Bewegung, ein winziger Schwung, und dann war es geschehen. Der Kaffee schwappte aus der Tasse hoch, und die heiße Flüssigkeit traf Jacksons Gesicht…
    ***
    Plötzlich war alles anders. Für die Frau war die Zeitverzögerung geblieben. Da mußten sich irgendwelche Vorgänge in ihrem Gehirn abspielen, die nur bei Gefahr auftraten. Der Kaffee war voll in das Gesicht hineingeschwappt. Der Mann hatte noch die Hände hochgerissen, für ihn leider zu spät, denn da verbrühte die heiße Flüssigkeit bereits seine Haut.
    Ein tierischer Schrei brandete durch die primitive Küche. Blind schlug Jackson um sich, was Rita zwar mitbekam, aber nicht mehr von ihrem Hocker aus, denn sie war auf dem Weg zur Tür. Sie sprang über die Schwelle, bückte sich, packte ihre Handtasche, und noch immer hatte sie den Eindruck, sich viel zu langsam zu bewegen. Aus der gebückten Haltung heraus sprang sie nach vorn, der Wohnungstür entgegen, wo ihr Mantel hing. Der Schlüssel steckte von innen. Sie mußte aufschließen, dabei riß sie den Aufhänger des Mantels ab und war trotzdem selig, als sie die Tür aufziehen konnte.
    Ihr Gesicht war eine Zeichnung der Angst. Die Augen weit aufgerissen, den Mund ebenfalls, sprang sie in den kalten und düsteren Flur, und erst dort überkam sie wieder die Realität.
    Alles lief normal ab. Rita bewegte sich nicht mehr verlangsamt, was sowieso eine Einbildung gewesen war.
    Vor sich sah sie die Treppe. Altersschwach, aus Holz gebaut, mit weichen Stufen und runden Kanten.
    Das Geländer wackelte, als sie bei jedem Schritt mehrere Stufen auf einmal nahm. Nur nicht stürzen und weg von hier! Raus aus dieser verfluchten Wohnung, weg von diesem schrecklichen Monster.
    Rita polterte die Stufen hinab. Sie war nur auf sich selbst konzentriert. Daß die Polterei einige Hausbewohner aufgeschreckt hatten, bekam sie nicht mit.
    Die Leute rissen die Türen auf und sahen, wie Rita an ihnen vorbeihuschte!
    Der Flur unten war mit kleinen Fliesen ausgelegt worden, auf denen soviel Schmutz klebte, daß es für Rita unmöglich war, das Muster zu erkennen. Es war auch nicht wichtig. Sie wollte nur das verdammte Haus verlassen und schaffte es.
    Fast wäre sie auf dem feuchten Pflaster des Gehsteigs noch ausgerutscht und gefallen, aber auch hier hatte sie Glück und konnte sich soeben noch fangen. Mit der Schulter prallte sie gegen eine alte Straßenleuchte, die längst ihren Glaskopf verloren hatte.
    Rita kannte die Gegend kaum. Mit einem Taxi waren sie hergefahren, aber es spielte auch keine Rolle, wo sie sich befand. Sie rannte weg, und in ihrem Kopf hämmerten die Gedanken, als wollten sie jedes harte Auftreten noch einmal vervielfältigen. Es war herrlich, die Freiheit zu genießen, zugleich aber spürte sie die kalte Furcht, und sie überlegte, ob sich dieser Jackson noch weiter verwandeln würde.
    Man konnte Rita einiges nachsagen, aber das Gefühl der Verantwortung, auch der Allgemeinheit gegenüber, das war ihr nicht verlorengegangen.
    Für sie hieß das im Klartext, daß sie die Mitmenschen über Jacksons Zustand informieren würde.
    Dazu wollte sie mit der Polizei Kontakt aufnehmen.
    Erfahrungen mit ihr hatte sie noch nicht gemacht. Rita konnte nur hoffen, daß sich die Beamten so ähnlich verhielten wie in den Fernsehserien. Auf dem Gehsteig war sie erst stehengeblieben, als sie Seitenstiche bekommen hatte. Gänsehautschauer folgten.
    Die Knie waren ihr weich geworden. Sie ging taumelnd zur Seite. Aus einem Schatten wurde ein fester Gegenstand, und so lehnte sich die Frau gegen die Hauswand.
    Sie war am Ende ihrer Kräfte, konnte nicht mehr, beugte sich vor, atmete keuchend. Die Lungen schienen in Flammen zu stehen, der Hals saß zu, und einige Male spie sie aus.
    Verfolgt er sie?
    Es versetzte ihr einen Stich, als sie daran dachte. Nein, von Jackson war nichts zu sehen.
    Gar nichts…
    Und plötzlich überkam sie eine ungeheure Wut auf den Kerl. Und diese Wut mußte sich freie Bahn verschaffen, aber nicht durch Schreien, sondern durch ein irre klingendes Lachen.
    Das Kopfschütteln und die Blicke der Passanten waren ihr dabei egal…
    ***
    Es war Freitag, und wir hatten es mal wieder geschafft, die Mittagspause bei unserem Stamm-Italiener zu verbringen.

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